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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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einem Film, stimmt’s?« unterbrach sie Jabba, impulsiv wie immer.
    Meine Großmutter kicherte und knabberte an einem Keks.
    »Los, nun verschwindet schon aus der Küche und laßt mich in Ruhe frühstücken!« Doch dann konnte sie sich das Lachen nicht verkneifen, und wir hörten auf dem Weg ins Studio, wie sie husten mußte.
    »Bei deiner Oma habe ich immer das Gefühl, wieder zehn Jahre alt zu sein«, bemerkte Jabba perplex.
    »Man muß die Zügel bei ihr kurz halten. Wenn du sie nicht bremst, tanzt du schließlich nach ihrer Pfeife.«
    »Sie ist süß, aber ziemlich gerissen für eine Oma!« Proxi lachte. »Du hast sie ja im Griff, nicht wahr, Arnauchen?«
    »Tja«, gab ich zu, »es hat mich einiges gekostet, aber ich habe es geschafft.«
    »Man sieht’s ... Warum gehen wir nicht in den Garten?«
    »Wozu?« wollte Jabba wissen.
    »Um uns die Köpfe durchpusten zu lassen.«
    »Wir könnten in den Spielsalon von Ker-Central runtergehen und uns ein bißchen am Simulator austoben. Hast du Lust, Root?«
    »Wir spielen jetzt nicht am Simulator!« Proxi war entschieden. »Wir spielen unter der Woche schon genug. Ich brauche frische Luft und den Himmel über mir. Mein Hirn ist völlig blockiert.«
    »Geht ihr beide doch raus!« sagte ich. »Währenddessen dusche ich und ziehe mich an.«
    »Du siehst doch gut aus. Warum willst du denn .«
    »Proxi ...«:, tadelte Jabba sie.
    »Wir warten im Garten auf dich.«
    Ich ging lächelnd in mein Schlafzimmer, fest entschlossen, eine ganze Weile unter der Dusche zu bleiben. Der Monitor im Badezimmer beharrte darauf, mir immer und immer wieder meine Oma zu zeigen, wie sie jeden Schrank und jede Schublade in der Küche durchsuchte. Keine Ahnung, was zum Teufel sie da trieb, aber mir schwante nichts Gutes. Jabba und Proxi dagegen spazierten Hand in Hand im Garten umher, als wäre in den letzten Tagen nichts Bemerkenswertes passiert. Wenn man sie so sah, wäre man nicht darauf gekommen, daß sie zwei Geheimnissen wie dem des Aymara und der Karte des Piri Reis auf der Spur gewesen waren. Dieser Gedanke machte mich augenblicklich unempfindlich gegen die tausend Nadelstiche des heißen Wassers, das mit starkem Druck auf mich niederprasselte.
    Es war alles ein Wahnsinn. Alles. Wurden wir langsam paranoid? Ein merkwürdiger Fluch in einer Sprache, die mathematischen Gesetzen gehorchte. Ein geheimnisvolles Volk, die Aymara, das diese Sprache verwendet und wahrscheinlich das Inkareich begründet hatte. Die unmögliche Karte eines türkischen Piraten, die auf einem damals unbekannten Andengipfel diesen riesigen, monsterhaften Kopf zeigte. Dazu eine durchgedrehte Doctora, die meinen Bruder des Diebstahls bezichtigte, und zwei seltsame Geisteskrankheiten mit nur scheinbaren Symptomen, die mit diesem seltsamen Fluch etwas zu tun hatten. Der Kreis schloß sich, und ich war wieder am Anfang. Dabei hatte ich die Quipus, Tocapus, Yatiri, die verformten Schädel, Tiahuanaco, den Zeptergott von Tiahuana-co, seinen Kopf und seinen Sockel und schließlich Sarmiento de Gamboa vollkommen beiseite gelassen . das heißt, alles war weiterhin lawt’ata. Wenn Daniel mir doch nur etwas sagen könnte! Mir helfen könnte, Licht in dieses Dunkel zu bringen .! Was hatte er noch an jenem Abend gesagt, als Ona und ich bei ihm im Krankenhaus gewesen waren? Er hatte etwas von einer Sprache gefaselt, der Ursprache, dessen war ich mir fast sicher. Doch ich konnte mich nicht mehr an seine genauen Worte erinnern. Da ich der Meinung gewesen war, er würde phantasieren, hatte ich nicht richtig zugehört . Ich stemmte die Hände gegen die Fliesen in der Dusche, kniff die Augen fest zusammen und runzelte die Stirn - ein vergeblicher Versuch, jene wenigen Sätze, die mir jetzt, nur sechs Tage später, so wichtig erschienen, dem Vergessen zu entreißen. Es hatte etwas mit dieser Sprache zu tun gehabt, nur was?
    Während ich mich abtrocknete und anzog, kreisten meine Gedanken weiter um diese flüchtige Erinnerung. Ich berührte sie mit den Fingerspitzen, bekam sie aber nicht zu fassen . Da klingelte das Telefon. Ich richtete den Blick auf den Bildschirm in meinem Schlafzimmer. Dort erschienen prompt Telefonnummer und Name der anrufenden Person. Weder das eine noch das andere sagte mir etwas: Von einem Joffre Viladomat Was-weiß-ich hatte ich bisher noch nie etwas gehört.
    »Anruf ablehnen«, befahl ich dem System und zog mir mit einem Schuhlöffel die Turnschuhe an, was mir ersparte, Knoten und Schleifen aufzumachen. Dreißig

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