Der Verrat
sah ich zwei Araber, doch keiner von beiden war unsere Zielperson.
Im Mercedes saßen drei Männer. Der Fahrer war Araber, und ich erkannte in ihm einen von Belghazis Bodyguards in Macau. Es sah aus, als säßen zwei Männer auf der Rückbank, aber genau konnte ich es nicht erkennen. Doch angesichts der Umstände hatte ich eine starke Vermutung, wer die beiden waren. Der erste Adrenalinstoß schoss in meinen Blutkreislauf.
»Ich glaube, da kommt er«, sagte ich. »In dem Mercedes. Lassen wir ihn bis zum Tor fahren, wie besprochen.«
»Verstanden.«
Der Mercedes hielt vor dem Tor und setzte zurück, so dass er parallel zu dem Lexus stand. Der Van vollführte das gleiche Manöver und parkte so, dass der Mercedes in der Mitte war.
»Was Autos angeht, haben die echt einen guten Geschmack«, hörte ich Dox sagen.
Die Türen des Vans öffneten sich, und zwei Araber kamen heraus. Drei Männer stiegen aus dem Mercedes. Ein Araber. Ein Weißer. Und ein Halbfranzose, Halbalgerier. Belghazi. Volltreffer!
»Da ist er«, sagte ich. »Der gerade hinten auf der Beifahrerseite aus dem Mercedes gestiegen ist.«
Belghazi ging zu den Russen hinüber. Ich sah, wie sie sich mit Handschlag begrüßten.
»Der jetzt den anderen Händchen gibt?«
»Genau der.«
»Ein Wort von dir, und ich leg ihn um.«
»Geben wir ihnen noch einen Moment. Ich sehe das Geld nicht, und ich will es nicht aus einem abgeschlossenen Kofferraum rausholen müssen oder so.«
»Verstanden.«
»Warte kurz, ich versuche mal, ob ich sie belauschen kann. Aber nimm ihn jetzt ins Visier.«
»Der entwischt mir nicht.«
Ich wechselte den Kanal, so dass mein Ohrhörer jetzt über das Parabolmikro empfing. Der Empfang war gut. Die Männer tauschten Nettigkeiten aus, auf Englisch. Schön, Sie zu sehen. Danke, dass sie den weiten Weg gekommen sind. Die beiden, die ich für Russen hielt, hatten einen starken Akzent, vielleicht russisch. Ich war mir nicht sicher.
Belghazi schüttelte jetzt dem zweiten Russen die Hand. Er winkte dem Weißen, näher zu kommen. Noch bevor Belghazi ihn vorgestellt hatte, war ich ziemlich sicher, wer der Mann war.
Der NOC. Belghazis Beschützer. Ich atmete tief aus, als mir klar wurde, dass ich diese Möglichkeit ausschließen konnte, warum Dox vielleicht nicht vertrauenswürdig war. Aber nur diese Möglichkeit. Da war noch immer das viele Geld, das hier, wie wir vermuteten, im Spiel war. Seine große Chance, und solche Chancen, das hatte er selbst in Rio gesagt, »sind rar gesät«.
»Ich möchte Ihnen unseren amerikanischen Freund vorstellen«, sagt Belghazi zu den Männern. »Das ist Mr. Hilger. Er sorgt dafür, dass wir keine Probleme mit den Behörden haben werden.«
Hilger begrüßte die Russen mit Handschlag. »Und wie machen Sie das, Mr. Hilger?«, fragte einer von ihnen.
Ich sah mich um. Die Russen waren schon bei ihrer dritten oder vierten Zigarette. Belghazis arabischer Fahrer hatte sich gerade eine angezündet. Ebenso wie die beiden Araber aus dem Van. Offensichtlich waren alle leicht nervös. Alle außer Belghazi und Hilger.
»Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich sowohl zur US-Regierung als auch zur Hongkong Regierung nützliche Kontakte unterhalte«, sagte Hilger mit tiefer, beruhigender Stimme. Es klang nicht nach Prahlerei, nur wie eine gelassene Antwort auf eine berechtigte Frage. »Gelegentlich bitte ich diese Kontakte, doch so freundlich zu sein, sich anderweitig zu beschäftigen, während ich geschäftlich aktiv bin. Heute Nacht ist so eine Gelegenheit.«
Der Russe hätte vielleicht noch weitere Fragen gehabt, aber Hilgers Selbstsicherheit schien ihn zu beruhigen. Der Russe nickte. »Zigarette?«, fragte er und hielt ihm ein Päckchen hin.
Hilger schüttelte den Kopf und sagte: »Nein, danke.«
Ich wollte mehr hören. Was sollte heute Nacht übergeben werden? War das der Augenblick, auf den Delilah gewartet hatte, nach dem sie mir grünes Licht geben und mir helfen wollte, an Belghazi ranzukommen?
Und wer waren diese »Russen«? Hatte einer von diesen Leuten vielleicht mit Nuchi zu tun, dem Franzosen, den ich in Macau eliminiert hatte und von dem Kanezaki angeblich nichts wusste?
Und vor allem: Wo war das Geld?
Aber das Sammeln von Informationen kann an irgendeinem Punkt zum Nachteil werden, wenn man nämlich vergisst zu handeln. Im Augenblick schien die Situation unter Kontrolle, aber das konnte sich schnell ändern. Ich wollte nicht länger warten.
Ich atmete zweimal tief durch und wechselte
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