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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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feindselig gesinnt. Aber leider, leider –«
    »Sie meinen?«
    »Ich bin es nicht, der diese Stelle allein zu vergeben hat.«
    »Wer noch?«
    »Der Herr Intendant.«
    »Der wohl schwerlich.«
    »O bitte! Grad der Herr Intendant ist es, welcher zu bestimmen hat. Ich habe nur die Vorschläge zu machen.«
    »So will ich Ihnen mittheilen, daß dieser Herr nur noch heute Abend Intendant sein wird.«
    »Das dürfte unmöglich sein.«
    »Es ist nicht nur möglich, sondern sogar wirklich. Sie kennen das Verhalten dieses ehrenwerthen Herrn zu Werner und dessen Tochter?«
    »Ich hörte davon sprechen.«
    »Nun, der Herr Intendant hat seinem Bruder, dem Circusdirector, das Mädchen in die Hände gespielt. Es ist hier auf der Bühne die Probe abgehalten worden, ob Emilie Werner zur Tau-ma paßt. Der Circusmann hat endlich gestanden, und so wird man morgen, ja sogar vielmehr heute Abend noch den Herrn Intendanten hinter Schloß und Riegel bringen.«
    »Ihn? Arretiren?«
    »Gewiß.«
    »Bei seiner Stellung, seinem Einflusse? Unglaublich!«
    »Ich sage es Ihnen, folglich ist es wahr. Es werden noch andere Herren zu dieser Suppe geladen sein. Der Balletmeister, der Musikdirector, der Chef der Beifallsklatscher, sie alle haben mehr oder weniger Werg am Rocken. Die Behörde ist geneigt, diese Angelegenheit sehr ernst zu nehmen. Es ist da viel alter und neuer Schmutz aufgewirbelt worden von Käuflichkeit und anderen verbotenen Dingen. Daran ist die Leda schuld.«
    »Ich war der Einzige gegen sie.«
    »Ich weiß, daß Sie für die Amerikanerin waren. Darum mache ich Ihnen diese vertrauliche Mittheilung, indem ich weiß, daß Sie discret sein werden. Sie sehen also ein, daß die Bestimmung über den Cassirer nur in Ihren Händen liegen wird.«
    »Vielleicht doch nicht ganz. Das Residenztheater ist Eigenthum der Stadt. Tritt der Intendant ab, so habe ich mit seinem Nachfolger oder mit dem Herrn Oberbürgermeister zu rechnen.«
    »Ich verbürge mich für die Zustimmung Beider. Nehmen Sie diese Garantie an?«
    »Sie genügt vollständig.«
    »Sie werden also Werner anstellen?«
    »Wenn die von Ihnen gemachten Voraussetzungen eintreffen, ja. Besonders meine ich natürlich hierbei die Arretur des Intendanten.«
    »Sie erfolgt spätestens bis morgen früh.«
    »Dann wäre nur noch ein Punkt zu erörtern.«
    »Welcher?«
    »Die Caution, ohne welche kein Kassirer angestellt wird.«
    »Die werde ich leisten?«
    »Ach, der Glückliche!«
    »Er hat lange genug geduldet! Es würde mir nun freilich lieb sein, das Anstellungsdekret gleich jetzt in der Hand zu haben.«
    Der Director blickte zunächst ein Wenig erstaunt auf, dann meinte er lächelnd:
    »Es ist das freilich ein Wenig außer dem Usus.«
    »Aber doch möglich? Nicht?«
    »Hm! Wüßte man nur, daß alle Ihre Weissagungen in Erfüllung gehen.«
    »Sie erfüllen sich! Ich habe bereits gesagt, daß ich garantire, und ich wiederhole, daß ich etwaige unangenehme Folgen, welche aber unmöglich sind, auf mich nehmen werde.«
    »Dann kann ich mich nur glücklich schätzen, Ihnen einen Dienst erweisen zu dürfen, Durchlaucht.«
    »Und ich erkläre mich zu jedem Gegendienst bereit.«
    »Sie wünschen also, das Decret jetzt mitzunehmen?«
    »Ja, bitte!«
    »Ich werde es ausstellen.«
    Nach fünf Minuten hatte der Fürst das Document in der Tasche und wurde vom Director bis an seinen Wagen begleitet. Es ist ja nichts unmöglich, und eine jede Möglichkeit hängt nur von Umständen ab.
    Als der Fürst nach Hause gekommen war und es sich bequem gemacht hatte, klingelte er dem Polizisten und Leibdiener Adolf. Er betrachtete diesen, als derselbe eingetreten war, mit so schalkhaften Augen, daß Adolf sich räusperte und dann sagte: »Jetzt schlägt es ein!«
    »Das Donnerwetter?«
    »Nein. Donner giebt es auf keinen Fall. Es ist gutes Wetter, und das giebt einen freundlichen Schlag.«
    »So! Ist mein Gesicht denn gar so deutlich?«
    »In diesem Augenblicke wenigstens.«
    »So will ich nicht widersprechen. Ich habe allerdings einen Vorschlag für Dich, der sehr freundlich ist, Adolf.«
    »Ich stehe zu Diensten.«
    »Das bin ich überzeugt. Ich weiß, daß Du meine Wünsche berücksichtigst. Und diesen zumal, da er ganz und gar mit Deinen Neigungen harmonirt. Adolf, Du mußt heirathen!«
    Das war allerdings, als hätte der Blitz eingeschlagen. Adolf machte einen Schritt zurück, und zwar mit beiden Beinen zugleich, einen richtigen Ueberraschungshoppser.
    »Hei – ra – – ten? Hei – – hei – –

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