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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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ich vorgehen würde. Ich stellte den Sitz ganz nach hinten, deckte mich mit der Erste-Klasse-Daunendecke zu und verschlief den Rest des Fluges.
    Die Maschine landete kurz vor zehn Uhr morgens Ortszeit. Noch am Flughafen ging ich zu einem Münztelefon und wählte Crawleys Büronummer. Es meldete sich niemand. Kein Problem. Wahrscheinlich war er in einer Besprechung.
    Ich hätte sein Handy anrufen können, aber dadurch hätte ich nicht erfahren, was ich wissen musste – wo er war. Ich versuchte es in seiner Wohnung, wo erwartungsgemäß der Anrufbeantworter ansprang. Es war ein Wochentag, und ich hatte nicht damit gerechnet, ihn zu Hause anzutreffen. Aber im Krieg und in meiner Branche lernt man unter anderem auch, nichts als selbstverständlich vorauszusetzen. Wenn du denkst, das Haus müsste leer sein, hat der Besitzer sich ausgerechnet an dem Tag krank gemeldet, oder er ist da, weil die Handwerker kommen oder er Verwandtenbesuch von auswärts erwartet. Man lernt, auch derlei Dinge nicht dem Zufall zu überlassen.
    Ich nahm einen Mietwagen mit Navigationssystem und fuhr nach Washington, um ein paar Einkäufe zu tätigen. In einem Haushaltswarengeschäft kaufte ich knapp zehn Meter Wäscheleine, Plastikfolie, Klebeband, eine Rolle Isolierband und ein Teppichmesser. Dann besorgte ich mir in einem Drugstore eine große Tube Gleitcreme, ein Paar Chirurgenhandschuhe und einen Filzstift. Bei einem Optiker kaufte ich eine dicke schwarze Plastikbrille mit Fensterglas. In einem Perückengeschäft einen neuen Haarschopf. Im Japan Information and Culture Center ließ ich eine Hand voll Flugblätter mitgehen, die auf bevorstehende Veranstaltungen hinwiesen. Schließlich kam die letzte Station, der Laden Counter Spy auf der Connecticut Avenue, wo ich für 34,95 Dollar eine fünfhunderttausend Volt starke Betäubungspistole erwarb, die kaum größer war als ein Handy.
    Mit Hilfe des Navigationssystems fuhr ich zurück nach Virginia und verschaffte mir vom Auto aus einen ersten Eindruck von Crawleys Apartmenthaus. Vor der Einfahrt zum Parkplatz war ein Metalltor. Obwohl es anscheinend tagsüber offen blieb, ließ schon allein sein Vorhandensein darauf schließen, dass das Gebäude vermutlich einigermaßen gut gesichert wurde. Ich nahm an, dass man nur mit einem Schlüssel ins Haus gelangen konnte und dass es vielleicht auch einen Portier gab. Ich sah keine Überwachungskameras auf dem Parkplatz oder unter dem großen Carport vor dem Haupteingang, aber ich ging davon aus, dass im Gebäude welche angebracht waren. Leider würde ich keine Gelegenheit haben, diese Fragen im Vorfeld abzuklären; ich würde einfach voraussetzen, dass es Kameras gab, und entsprechende Vorbereitungen treffen. Sollte sich herausstellen, dass die Sache doch einfacher war als erwartet, umso besser.
    Das Gebäude war von einem lichten Wäldchen umgeben, durch das man über ein paar Treppen aus Bahnschwellen und über Wege zur Straße gelangte. Bis zur U-Bahnstation West Falls Church waren es nur wenige Minuten zu Fuß, und die Wege waren vermutlich für Pendler angelegt worden. Aber sie würden auch einem ungebetenen Gast gute Dienste tun, der sich nach einer gescheiterten Operation davonschlich. Auf der Rückseite war ein Lieferanteneingang, eine schwere Metalltür mit einer kurzen Betonrampe davor. Und über der Tür war eine Überwachungskamera angebracht, als Abschreckung für alle, die auf die Idee kämen, durch diesen weniger benutzten Eingang ins Gebäude einzubrechen.
    In einem Einkaufszentrum in der Nähe kaufte ich ein paar Überschuhe, eine graue Windjacke, ein schönes Paar Hirschlederhandschuhe – dünn genug für ein gutes Fingergefühl, dick genug, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen – einen schwarzen Wollmantel und eine große lederne Aktentasche. Dann machte ich an einer Tankstelle nicht weit vom Einkaufszentrum Halt, ging zu einer Telefonzelle, führte ein imaginäres Telefonat und riss währenddessen die Einträge für chinesische, japanische und koreanische Restaurants aus den Gelben Seiten heraus. Anschließend klapperte ich die Restaurants ab, bis ich schließlich eins fand, Kim’s Korean Barbecue, das T-Shirts und Baseballmützen mit dem eigenen Logo verkaufte, knallrot umrahmte rote koreanische Buchstaben. Ich kaufte ein Shirt und eine Mütze sowie ein großes Lunchpaket zum Mitnehmen.
    Ich fuhr wieder zurück zu Crawleys Wohnung. Auf der anderen Straßenseite entdeckte ich einen Biosupermarkt. Ich ging hinein und stärkte

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