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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wette! Der Preis ist ja unser Leben!«
    Und der Wettlauf begann. Der Offizier wäre ohne Arndt’s Hilfe sicherlich zurückgeblieben; dieser aber zog ihn immer weiter, weiter mit sich fort. Und nun wurde die Luft abermals besser.
    Sie verschnauften eine Weile, und als sie merkten, daß die tödtenden Gase wieder bei ihnen seien, begannen sie von Neuem zu laufen. Sie waren bereits weit über die Stelle hinweg, an welcher sie von den Schienen geschleudert worden waren, da tauchte vorn vor ihnen ein Lichtpünktchen auf.
    »Licht, Licht!« jubelte der Officier. »Man kommt, uns zu suchen! Sehen Sie es, Herr Arndt?«
    »Ja. Aber, bitte, horchen Sie!«
    Sie blieben lauschend stehen. Von da vorn her erscholl es, dumpf klingend zwar, aber doch deutlich genug: »Arndt! Vetter Arndt!«
    »Der Förster,« sagte der Grenzer.
    »Ja, mein guter alter Wunderlich! Kommen Sie! Rasch!«
    Jetzt rannten sie fast im Galopp vorwärts.
    »Vetter! Cousin! Arndt!« rief es laut und immer lauter. »Fürst vom Elende! Herrgott, der ist caput!«
    »Nein, nein!« antwortete Arndt. »Hier bin ich!«
    »Wo, wo?«
    »Hier! Ich komme schon!«
    »Sie kommen?
Glorium in excelsium demum!
Gott sei getrommelt, gegiggen und gepfiffen! Wahrhaftig, das ist er, mit Haut und Haar, wie er leibt und lebt! Na, kommen Sie her, und lassen Sie sich todtschmatzen, da es Sie nicht todtexplodirt hat! Was wird meine Alte sagen!«
    Er setzte seine Laterne nieder, drückte Arndt mit aller Kraft an sich und küßte ihn.
    »Ist es weit bis in das Freie?« fragte dieser, gerührt über diesen Beweis von Zuneigung.
    »Ja.«
    »Dann fort mit dem Lichte!«
    »Sapperlot! Warum denn?«
    »Weil die Gase hinter uns herkommen.«
    »Element! Dann nur rasch ausreißen!«
    Sie rannten zurück und erreichten bald das Loch, in welchem jetzt eine Leiter stand. Auf derselben kletterten sie zu Tage. Dort angekommen holten sie tief Athem.
    »Aber, zum Teufel, was fällt Ihnen denn ein, in diese Unterwelt zu gehen?« sagte der Förster. »Ich will Ihnen aufrichtig gestehen, daß ich niemals –«
    »Still! Davon nachher!« fiel ihm Arndt in die Rede. »Erst das Nothwendigere! Wo sind die Schmuggler?«
    »Noch in der Mühle.«
    »Alle?«
    »Alle; gebunden und gefesselt. Sie können nicht ausreißen, denn dreißig Mann halten bei ihnen Wacht.«
    »Und die Anderen?«
    »Die sind nach dem Schachte, auch der Staatsanwalt und der Obergensd’arm.«
    »Was ist dort geschehen?«
    »Weiß es nicht genau. Es gab einen Schlag, ein Erdbeben, und dann stieg eine feurige Lohe empor. Der ganze ›Gottes-Segen‹ muß in die Luft gegangen sein.«
    »Dann fort! Wir müssen hin!«
    »Ja, fort nach dem Schachte!« rief auch der Officier.
    »Haben Sie sich denn wieder erholt?«
    »Ja. Ich habe frische Luft und kann wieder laufen.«
    »Aber, Kerls, wie seht Ihr denn eigentlich aus?« fragte Wunderlich. »Blutrünstig überall.«
    »Thut nichts! Wir haben jetzt die Pflicht, zu retten.«
    »Gewiß! Ich wollte auch gern hin; aber die Angst um Sie hielt mich zurück und trieb mich zuletzt sogar in dieses vermaledeite Loch hinab! So ist es, wenn man sich noch in seinen alten Tagen verliebt, zumal in einen Vetter!« –Der Baron war mit Seidelmann senior in höchster Eile nach dem Wald gegangen. Sie hatten den Haingrund erreicht, bemerkten aber weder von Paschern, noch von Grenzern Etwas. Sie durchliefen den Grund und trafen erst am jenseitigen Ausgange auf Spuren.
    »Hier sind Leute gegangen,« sagte Seidelmann.
    »Ja; untersuchen wir.«
    »Es waren Pascher von drüben herüber.«
    »Woraus schließen Sie das?«
    »Man sieht, daß ein Jeder einen Stock in der Hand gehabt hat, um sich mit seiner Last darauf zu stützen.«
    »Richtig! Das stimmt! Aber sie sind nicht nach dem Grunde gegangen, sondern hier in den Wald hinein.«
    »Ah, das freut mich! Sie haben wohl Verdacht gefaßt.«
    »Das wäre gut, außerordentlich gut!«
    »Wollen wir ihnen nach?«
    »Natürlich! Wir müssen erfahren, wohin sie sich gewendet haben. Aber Vorsicht!«
    Sie schlichen sich den Spuren nach und gelangten so an die Mühle, wo sie hinter Büschen stehen blieben.
    »Hier sind sie,« sagte Seidelmann.
    »Zur hinteren Thür hinein. Aber warum hierher?«
    »Hm! Ich habe in letzter Zeit auch den Müller engagirt.«
    »So, so! Ist er sicher?«
    »Darauf schwören mag ich nicht.«
    »Desto nothwendiger ist es, daß wir lauschen. Gehen wir einmal da vorn herum.«
    Sie hatten die Bettücher übergenommen und schlichen sich weiter. Der Hausecke

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