Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
von ihrem Spickzettel und schaute mich ungerührt an. »Das Schärfste kommt noch. Wie du selbst bemerkt hast, Root, endet die Südspitze Feuerlands nicht im Meer an der Magellanstraße, wo die Ozeane sich miteinander verbinden. Statt dessen zieht sich der Kontinent in die Länge und geht über in eine merkwürdige Antarktis ohne Eis. Nun gut, als man die Karte 1929 entdeckt, wurde dies für eine weitere Ungenauigkeit gehalten. Sie wurde einfach auf die Unkenntnis zurückgeführt, die zu der Zeit herrschte, als die Karte angefertigt wurde. Aber .«
    »Aber ...?«:
    »Aber akustische Sondierungen, die in der Gegend von Forschungsschiffen durchgeführt wurden, haben ergeben, daß es diese Landbrücke zwischen Südamerika und der Antarktis gegeben haben muß. Und zwar genau wie auf der Karte des Piri Reis verzeichnet, nur daß sie heute unter dem Meeresspiegel liegt. Anscheinend ragte sie vor der letzten Eiszeit darüber hinaus und war begehbar. Die letzte Eiszeit soll wohlgemerkt einschließlich all ihrer Varianten und dazwischenliegenden warmen Epochen zweieinhalb Millionen Jahre gedauert haben, sie liegt bereits zehn- oder elftausend Jahre zurück. Jedenfalls kann man die Antarktis im übertragenen Sinne - oder vielleicht sogar wissenschaftlich exakt - als Halbinsel des amerikanischen Kontinents bezeichnen.«
    Ich fluchte und rieb mir energisch das Gesicht, während Jabba ein spöttisches Auflachen unterdrücken mußte.
    »Der Gipfel des Wahnsinns war erreicht, als Satellitenaufnahmen zu der Entdeckung führten, daß unter dem antarktischen Eis ebenfalls Festland ist. Das war bis 1957 nicht bekannt. Man fand heraus, daß die Küstenlinie, die Berge, die Buchten und die Flüsse, die auf den Infrarotfotos aus dem Weltall zu sehen sind, exakt mit dem übereinstimmen, was unser Freund, der türkische Pirat, gezeichnet hat. Es gibt nicht die kleinste Abweichung dabei. Piri Reis hat zweifellos die Antarktis von anderen Karten kopiert, allerdings von Karten, die erstaunlich alt sein müssen, weil sie den Kontinent nicht so zeigen, wie er seit zehntausend Jahren ist, sondern, wie er war, bevor er vom Eis bedeckt wurde.«
    Ich schürzte perplex die Lippen und brauchte eine Ewigkeit, bis ich zwei zusammenhängende Worte herausbrachte. »Und natürlich . «, stotterte ich schließlich, »ist eine Fälschung deshalb ausgeschlossen, weil die Karte 1929 in Istanbul entdeckt wurde, während die Satellitendaten aus dem Jahr 1957 stammen.«
    »Ganz genau«, bestätigte Jabba, der weiter auf und ab ging.
    »Los, Proxi, es gibt da noch ein paar Sächelchen mehr.«
    »Noch mehr?« rief ich aus.
    »Ja, mein Lieber, ja. Keine Angst, ich bin gleich fertig .« Sie hob die Tasse an die Lippen und trank einen Schluck, obwohl ihr Kaffee längst kalt sein mußte. »Die verflixte Karte benutzt ein Meßsystem, das als die >Acht Winde< bezeichnet wird. Frag mich nicht, was das ist, ich hab’s beim besten Willen nicht kapiert. Irgendwie funktioniert es wohl so, daß die verschiedenen Teile der Karte mit einem Zirkel in Winkeln von etwa zwanzig Grad zentriert werden. Neben diesem anscheinend archaischen System arbeitet die Karte noch mit einer griechischen Meßeinheit, die >Stadion< heißt und 186 Metern entspricht. Wenn man das Ganze nun in moderne geographische Größen umrechnet, ist die Karte - und jetzt paß gut auf . « Proxi tippte mir mit ihrem Zeigefinger an die Stirn. »... in all ihren Proportionen und Entfernungen absolut exakt. Obwohl sie auf den ersten Blick verzerrt und irreal aussieht, als wimmelte es vor geographischen Fehlern, stellt sich heraus, daß sie exakt ist wie die besten unserer heutigen Karten und die geographische Breite und Länge aller Punkte auf dem Globus perfekt wiedergibt. Die geographische Breite ist bereits seit undenklichen Zeiten bekannt, weil man dafür nur die Sonne benötigt. Aber die Längenberechnung gibt es erst seit dem 18. Jahrhundert, und zwar konkret .« Sie schaute auf ihre Notizen. »... seit 1761. Dafür sind nämlich Kenntnisse in sphärischer Trigonometrie nötig und spezielle Meßinstrumente, die es vorher noch gar nicht gab. Trotzdem hat Piri Reis auf der Grundlage der alten Karten, die er abgezeichnet hat, die Meridiane genau angegeben, und seine Berechnungen sind absolut korrekt ... was ein ziemlicher Schlag für unser Weltbild ist!«
    Sie faltete ihren Zettel vorsichtig zusammen und steckte ihn zurück in die Hemdtasche, womit sie ihren Vortrag für beendet erklärte.
    In meinem Kopf drehte

Weitere Kostenlose Bücher