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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Flüsse und Berge. Was machte mich dann so stutzig? Mal überlegen ... Pizarro hatte die Inka 1532 in Cajamarca, ungefähr tausend Kilometer nördlich von Cuzco, besiegt, indem er anscheinend alle langohrigen Adligen vergiftet und den letzten ihrer Monarchen, Atahualpa, gefangengenommen hatte, um ihn kurz darauf zu töten. Das war der Beginn des Vizekönigreichs Peru gewesen und der systematischen Zerstörung des alten Reichs, der Verbreitung von Christentum und Inquisition, der Niederschrift der ersten Chroniken . Was zum Teufel entging mir bloß gerade?
    »Fällt dir denn gar nichts auf?« fragte Proxi.
    »Also eigentlich nicht, ehrlich gesagt«, murmelte ich, blieb jedoch weiter suchend über die Fotokopie gebeugt wie ein eifriger Schüler und strich mir dabei nachdenklich über den Kinnbart.
    »Na, komm schon!« machte Jabba mir Mut. Er wollte mich wohl gewinnen sehen.
    »Ich wiederhole das fragliche Datum: Die Karte ist aus dem Jahr 1513.«
    »Ja, und, was ist damit?« fragte ich mißmutig. Ich wollte keine Hilfe, ich wollte die Lösung nicht hören, und das wußten die beiden. Ich hatte offensichtlich die notwendigen Daten zur Lüftung des Geheimnisses selbst im Kopf. Ich mußte nur meiner Intuition folgen. Es war, als tastete ich mich durch eine dieser Dunkelzonen ohne Paßwort, wo einen nur die eigenen Herzschläge in den sicheren Hafen bringen. Ich war wieder der unerschrockene Odysseus, der versuchte, sein Schiff nach Ithaka zu lenken, der forsche Hacker, der darum kämpfte, etwas zu knacken, was lawt’ata, mit dem Schlüssel verschlossen, war.
    Auch wenn es mich nervte, wußte ich jetzt dank Proxi, daß ich bei den Jahreszahlen anfangen mußte. Es gab zwei: 1513, das Jahr, in dem die Karte angefertigt worden war, und 1532, das Jahr, in dem Pizarro in Cajamarca eingetroffen war, um die Eroberung des Inkareichs einzuleiten. Zwischen 1513 und 1532 lagen neunzehn Jahre . erstaunlicherweise zugunsten der Karte. Soviel - oder vielmehr sowenig - ich wußte, waren weder Peru noch Bolivien, noch Chile, noch Feuerland entdeckt, als Pizarro 1531 aus Panama aufbrach. Also konnten 1513 die genaue Form und Ausdehnung der Andenkordillere sowie der Verlauf der großen Flüsse gar nicht bekannt sein. Und erst recht nicht der Titicacasee und Tiahuanaco, von den Colla und ihren bevorzugten Kopfbedeckungen ganz zu schweigen.
    Zu allem Überfluß war die Karte von einem Türken gezeichnet worden! Es mochte ja noch angehen, daß Kolumbus nicht der tatsächliche Entdecker Amerikas war - eine Erkenntnis, die angesichts der Theorie über die Wikinger kaum mehr anzuzweifeln war -, aber die Türken? Diesen Bären ließ ich mir nicht aufbinden.
    »Die Karte ist gefälscht«, behauptete ich mit der Inbrunst der Überzeugung. »Zeitlich gesehen, kann diese Karte einfach nicht echt sein. Wenn sie also wirklich alt ist, dann ist sie eben eine mottenzerfressene Fälschung.«
    Meine beiden aufmerksamen Zuhörer lächelten. Sie schienen zufrieden, fast stolz.
    Proxis Augen wurden so schmal, daß sie sich in zwei Wimpernschlitze verwandelten. »Ich wußte, daß es dir auffallen würde!« rief sie aus.
    »Und - ist sie nun gefälscht?« fragte ich und hob die Augenbrauen, überrascht davon, wie leicht es gewesen war, die Lösung zu finden.
    »Quatsch mit Soße!« rutschte es Jabba verächtlich heraus.
    »Die Karte ist echt, gemalt in Gallipoli in der Nähe Istanbuls im Jahr 1513 vom historischen Piri Reis daselbst.«
    »Kann doch gar nicht sein.«
    »Habe ich dir nicht gesagt, daß an dieser Geschichte alles stimmt, bis in die kleinste Kleinigkeit? Ich wiederhole: Wir sprechen hier nicht von Hobbits oder Elfen. War’s nicht so?«
    »Aber das macht keinen Sinn!« widersprach ich und wurde langsam sauer. »1513 wußte man nicht, wie die Neue Welt aussah. Ich könnte fast schwören, daß die Menschen damals noch glaubten, in Indien angekommen zu sein, dem wirklichen Indien im Osten.«
    »Du hast recht. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Woher nahm Piri Reis sein Wissen für diese Karte? Sie ist keine Fälschung, das bestätigt die Tatsache, daß sie von der Fachwelt anerkannt und katalogisiert worden ist - ganz abgesehen von den aufwendigen historischen Nachforschungen, die angestellt wurden, um alles zu beweisen, was mit der Karte und ihrem Urheber zusammenhängt. Und auch mit den vielen Informationen, die Piri Reis selbst auf osmanisch-türkisch in arabischer Schrift überall auf der Karte verstreut hat.«
    »Geht das schon wieder los

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