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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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mir zu denken. Obwohl ich nicht wusste, was.
    »Haben Sie über diesen Mann, diesen NOC, von mir erfahren?«, fragte ich.
    Er nickte.
    »Lassen Sie hören«, sagte ich.
    Er schluckte. »Belghazi hat den NOC wegen des toten Franzosen angerufen. Daraufhin hat der beim CTC nachgefragt und herausgefunden, dass Belghazi auf einer Liste von Schlüsselfiguren der terroristischen Infrastruktur steht. Und dass wir jemanden nach Macau geschickt haben, um ihn auszuschalten.«
    »Hat er herausgefunden, wen?«
    Er nickte. »Nur Ihren Namen. Aber die CIA hat eine ganze Akte über Sie, und die konnte ich mir leicht besorgen, nachdem ich Ihren Namen hatte.«
    »Was war in der Akte?«
    »Das Übliche. Ihr Werdegang. Lebenslauf, mutmaßliche Aufenthaltsorte und Tätigkeiten.«
    »Was noch?«
    »Nur ein altes Foto. Das war alles.«
    Ich dachte über das Foto nach und daran, dass Belghazi mich im Lisboa bemerkt hatte. Falls das Foto aus meiner Militärzeit stammte, und davon ging ich aus, war es schon drei Jahrzehnte alt und außerdem vor der plastischen Chirurgie aufgenommen worden, der ich mich später unterzogen hatte. Trotzdem könnte Belghazi mich erkannt haben. Oder sie hatten es vielleicht digital bearbeitet und aktualisiert. Ja, das ist er, so stellte ich mir seine Reaktion vor. Der Dreckskerl hat sich im VIP-Saal des Lisboa direkt neben mich gesetzt. Am selben Abend bin ich krank geworden. Verdammt, der hat mich wahrscheinlich vergiftet.
    Als Nächstes hatten sie bestimmt Abzüge an das Saudi-Team in Hongkong und Macau verteilt. Ich hatte die Art, wie ihr Späher mich gemustert hatte, richtig gedeutet.
    »Bei wem haben Sie sonst noch Erkundigungen eingezogen?«, fragte ich und unterdrückte den Zorn, der sich bei dem Gedanken in mir aufbaute, dass diese Idioten erbarmungslos und roboterhaft das bisschen Frieden zerstörten, das ich ansonsten vielleicht hätte genießen können.
    Er sah mich an, und ich spürte, dass er sich fragte, wie viel ich wusste, wie viel er mir verschweigen konnte.
    »Bei ein paar Leuten in Japan«, sagte er. »Ein Mitarbeiter der Dienststelle in Tokio, weil in der Akte stand, dass Sie dort gelebt haben.«
    »Kanezaki?«
    Er machte große Augen. »Meine Güte«, sagte er.
    »Was hat Kanezaki Ihnen erzählt?«
    »Nicht viel«, sagte er und gewann ein wenig die Fassung zurück. »Ein echtes Arschloch.«
    Fast hätte ich gelächelt. Aus meiner Perspektive war das die beste Charakterisierung, die Kanezaki sich wünschen konnte.
    »Bei wem noch?«
    »Bei japanischen Kontakten – der Kei-, Kei- …«
    »Keisatsucho.« Tatsus Laden.
    »Ja. Die hatten auch eine Akte über Sie.«
    »Was wissen Sie über eine Frau namens Delilah?«, fragte ich unvermittelt. Ich wollte ihn überraschen, um seine Reaktion besser einschätzen zu können.
    »Delilah?«
    »Blond, attraktiv, wahrscheinlich Israelin, vielleicht Europäerin. Ist mit Belghazi zusammen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nie von ihr gehört. Israelin und mit Belghazi zusammen?«
    Ich fixierte ihn, überging die Frage. Ich sah keine Verstellung in seinen Augen.
    Ich schaute auf die Uhr. Wir unterhielten uns seit fünf Minuten.
    »Was treibt Belghazi eigentlich in Macau?«, fragte ich.
    »Das, was er immer treibt. Er trifft sich mit Kunden, sorgt dafür, dass die Infrastruktur für den Transport gesichert ist, beaufsichtigt eine Lieferung, so ’n Kram eben. Geschäfte erledigt er in Hongkong, in Macau spielt er. Er spielt furchtbar gern.«
    Ich nickte nachdenklich. Gut. Dox’ Geschichte, Kanezakis Geschichte – Tatsus Geschichte, es passte alles zusammen.
    Moment mal, Dox. Das war die Hongkongverbindung, das, was mich vorhin gestört hatte. Dox hatte mich mit Hilfe eines Fotos dort gefunden. Und anscheinend hatte er einige Kontakte vor Ort, Kontakte, die so gut waren, dass das Hotelpersonal in einer »polizeilichen Angelegenheit« brav mitarbeitete.
    »Wer ist dieser NOC?«, fragte ich.
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, ein ehemaliger Officer der Nahostabteilung, der jetzt mit dem CTC zusammenarbeitet.«
    »Sein Name?«
    Seine Atmung wurde kürzer und schneller. »Bitte, bitte, zwingen Sie mich nicht, Ihnen den zu sagen. Wozu müssen Sie den überhaupt wissen? Bitte, so etwas kann ich Ihnen nicht sagen. Alles andere hab ich Ihnen erzählt, Ehrenwort!«
    Ich hatte gedacht, wir wären inzwischen gemeinsam so gut in Fahrt gekommen, dass wir so eine Bodenwelle schnell meistern würden. Aber anscheinend hatte ich mich geirrt.
    »Meinen Sie, wenn er in Ihrer Lage wäre,

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