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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sich alles, während ich versuchte, dem Ganzen einen Sinn abzuringen. Ich fühlte mich wie in einem Flugzeug, das von Turbulenzen erschüttert wird und kurz davor steht, im Sturzflug abzuschmieren und auf dem Boden zu zerschellen. Wie zum Teufel war Daniel in eine solche Geschichte hineingeraten? Wie kam mein Bruder mit seinem Quadratschädel dazu, sich in derartig abwegige Gefilde zu verirren?
    »Weißt du, warum wir Informatiker so schlechte Liebhaber sind?« fragte Jabba und setzte sich wieder vor seine leere Kaffeetasse.
    »Du vielleicht«, widersprach ich ihm und wappnete mich innerlich gegen einen weiteren grausigen Informatikerwitz.
    Jabba war nicht zu bremsen. »Weil wir immer versuchen, den Job so schnell wie möglich zu erledigen, und wenn wir fertig sind, glauben wir, die vorherige Version verbessert zu haben.«
    »O nein!« jaulte ich und warf mich mit gespielter Verzweiflung über den Tisch, worauf sich Proxi vor Lachen ausschüttete.
    Wir ließen Luft ab. Dauerstreß und Ungewißheit hatten wie ein unerträglicher Druck auf uns gelastet, so daß nun einfach die Ventile geöffnet werden mußten. Beiläufig schaute ich auf die Uhr. Es war inzwischen Viertel vor sechs geworden.
    »Meine Oma steht gleich auf«, bemerkte ich, das Gesicht noch auf die Tischplatte gedrückt.
    »Na und?« keuchte Jabba. »Beißt sie etwa?«
    Proxi lachte weiter aus vollem Hals, als würde sie sich den Nebel aus dem Gehirn blasen.
    »Quatsch! Ich müßte nur eigentlich längst im Krankenhaus sein.«
    »Geh doch! Wir arbeiten inzwischen in deinem Büro weiter.«
    »Wann bist du wieder da?« Proxi verschränkte die Arme und machte es sich auf dem Stuhl bequem.
    »Bald. Im Grunde braucht mich da ja keiner. Ona, meine Mutter, Clifford und meine Oma sind ein perfekt aufeinander eingespieltes Team. Aber ich will kurz nachsehen, wie es Daniel geht.«
    »Dann ...«:, flötete die Stimme meiner Großmutter von der Tür her. Jabba und ich fuhren hoch, »... komm doch mit für eine Stippvisite und fahr wieder!«
    Wir hatten sie nicht kommen hören. Plötzlich stand sie da, mit perfekt frisierten Haaren, in ihrem eleganten farbigen Morgenmantel und den dazu passenden Hausschuhen. Sie schaute uns an.
    »Oma! Wie hast du es geschafft, aufzustehen und dabei das System auszutricksen?«
    Doña Eulälia Monturiol schritt wie eine Königin auf die Espressomaschine zu. »Aber Arnauchen ...« Meine Großmutter nannte mich Arnauchen, seit ich klein war. ». es ist doch nur ein gewöhnlicher Bewegungsmelder. So was habe ich auch zu Hause zum Schutz vor Einbrechern. Man braucht sich doch nur langsam zu bewegen!«
    Jabba und Proxi platzten los.
    »Dann mußtest du dich aber ganz schön langsam bewegen!« protestierte ich.
    »Nichts da! Ich kenne mich mit den Dingern gut aus. Du solltest sie empfindlicher einstellen!« Zufrieden lächelnd, goß sie sich eine große Tasse Milchkaffee ein und stellte sie in die Mikrowelle. »Hallo Jabba! Hallo Proxi! Tut mir leid, daß ich euch noch nicht begrüßt habe!«
    »Aber ich bitte Sie, Doña Eulália!« antwortete Proxi freundlich. »Ihr Morgenmantel ist übrigens wunderschön. Er gefällt mir sehr.«
    »Ja? Wenn du wüßtest, wie billig der war!«
    »Wo haben Sie ihn denn gekauft?«
    »In Kuala Lumpur, vor zwei Jahren.«
    Proxi sah mich entzückt an und zog eine Augenbraue leicht nach oben.
    »Also meinst du, Oma«, griff ich ein, um sie wieder aufs Thema zurückzubringen, »daß ich dich ins Krankenhaus bringen, eine Weile dableiben und dann wieder nach Hause fahren soll?«
    »Na klar, mein Junge!« Ihre toupierten Locken schwangen bestätigend. »Ich weiß zwar nicht, was ihr da gerade treibt, aber es scheint sehr interessant zu sein!«
    Proxi öffnete den Mund - und stöhnte dann auf. Ich hatte ihr unter dem Tisch, zwar nur mit nackten Füßen, einen solchen Tritt verpaßt, daß ihr die Worte im Hals steckenblieben.
    »Es geht um Firmenangelegenheiten, Oma.«
    Sie drehte sich zu mir um, bewaffnet mit einer Serviette, ihrer großen Tasse Milchkaffee und einer Keksdose, und näherte sich dem Tisch. Unter ihrem Blick sackte ich langsam in mir zusammen.
    »Wann lernst du wohl, Arnauchen«, sagte sie langsam und in scharfem Tonfall, »daß du deine Großmutter nicht belügen kannst!«
    Ich richtete mich wieder auf: »Oma, ich kann dir jetzt nichts erklären!« »Habe ich dich darum gebeten? Ich wiederhole nur, was ich dir schon immer gesagt habe: Deine Oma hat einen Röntgenblick.«
    »Ah ... das haben Sie aus

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