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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zahlreiche Familie.«
    »Bravo, Alter! Dennoch sollst Du nicht zu kurz kommen. Ich hätte aus meiner Tasche noch zweitausend Gulden darauf gelegt; aber das ist ja nicht nöthig. Nächstens werde ich große Waldungen besitzen, und da wirst Du Oberförster. Willst Du?«
    Da leuchteten die Augen Wunderlich’s auf, und sein Gesicht glänzte vor Entzücken. Er fragte:
    »Ist’s wahr?«
    »Ja. Es ist sicher.«
    »Oberförster bei Ihnen! Na, dann habe ich ja Alles, was ich auf Erden haben kann. Donnerwetter! Was wird die Barbara dazu sagen!«
    »Das wirst Du gleich hören. Lauf’ schnell nach Hause und erzähle es ihr!«
    »Ah! Werde ich nicht gebraucht?«
    »Später. Du wirst sie mit nach der Residenz bringen. Dort soll man doch den sehen, der sie gefangen hat.«
    »Alle Wetter, das wäre fein!«
    »Also lauf’ zu Deiner Alten, nimm Abschied von ihr und bringe mit, was Du zur Reise brauchst. Sobald angespannt ist, geht es fort.«
    »Ich laufe, ich eile, ich fliege!« damit stürmte er hinaus. Noch draußen auf der Dorfstraße jubelte er laut: »Oberförster! Oberförster beim Fürsten des Elendes, bei Vetter Arndt! Bärbchen, altes Reibeisen, wenn Dich da nicht die Freude um den Verstand bringt, so hast Du überhaupt niemals welchen gehabt! Oberförster! Himmelbataillon!«
    Während die beiden Gefangenen, von den Uebrigen abgewendet, da saßen, der Apotheker im Inneren grimmig fluchend, Seidelmann vor Schmerz mit den Zähnen knirschend, streckte der Fürst ihren beiden Wächtern die Hände entgegen, indem er sagte: »Sie haben nicht nur dem Staate, sondern auch mir persönlich einen sehr großen Dienst erwiesen, für den ich Ihnen danken muß. Ihre Namen werden in allen Zeitungen ehrenvoll genannt werden. Das Liebste aber wird bei Ihrer Armuth Ihnen noch die Prämie sein?«
    »Ja freilich!« antwortete Schulze. »Nur fragt es sich, ob wir sie auch wirklich bekommen werden.«
    »Ohne allen Zweifel. Sie kann Ihnen gar nicht abgesprochen werden, und da ich zufälliger Weise eine solche Summe bei mir habe, so sollen Sie das Geld gleich jetzt erhalten.«
    »Herrgott! Ist’s wahr, Durchlaucht?«
    »Wie Sie sehen. Hier!«
    Er öffnete sein Portefeuille, zog mehrere Banknoten heraus und zählte sie auf den Tisch.
    »Nehmen Sie, und eilen Sie nach Hause, um die frohe Botschaft so bald wie möglich zu bringen. Die Quittung wird man später von Ihnen verlangen.«
    »Aber,« meinte Wilhelmi, »sollen wir nicht lieber die Gefangenen bewachen, bis es fortgeht?«
    »Das ist nicht nothwendig. Ich bin selbst da.«
    »Was wird mit dem Loch im Zechenhäuschen?«
    »Das überlassen Sie dem Staatsanwalte, den ich von Brückenau sofort hersenden werde.«
    »Und mit dem Arme Seidelmanns?«
    »In Brückenau giebt es einen Arzt. Bis dahin muß er sich gedulden. Es kann ihm überhaupt gar nichts schaden, wenn er einige Schmerzen erleidet. Er hat die Freuden der Frommen und Seligen so lange Zeit genossen, so daß er auch einmal die Leiden der Gottlosen schmecken kann. Gehen Sie in Gottes Namen!«
    Sie hatten Beide Freudenthränen in den Augen, als sie ihm die Hände dankend entgegen streckten, und man kann leicht denken, welche Seligkeit es daheim in ihren ärmlichen Wohnungen gab, als sie die beglückende Botschaft brachten und das Geld auf die Tische legten. Die Frau von Schulze sagte:»Nun brauche ich Dir keine Suppe von Kartoffelschalen mehr zu machen. Gott segne den Fürsten!«
    Und Wilhelmi’s Schwiegermutter meinte:
    »Erinnern Sie sich noch, lieber Sohn, meiner Cigarren, die Sie nicht rauchten, um sie verkaufen zu können? Jetzt dürfen Sie auch darin nicht mehr darben. Die Noth hat ja ein Ende. Gott segne den Fürsten!«
    – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
    Papa Wunderlich war für einige Tage der vielgesuchteste Mann der Residenz. Alle Welt wollte den Förster sehen, welcher die beiden Flüchtlinge ergriffen hatte und – er ließ sich auch sehen, stolz in seiner neuen Uniform durch die Straßen paradirend.
    Seine größte Freude aber war, daß er seinen alten Freund und Forstkollegen Brandt wieder sah. Er wurde von diesem in die Geheimnisse des Fürsten des Elendes eingeweiht und kehrte zu seiner Barbara zurück, ganz begierig, sie auf das Glück vorzubereiten, welches ihrer in der verheißenen Oberförsterei wartete.
    Jetzt nun hatten Staatsanwalt und Untersuchungsrichter endlich alle Verbrecher beisammen, und es wurden nun die umsichtigsten Vorkehrungen

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