Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
visuelle oder akustische Identifizierung oder beides. Jetzt sind wir uns also sicher.«
    »Und ich bestätige dir das über mein Ansteckmikro direkt in deinen Ohrhörer.«
    »Woraufhin ich –«
    »Woraufhin du deinen ersten Schuss abgibst. Irgendwann kurz nachdem ich dir bestätigt habe, dass es die Zielperson ist, noch bevor sie durchs Tor fahren. Je früher desto besser. Wenn es direkt vor der Einfahrt passiert, kriegen wir es vielleicht mit dem gesamten Sicherheitspersonal zu tun. Ich will keine Unbeteiligten eliminieren, und je weniger Zeugen, desto besser.«
    »Leuchtet ein. Ich fang mit dem Fahrer an und arbeite mich dann einfach weiter.«
    »Genau. Rechne mit mindestens drei Personen – Belghazi, ein Bodyguard am Steuer, ein Bodyguard als Beifahrer –, aber vielleicht sind es noch mehr. Und während du von oben schießt, greife ich zu Fuß mit einer Pistole an. Wenn du jemanden verfehlst, erledige ich ihn aus nächster Nähe.«
    Er grinste. »Partner, Scharfschützen von den Marines schießen nicht daneben. Wenn du bei der Karre bist, musst du nur noch durch die zerschossene Scheibe greifen und eine pralle Tasche voller Geld rausholen, klar?«
    Und du brauchst dann nur noch ein letztes Mal abzudrücken, dachte ich. Dann gehört dir das ganze Geld und du kannst dich in aller Seelenruhe verdrücken.
    Ich brauchte eine Gelegenheit, um ihn vorher noch auf die Probe zu stellen. Bis jetzt war mir das nicht geglückt.
    Ich nickte und sagte: »Klingt nach einem ganz passablen Plan.«
     
    Unsere Ausrüstung traf am nächsten Tag ein. Wir hatten unsere Bestellungen unabhängig voneinander an Kanezaki durchgegeben. Einiges davon war Kommunikationstechnik, und alles sollte nach Hongkong geschickt werden. Er konnte sich wahrscheinlich denken, dass wir zusammenarbeiteten. Aber falls er irgendwelche Fragen hatte, so stellte er sie nicht. Die CIA hatte alles als Diplomatengepäck deklariert und in einer Golftasche an einem vereinbarten toten Briefkasten deponiert. Eines musste man ihnen lassen: Wenn sie wollten, konnten sie ganz schön auf Draht sein. Dox hatte eine Heckler & Koch PSG/1 angefordert, halbautomatisch, Zwanzig-Schuss-Magazin, Stativ, 6 x 42 mm Zielfernrohr mit Nachtsichtfunktion, integrierter Schalldämpfer. Im selben Paket war für mich eine Tokarev, Kaliber 7,62 mm. Ich wollte, dass wir beide identische Munition benutzten, um es den Ermittlern hinterher schwerer zu machen, den Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren, zu bestimmen, wo die Schüsse hergekommen waren, aus welcher Waffe sie abgegeben wurden, ja sogar, ob es überhaupt mehr als nur einen Schützen gegeben hatte. Falls Dox nicht die panzersprengende Munition benutzen musste, würden wir beide so genannte Frangible-Geschosse verwenden, mit zwar relativ geringer Durchschlagskraft, aber auf die Entfernung, in der wir arbeiten würden, mit einer verheerenden Wirkung.
    Dox war so begeistert gewesen wie ein Kind mit einem neuen Spielzeug. Er fuhr mit dem Gewehr in den menschenleeren Süden von Hongkong, um es auf Herz und Nieren zu testen. Ich kam nach und brachte die Tokarev und die Funkausrüstung mit. Alles funktionierte prima. Ich passte höllisch auf, nicht in den Schussbereich seines Gewehrs zu kommen. Ich traute ihm noch immer nicht.
    Jede Stunde sah ich im Bulletin Board nach, aber es kam keine Nachricht von Kanezaki. Nicht am ersten Tag. Nicht am zweiten.
    Am Abend des zweiten Tages war endlich eine Nachricht da: »Er ist unterwegs. Rufen Sie mich an!«
    Ich fragte mich, ob er daran gedacht hatte, es zuerst über Dox’ Handy zu probieren. Vielleicht hatte ich mich geirrt, und ihm war doch nicht klar, dass wir jetzt zusammenarbeiteten.
    Ich rief ihn an. Er meldete sich sofort. »Moshi moshi« ,sagte er.
    »Ich bin’s.«
    »Sie haben die Nachricht erhalten.«
    »Natürlich.«
    »›Natürlich.‹ Woher soll ich das wissen, wenn Sie nicht anrufen, um es zu bestätigen? Ich wünschte, Sie würden endlich so ein dämliches Handy benutzen. Ehrlich.«
    »Das Thema hatten wir doch schon.«
    Es entstand eine Pause, und ich hatte den Verdacht, dass er lächelte. »Ja, stimmt.«
    »Ich ruf Sie an, wenn alles erledigt ist.«
    Wieder Stille am anderen Ende, dann sagte er: »Ki o nuku na yo. « Seien Sie vorsichtig.
    Ich lächelte. »Arigatou. « Ich legte auf.
    Ich holte Dox ab, und wir fuhren nach Kwai Chung. Wir ließen den Van auf dem Parkplatz eines Apartmenthochhauses in der Nähe stehen, der zu Fuß von den Hügeln mit Blick auf das Einfahrtstor

Weitere Kostenlose Bücher