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Der Verräter von Westminster

Der Verräter von Westminster

Titel: Der Verräter von Westminster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Bestandteile des Puzzles zu einem finsteren Bild zusammengefügt, das er trotz aller Widerwärtigkeit erkennen konnte. Auf sein Gesicht trat der Ausdruck tiefen Schmerzes.
    »Kommen Sie bitte mit in mein Arbeitszimmer«, sagte er matt. »Ich weiß nicht, was Sie jetzt noch an der Sache ändern könnten. Die Polizei ist von Narraways Täterschaft überzeugt, weil sie das glauben möchte. Ihm schlägt hier ein tief verwurzelter Hass entgegen, der weit in die Vergangenheit reicht. Man hat ihn sozusagen auf frischer Tat ertappt und wird sich keine Mühe geben, nach etwas zu suchen, was ihn entlasten könnte. Sie wären gut beraten, wenn Sie nach London zurückkehrten, solange Sie noch die Möglichkeit dazu haben.« Er führte sie durch den Raum zu seinem Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Dort bot er ihr einen Stuhl an und nahm ebenfalls Platz.
    »Ich weiß nicht, was ich Ihrer Ansicht nach tun könnte, um etwas an der Situation zu ändern.« In seiner tonlosen Stimme lag der Ausdruck von Hoffnungslosigkeit.
    »Erklären Sie mir genau, wie die Geldtransaktion abgelaufen ist«, forderte sie ihn auf.
    »Inwiefern könnte das von Nutzen sein?«
    »Insofern, als man dann beim Sicherheitsdienst in London wüsste, dass nicht Victor das Geld an sich genommen hat.«
Sie musste unbedingt daran denken, ihn stets beim Vornamen zu nennen. Wenn sie nur ein einziges Mal aus Versehen »Mr Narraway« sagte, würde sie sich und damit auch ihn ins Unglück stürzen.
    Er lachte spöttisch auf. »Und was nützt ihm das, wenn man ihn hier in Dublin wegen Mordes an O’Neil hängt? Das Ganze hat etwas von poetischer Gerechtigkeit. Auch wenn Sie auf eine logische Erklärung hinauswollen, wird es Ihnen nichts helfen, dass er das Geld nicht an sich genommen hat. O’Neil hatte nicht das Geringste mit der Sache zu tun, aber das hat Ihr Bruder nicht gewusst.«
    »Doch, das war ihm klar!«, gab sie sofort zurück. »Was glauben Sie, woher ich das weiß?«
    Damit hatte er nicht gerechnet, das sah sie sogleich in seinen Augen.
    »Und was soll ich Ihnen jetzt sagen?«, fragte er.
    »Wer außer Ihnen daran beteiligt war. Irgendjemand in Lisson Grove muss Ihnen die Kontendaten mitgeteilt haben, damit Sie die Sache in die Wege leiten konnten. Diesen Leuten lag nicht daran, Ihnen zu helfen, sondern sie waren darauf aus, Victor aus dem Sicherheitsdienst hinauszudrängen. Man hat sich zu diesem Zweck Ihrer als Werkzeug bedient.« Sie hatte sich nicht überlegt, was sie sagen würde, bis ihr die Worte über die Lippen gekommen waren. War sie wirklich überzeugt, dass Charles Austwick dahintersteckte? Das musste nicht unbedingt der Fall sein. Ebenso gut hätten es ein Dutzend andere aus einem Dutzend verschiedener Gründe tun können, und sei es nur, weil man sie dafür bezahlt hatte. Aber auch dann wiesen die Spuren nach Irland. Wer wäre in dem Fall der Geldgeber gewesen? Und welche Gründe hätte er gehabt? Ging es nur um Rache, oder war ein Feind darauf aus gewesen, Narraways Position seinem eigenen Mann zuzuschanzen? Es gab so viele denkbare Möglichkeiten. Steckte einfach persönlicher
Ehrgeiz hinter diesem Manöver, oder hatte gar jemand, den Narraway des Diebstahls oder Verrats zu verdächtigen Grund hatte, diesen Schlag aus dem Hinterhalt geführt, damit er ihn nicht überführen und entlarven konnte?
    Sie sah Tyrone abwartend an, der abzuschätzen versuchte, wie viel sie wissen mochte. Allerdings meinte sie in seinen Augen noch etwas anderes zu erkennen. Er schien sich in einer Weise verletzt zu fühlen, die sie nicht mit dieser alten Rachegeschichte in Verbindung zu bringen vermochte.
    »Austwick?«, riet sie, bevor der Augenblick vorüber war.
    »Ja«, sagte er leise.
    »Hat er Sie bezahlt?« Es war ihr unmöglich, die Verachtung aus ihrer Stimme herauszuhalten.
    Ruckartig hob er den Kopf. »Nein! Ich habe das aus Hass auf Narraway, Mulhare und alle anderen Verräter an Irland getan.«
    »Victor ist kein Verräter an Irland!«, gab sie zu bedenken. »Er ist genau so englisch wie ich. Sie sagen mir bewusst die Unwahrheit.« Einer Eingebung folgend, fügte sie aufs Geratewohl hinzu: »Hatte er womöglich nicht nur eine Affäre mit Kate O’Neil, sondern auch mit Ihrer Frau?«
    Tyrones Gesicht wurde flammend rot, und er erhob sich halb. »Wenn Sie nicht wollen, dass ich Sie hinauswerfe, werden Sie sich sofort dafür entschuldigen, dass Sie den Namen meiner Frau mit Ihrer verdorbenen Fantasie in den Schmutz gezogen haben. Aber ich nehme

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