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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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schwer und beweglich war. Falls sie mich sahen und hereinkamen, würde ich ihnen die Tür entgegenstoßen und dann mit meinem Totschläger angreifen, so gut es ging. Aber besser wäre es, wenn sie erst mal ein Stück an mir vorbeiliefen.
    Sie taten es, wie ich durch den Türspalt beobachten konnte. Als auch der Letzte vorbei war, holte ich dreimal tief Luft und gab ihnen noch ein paar Sekunden.
    Dann trat ich hinaus. Sie standen an der Stelle, wo der Gang T-förmig endete, und blickten nach links und rechts, überlegten, für welche Seite ich mich wohl entschieden hatte. Sie standen dicht beisammen, der Typ in der Mitte ein kleines Stück vor den anderen. Wahrscheinlich dachten sie, wenn sie nah zusammen blieben, würde ihnen die Überzahl Sicherheit bieten. In Wahrheit jedoch machten sie sich damit zu einem einzigen Ziel.
    Als ich noch sechs Meter von ihnen entfernt war, begann derjenige, der etwas weiter vorn in der Mitte stand, sich umzudrehen. Vielleicht, um sich zu beratschlagen, vielleicht, weil er so klug war, sich nach hinten abzusichern. Ich beschleunigte meinen Schritt, rannte jetzt fast, um nah genug ranzukommen, ehe er mich sah und erkannte, dass seine Vorstellung davon, wer Jäger und wer Gejagter war, sich plötzlich als tödlicher Irrtum entpuppte.
    Ich war noch vier Meter entfernt, als der vordere Mann sich ganz umgedreht hatte. Er wollte etwas zu seinen Kameraden sagen. Dann fiel sein Blick auf mich. Sein Kopf erstarrte. Seine Augen weiteten sich. Sein Mund klappte auf.
    Drei Meter. Ich spürte, wie frisches Adrenalin in meinen Oberkörper, meine Beine und Arme schoss.
    Seine Partner hatten seinen Gesichtsausdruck registriert. Ihre Schultern versteiften sich, und auch sie begannen sich umzuwenden.
    Zwei Meter. Der Typ rechts von mir war am nächsten. Er drehte sich nach links, wollte sehen, was seinen Partner so irritiert hatte. Ich sah seine linke Gesichtshälfte, als er den Kopf wandte, langsam, so wie mir alles in meiner adrenalingepeitschten Wahrnehmung verlangsamt erschien.
    Ein Meter. Ich setzte den linken Fuß vor, hob den linken Arm vor den Körper, teils zur Verteidigung, teils als Gegengewicht. Ich ließ die rechte Hand nach hinten schwingen, so dass sich der Totschläger entrollte, und riss dann den Arm herum. Meine Hüfte drehte sich nach innen, als wollte ich einen einhändigen Probeschwung mit einem Baseballschläger machen. Das beschwerte Ende segelte durch die Luft und krachte mit einem schönen Basston auf seinen Hinterkopf. Für den Bruchteil einer Sekunde wich jede Spannung aus seinem Körper, aber er hielt sich aufrecht – ein stehendes Ko. Dann sackte er allmählich in sich zusammen.
    Der Totschläger schwang weiter, mein Körper drehte sich durch die Wucht des Schlages gegen den Uhrzeigersinn, und der Strumpf wickelte sich halb um meinen Oberschenkel. Der Typ links von mir hatte sich jetzt ganz umgedreht. Ich sah, wie er mich anstarrte und der universelle »Ach-du-Scheiße« -Ausdruck über sein Gesicht huschte. Dann griff er mit der rechten Hand in sein Jackett. Zu spät. Ich machte eine Hüftdrehung nach links und wirbelte den Totschläger mit einer Rückwärtsbewegung herum. Er sah ihn kommen, war aber zu sehr darauf konzentriert, seine Waffe zu zücken, und wich deshalb nicht schnell genug aus. Ich erwischte ihn seitlich am Hals – nicht so ein Volltreffer wie bei seinem Kumpel, aber für meine Zwecke ausreichend. Ich sah, wie seine Augen glasig wurden, und wusste, dass ich wenigstens ein paar Sekunden hatte, bis er wieder einsatzbereit wäre.
    Der Dritte im Bunde war cleverer, und er hatte mehr Zeit und Raum, um zu reagieren. Während ich mit den beiden anderen zu tun hatte, war er zurückgewichen und hatte sich meiner Reichweite entzogen. Er tastete jetzt in seinem Jackett herum, die Augen weit aufgerissen und mit hektischen Bewegungen. Der Totschläger zischte zwischen uns beiden hindurch, zurück auf meine rechte Seite. Ich sah, wie der Typ mit der rechten Hand etwas aus seinem Jackett ziehen wollte. Ich ließ den Totschläger nach unten durchschwingen, und als er zurückschnellte, ließ ich ihn im letzten Moment los, so dass das ganze Ding auf ihn zuschoss wie ein Baseball auf den Schlagmann. Er wich jäh zur Seite, wurde aber an der Schulter getroffen. Er stolperte, schaffte es jedoch trotzdem, eine Pistole, eine große Pistole mit Schalldämpfer, zu ziehen, während er gleichzeitig versuchte, das Gleichgewicht wiederzufinden. Aber seine motorischen Fähigkeiten

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