Der verlorne Sohn
genug Ersparnisse gemacht hat, gemüthlich vom Geschäft zurück. Aber ist es auch gewiß, daß es die Handschrift dieses Hausers ist?«
»Ganz gewiß. Ich habe sogar noch andere Beweise.«
»Bitte, lassen Sie hören!«
»Nun, die Sache ist die, daß jedes Mitglied des Casino seine Dame mitbrachte. Da ich aber weder eine Verlobte noch sonst eine nähere Bekanntschaft habe, so schickte ich einem jungen Mädchen unseres Ortes eine Einladung.«
»Hat das etwas mit unserer Angelegenheit zu thun?«
»Sehr viel sogar!«
»Sie machen mich immer neugieriger. Wer war die junge Dame, von welcher sie sprachen?«
»Die Tochter eines gewissen Hofmann. Er ist mein bester Arbeiter, und ich dachte ihn auszuzeichnen, zu belohnen, indem ich seiner Tochter eine Einladung schickte. Sie kam auch. Da sie für den Abend meine Dame war, hielt ich es natürlich für meine Pflicht, möglichst aufmerksam gegen sie zu sein, wurde aber auf eine ganz und gar miserable Weise daran verhindert, und zwar durch eine Maske, unter der ich meinen Freund Strauch vermuthet hatte!«
Die Augen des Staatsanwaltes glänzten wie im Verständniß auf. Er nickte und sagte:
»Jetzt kommt die Verwickelung! Nicht?«
»Ja.«
»Der Maskenträger war gar nicht ihr Freund?«
»Nein.«
»Sondern dieser Hauser?«
»Ja. Er zwang das Mädchen auf die roheste Weise, mit ihm den Saal zu verlassen.«
»Er hat sich also demascirt?«
»Vor mir und dem Mädchen.«
»Dieses Letztere kann also auch beweisen, daß er es gewesen ist?«
»Ganz gewiß.«
»Aber wie kommt er dazu, bei der Maskerade zu erscheinen?«
»Das Mädchen ist, was ich gar nicht wußte, seine Geliebte.«
»Ah! So! Er hörte vielleicht, daß Sie die Tochter Ihres Hofmann eingeladen hatten?«
»So ist es.«
»Er wurde eifersüchtig; er wollte seine Geliebte beobachten.«
»Ja, aber er hatte keinen Zutritt, da er nicht Mitglied des Vereins Casino war.«
»Darum kam er auf den Gedanken, ein Mitglied am Erscheinen zu verhindern!«
»Und das betraf gerade Freund Strauch.«
»Den er aus diesem Grunde den Brief schrieb. Ah, das ist nun Alles klar. Er trug also auch Strauchs Maske?«
»Ja.«
»Wie kam er dazu?«
»Jedenfalls durch den Verleiher.«
»Die Untersuchung wird das ergeben. Aber, mein Lieber, wir dürfen keineswegs sehr sanguinisch sein. Es ist noch gar nicht bewiesen, daß dieser Hauser der Waldkönig ist.«
»Er hat sich doch so unterschrieben?«
»Aus Unvorsichtigkeit, natürlich um seinem Briefe einen größeren Nachdruck zu geben.«
»Hm! Ich wollte wetten, daß er der Waldkönig ist!«
»Haben Sie Gründe?«
»Vielleicht.«
»Nun, dann lassen Sie hören!«
»Ich muß Ihnen sagen, daß ich den Beiden nachgeschlichen bin, Herr Staatsanwalt.«
»Dem Hauser und dem Mädchen?«
»Ja, als sie gingen. Es ist das ganz natürlich, ich hatte gar keine tadelnswerthe Absicht dabei, und heute bin ich froh, daß ich es gethan habe.«
»Warum froh?«
»Weil ich dabei etwas Hochwichtiges erfahren habe.«
»So lassen Sie es hören.«
»Als Hauser das Mädchen verlassen hatte, ging er nicht nach Hause, sondern die Gasse hinab. Das fiel mir auf, und ich folgte ihm heimlich. Beim letzten Hause traf er mit einem Menschen zusammen, der ihn dort jedenfalls erwartet hatte. Ich schlich bis an die Ecke hin und hörte so ziemlich Alles, was gesprochen wurde.«
»Schön, schön! Sprachen Sie etwa über den Schmuggel?«
»Ja.«
»Sapperment! Was denn?«
»Der Andere schien von jenseits der Grenze zu sein. Er machte eine Bestellung?«
»Auf was?«
»Auf Spitzen.«
»Das ist interessant, höchst interessant! Ging Hauser etwa darauf ein?«
»Sofort!«
»So wird er die Spitzen also besorgen?«
»Ja. Sie sollen so kostbar wie möglich sein.«
»Sapperlot! Könnte man den Kerl dabei erwischen!«
»O, Nichts ist leichter als Das, Herr Staatsanwalt!«
»Wieso?«
»Ich hörte ja die Zeit, welche genau bestimmt wurde!«
»Das ist gut!«
»Und sogar den Ort, an welchem der Hauser die Spitzen verstecken wird.«
»Noch besser, immer besser! Also?«
»Er will heute mit Einbruch der Dunkelheit am Föhrensteig sein.«
»Am Föhrensteig? Ist das nicht auf dem Wege, welcher von hier aus über die Berge nach Langenberg führt?«
»Ja.«
»Der Föhrensteig ist eine hölzerne Brücke?«
»Die man über den Waldbach gelegt hat.«
»Ich kenne sie. Wird man dort auf Hauser warten?«
»Nein. Er trägt die Spitzen bis nach Langenberg; die Dämmerung und den Föhrensteig erwähnte er nur, um
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