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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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hatten unter einer großen und wahrscheinlich ungewohnten Dosis Adrenalin gelitten, und der lange Schalldämpfer erforderte eine ebenso lange Ziehbewegung. Er blieb mit der Waffe hängen, und in diesem Moment war ich bei ihm.
    Ich erwischte die Waffe mit der linken Hand und setzte den rechten Fuß ein, um ihm die Beine mit einem Deashi-barai unter dem Körper wegzureißen. Diesen seitlichen Fußfeger hatte ich in meinem Vierteljahrhundert am Kodokan unzählige Male eingesetzt. Ich ließ mich mit ihm fallen, hielt mein Gewicht auf seiner Brust, was die Wucht des Aufpralls verstärkte, als er auf den Boden knallte. Ich spürte die Waffe losgehen, als wir hinschlugen, hörte das Plopp des schallgedämpften Knalls und ein Krachen, als sich die Kugel in die Wand hinter mir bohrte. Ich behielt die Waffe weiter fest in der Hand, achtete darauf, dass sie egal wohin zeigte, nur nicht auf mich, und stemmte mich etwas hoch, um ein wenig Platz zwischen unseren Körpern zu schaffen. Dann schwang ich mein linkes Bein über seinen Kopf und setzte einen Juji-gatame, einen Kreuzhebel, an. Ich nahm ihm die Waffe weg und brach ihm mit einem einzigen heftigen Ruck den Ellbogen.
    Inzwischen hatte sich der zweite Kerl so weit erholt, dass er seine Waffe hatte ziehen können. Aber er stand unter Adrenalinschock, wie sein Partner, und hatte Probleme mit seiner Feinmotorik. Seine Hand zitterte, und er zögerte, vielleicht weil ihm klar wurde, dass er, wenn er abdrückte, seinen Partner treffen könnte, über dessen Oberkörper meine Beine gekreuzt waren und dessen gebrochenen rechten Arm ich straff über meine Brust gezogen hatte.
    Ich streckte meinen rechten Arm und starrte über den Lauf, richtete ihn mitten auf den Oberkörper des zweiten Typs. Die Waffe war eine Glock 21, Kaliber 45. Schöne Durchschlagskraft. Ich zwang mich, sie ruhig zu halten, genau zu zielen.
    Der Typ unter mir zuckte, und mein Arm wackelte. Scheiße. Ich drückte die Beine noch fester zusammen und lehnte mich weiter zum Boden hin, um dem zweiten Kerl weniger Zielfläche zu bieten. Ich wusste aus Erfahrung, dass Kugeln meist dicht am Boden entlang zischen und nicht hoch abspringen. Der Bursche unter mir würde als menschlicher Sandsack für alle Schüsse fungieren, die kurz vor uns aufschlugen.
    Der zweite Typ bewegte die Waffe, versuchte, mich besser ins Visier zu bekommen, doch seine Bewegungen waren übertrieben und zittrig. Und dann sah er wohl, wie ich ihn aufs Korn nahm, denn er verlor die Nerven. Er fing an, wild drauf los zu schießen, die Augen geschlossen, den Körper unwillkürlich vorgebeugt. Plopp. Plopp. Plopp. Kleine Staubwölkchen spritzten um mich herum vom Betonboden auf. Ich hörte das Geräusch von Querschlägern. Irgendwer schrie.
    Ruhig. Zielen. Atmen …
    Ich drückte zweimal ab. Die erste Kugel traf ihn in die Schulter und wirbelte ihn herum. Die zweite verfehlte ihn und schlug kurz unter der Decke in die Wand. Ich zielte und feuerte erneut. Diesmal erwischte ich ihn im Rücken dicht an der Wirbelsäule, und er fiel zu Boden.
    Ich sprang auf und lief zu ihm. Um uns herum rannten die Menschen in Panik davon. Meine unmittelbare Umgebung war plötzlich leer.
    Ich trat zu dem Mann, den ich gerade niedergestreckt hatte. Er lag auf dem Bauch, wand sich, stöhnte irgendetwas Unverständliches. Ich schoss ihm in den Hinterkopf.
    Der Erste, den ich mit dem Totschläger getroffen hatte, lag flach auf dem Rücken, die Beine genickt, offenbar bewusstlos. Ich schoss ihm in die Stirn.
    Ich wandte mich dem Letzten zu. Er saß auf dem Hintern und versuchte, sich mit den Füßen und seinem unverletzten Arm von mir wegzuschieben. Sein Gesicht war grün vor Schmerz und Panik. Ich schoss ihm in die Brust, und er kippte nach hinten, während seine Beine weiter zuckten. Ich machte drei große Schritte auf ihn zu und schoss noch einmal, diesmal in die Stirn. Sein Kopf schnellte zurück, und er rührte sich nicht mehr.
    Ich sah mich um. Inzwischen herrschte das absolute Chaos. Schreien und Brüllen und Panik.
    Ich musste hier weg, so schnell es ging. Aber ich brauchte auch Informationen. Unter anderen Umständen hätte ich versucht, einen von ihnen am Leben zu lassen, um ihn auszuquetschen, aber in der Öffentlichkeit wie hier war das natürlich unmöglich.
    Ich hob den Totschläger auf und steckte ihn in die Außentasche meines blauen Sakkos. Dann ging ich zu dem Letzten, den ich erschossen hatte, und öffnete sein Jackett. Kaschmir. Auf dem Etikett unter der

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