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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Komm, Clifford.«
    Sie hatte doch den ganzen Tag mit Gott und der Welt geredet, wie konnte sie da noch immer weitersprudeln?
    »Aber nun sag mir endlich, was ich mit deiner Wohnung tun soll«, beharrte sie, schon in der Tür.
    »Ganz einfach. Versuch den Mund zu halten. Du machst den Computer wahnsinnig.«
    Einen Moment war sie fassungslos, dann brach sie in heiteres Lachen aus. »Arnau, Arnau! Du bist mir ja einer!« Und damit verschwand sie aus unserem Blickfeld, während Clifford uns zum Abschied herzlich zunickte und die Tür hinter sich schloß.
    »Endlich!« stöhnte Ona, die seit unserer Ankunft neben Daniels Bett stand. »Nimm’s mir nicht übel, Arnau, aber deine Mutter ist anstrengend.«
    »Wem sagst du das!«
    Ona beugte sich zu meinem Bruder hinunter und gab ihm einen sanften Kuß auf den Mund. Mir fiel auf, daß sie das nicht gewagt hatte, während ihre Schwiegereltern noch im Raum waren. Daniel warf allerdings brüsk den Kopf herum und starrte zum Fenster, als wollte er der Berührung entgehen.
    »Weißt du, was?« Ich stellte mich neben Ona, die wie versteinert dastand. »Wir setzen ihn auf und rasieren ihn.«
    Aber sie reagierte nicht. Ich nahm ihren Arm und zog sachte daran. »Komm, Ona. Hilf mir.«
    Als wir es nach einigen Mühen und reichlich Gerangel endlich geschafft hatten, Daniel auf den Bettrand zu setzen, hörten wir an der Tür ein zaghaftes Klopfen. Wir dachten, im nächsten Moment käme die Oberschwester der Spätschicht zur Tür herein. Statt dessen klopfte es wieder.
    »Wir erwarten niemanden, oder?« flüsterte Ona.
    »Nein«, bestätigte ich. »Und ich hoffe, es ist weder Miquel noch Diego.«
    »Herein!« rief sie, diesmal mit lauter Stimme.
    Ich war perplex, als plötzlich Proxi und Jabba im Türrahmen erschienen. Die Betroffenheit stand ihnen ins Gesicht geschrieben, als sie Daniel erblickten, der in einen dieser scheußlichen Krankenhauspyjamas gezwängt wie ein Schwachkopf auf der Bettkante hockte.
    »Kommt rein!« Ich winkte sie näher.
    »Wir wollten nicht stören«, zögerte Jabba, der eine dicke Mappe unter dem Arm trug.
    »Ihr stört nicht«, versicherte meine Schwägerin lächelnd.
    »Kommt schon. Steht nicht so rum.«
    »Das ist, glaube ich, nicht der Moment . «, bemerkte Proxi, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    »Na ja, wir wollten ihn gerade . « Ich brach ab, weil mir schlagartig bewußt wurde, daß die beiden nicht ohne triftigen Grund um diese Uhrzeit ins Krankenhaus gekommen wären.
    »Was ist los?« »Wir wollten dir nur ein paar Sachen zeigen«, Jabba klopfte eilig auf die überquellende Mappe. »Aber das hat Zeit bis morgen.«
    Ihre Blicke sprachen allerdings Bände.
    »Geht es um den Boykott der TraxSG?«
    »Nein, das läuft reibungslos.«
    Also mußte es um das Aymara gehen, das im Südosten des Inkareichs gesprochen wurde.
    »Macht’s dir was aus, wenn wir Daniel wieder hinlegen?« wandte ich mich an Ona. »Ich bin dann gleich wieder da.«
    »Kein Problem«, ermunterte sie mich, und wir verfrachteten meinen Bruder behutsam wieder ins Bett; ihn hinzulegen war einfacher, als ihn aufzusetzen. »Geh nur. Mach dir keine Gedanken.«
    Aber ich machte mir Gedanken, wenn auch nicht unbedingt um Daniel. »Wir sind unten in der Cafeteria. Ich nehme das Handy mit, ruf an, wenn du mich brauchst.«
    Kaum, daß ich die Tür leise hinter mir geschlossen hatte und wir im Flur standen, blickte ich die beiden ernst an: »Was ist denn los?«
    »Du wolltest doch alles über das Aymara wissen?« Proxi runzelte die Stirn. Hier auf dem Gang redeten die beiden nicht lange um den heißen Brei herum.
    »Schon.«
    »Dann mach dich auf was gefaßt!« verkündete Jabba geheimnisvoll und wandte sich zum Ausgang der Station. »Du ahnst nicht, worauf du dich da eingelassen hast!«
    »Wovon redet der?« wollte ich von Proxi wissen.
    »Warte besser, bis wir sitzen. Hör auf den Rat einer Freundin.«
    Wir sagten kein Wort mehr, hasteten mit einigen Schritten Abstand hinter Jabba her, der offensichtlich den Turbo zugeschaltet hatte, bis wir in der Cafeteria ankamen.
    Der geräumige Speisesaal war zwar nicht gerade voll, aber alle Tische waren von einzelnen Familienangehörigen besetzt. Sie starrten auf ihr Tablett und aßen zu Abend. Das Essen wurde aus großen, in die Theke eingelassenen Aluminiumtrögen geschöpft und sah unter den Wärmelampen aus, als hätte man es aus Resten von Gefängnisfraß zusammengekocht. Doch die Leute an den Tischen - überwiegend ältere Frauen, denen man von

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