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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es nicht sagen. Ich weiß nur, daß der Fürst das Geheimniß kennt und es morgen den Eltern mittheilen will.«
    »Wie aber ist es gekommen, daß Du es errathen konntest?«
    Sie theilte ihm mit, was nach seiner Entfernung gesprochen worden war. Jedes Wort erfüllt ihn mit Entzücken. Er merkte ja, daß er ihren Eltern auch als Bertram willkommen gewesen wäre. Endlich sagte sie: »Jetzt möchte ich wissen, ob der Fürst Dir vorher Mittheilung machen wird.«
    »Natürlich.«
    »O, er kann auch Dich mit uns überraschen wollen!«
    Da überkam ihn ein fürchterlicher Gedanke:
    »Wie nun, Fanny, wenn Du Dich irrtest.«
    »Worin?«
    »Daß ich es bin, von dem er sprach.«
    »Da ist ein Irrthum unmöglich. Ich habe Dir seine Rede wörtlich erzählt. Zweifelst Du etwa?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht, zumal der Name mit Deinem Medaillon ganz genau stimmt. Nun aber ist meinem Herzenswunsche Genüge geschehen; ich habe Dir mitgetheilt, was ich hörte. Bitte aber, verrathe mich nicht.«
    »O gewiß nicht! Bist Du zu mir gefahren?«
    »Mit Droschke. Ich werde aber nicht zurückfahren, sondern lieber gehen, denn an Deinem – aber ich will Dich doch nicht gar zu stolz machen!«
    »Bitte, sprich weiter!«
    »An Deinem Arme geht es sich wie im Paradiese. Wirst Du mich nach Hause begleiten?«
    »Wie kannst Du fragen! Ich würde mit Dir bis an’s Ende der Welt gehen und noch weiter, durch das Fegefeuer und durch die Hölle.«
    »Puh! Das wollen wir nicht. Komm, nicht so führen, als ob Du eine alte, häßliche Gouvernante zur Tafel führtest! Lege den Arm um mich, Geliebter! So! Und nun Hand in Hand so weiter und durch das Leben!« –Am andern Vormittage kam der Fürst zum Untersuchungsrichter, welcher ihn erwartete. Das Verhörzimmer lag drei Treppen hoch im Amtsgebäude. Die Fenster standen wegen der Tageswärme offen. Sie waren nicht vergittert. Man hatte wegen der hohen Lage des Locales diese Vorrichtung nicht für nöthig gehalten, da es jedenfalls keinem der Gefangenen einfiel, einen Sprung hinab zu wagen, er hätte denn wahnsinnig sein müssen.
    »Sind die Acten über Robert Bertram geschlossen?« fragte der Fürst.
    »Noch nicht. Es erübrigt noch eine Confrontation des Barons Franz mit dem alten Schmiede. Der Erstere will noch nicht gestehen. Es ist dies der letzte Versuch. Gesteht er auch heute nicht, so thut dies der Sache keinen Eintrag, da das Beweismaterial geradezu erdrückend ist. Ich habe nur die Frage, ob Sie sich vielleicht in ihrer ursprünglichen Gestalt als Gustav Brandt zeigen möchten.«
    »Dem Schmiede?«
    »Nein. Der hat Sie ja bereits gesehen. Ich meine vielmehr dem Baron.«
    »Wie Sie wünschen.«
    »Danke! Dann aber nicht sogleich beim Anfange des Verhöres, sondern im Verlaufe desselben, wenn der Inculpat zu leugnen fortfährt. Ich werde Ihnen das Zeichen durch einen Wink ertheilen.«
    »So erlauben Sie mir, erst in’s Nebenzimmer zu gehen, um meine Vorbereitungen zu treffen.«
    Er that dies, und dann, als er Platz genommen hatte, wurde der Schmied vorgeführt.
    Der alte Mann war sehr zusammengefallen, machte aber noch immer den Eindruck eines trotzigen, kräftigen Willens und einer nachhaltigen Entschlossenheit.
    »Ich habe Sie kommen lassen,« sagte der Richter, »um Sie noch einmal über den kleinen Robert von Helfenstein zu vernehmen. Bleiben Sie bei Ihren Geständnissen?«
    »Ja.«
    »So hören Sie! Ich werde Ihnen das Protocoll noch einmal vorlesen.«
    Der Schmied hörte aufmerksam und in Ruhe zu. Dann wurde er gefragt:
    »Wünschen Sie eine Abänderung oder eine Hinzufügung?«
    »Nein. Es ist so richtig und gut.«
    »Sie haben das Feuer allein angelegt?«
    »Ja.«
    »Auch das Kind der Botenfrau alleine aus dem Grab geholt?«
    »Ja.«
    »Und den kleinen Robert allein geraubt und auch allein nach der Residenz geschafft?«
    »Ganz allein.«
    »Ihr Sohn hat nichts davon gewußt?«
    »Kein Wort.«
    »Ihre Frau auch nicht?«
    »Der hätte ich noch viel weniger etwas gesagt.«
    Der Richter musterte ihn mit einem theilnehmenden Blicke. Dann sagte er nicht unfreundlich:
    »Wolf, wir errathen Sie! Aber Sie sind Derjenige, welcher offen und ehrlich gesteht, und so will ich das Verhör nicht mit jener Strenge unternehmen, welche mir sonst leicht sein würde.«
    »Ich danke Ihnen! Darf ich fragen, wie mein Sohn sich befindet?«
    »Er ist wohl auf. Bis jetzt haben wir kein Material gegen ihn. Daß er damals mit Ihnen beim Baron gewesen ist, wird man ihm hingehen lassen müssen, da er nicht gesprochen hat

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