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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Mindestlohn gefunden. Das war großzügig, aber Rafter wollte sich nicht lumpen lassen. Sie hätte eine Entziehungskur gemacht, wäre clean geblieben und nicht mehr schwanger geworden - eine weitere wohlwollende Theorie. Sie hätte schließlich irgendeine Ausbildung nachgeholt, die ihr einen Job mit dem doppelten Verdienst eingebracht hätte, und diesen Job hätte sie bis zum Rentenalter behalten. Unter Berücksichtigung der zu erwartenden Inflation kam Rafter für Lontaes Verdienstausfall auf eine Summe von fünfhundertsiebzigtausend Dollar.
    Sie waren im Schlaf gestorben, ohne Verletzungen oder Verbrennungen, ohne Schmerz und Qualen.
    Um den Fall beizulegen, sei die Kanzlei großzügigerweise bereit, fünfzigtausend Dollar pro Kind sowie Lontaes vollen Verdienstausfall zu bezahlen, insgesamt also sieben-hundertsiebzigtausend Dollar - was aber keinesfalls als Schuldeingeständnis aufzufassen sei.
    »Das ist viel zu wenig«, sagte Mordecai. »Soviel kriege ich von den Geschworenen für ein einziges totes Kind.« Sie sanken in ihren Sesseln zusammen.
    Mordecai nahm Rafters hübsche kleine Aufstellung auseinander. Es sei ihm vollkommen egal, wie Gerichte in Dallas oder Seattle entschieden hätten, und er sehe auch keinen Zusammenhang mit dem vorliegenden Fall. Er interessiere sich nicht für die Feinheiten der Rechtsprechung in Omaha. Er wisse, was er aus einem Schwurgericht in Washington, D.C., herausholen könne, und allein darauf komme es an. Wenn sie dächten, sie könnten sich mit ein bißchen Kleingeld freikaufen, sei es wohl besser, wenn er jetzt gehe.
    Während Rafter noch nach einem Schlupfloch suchte, sagte Arthur: »Darüber kann man verhandeln.«
    Rafters Aufstellung hatte die zu erwartenden Zivilstrafen außer acht gelassen, und darauf wies Mordecai jetzt hin. »Da hat ein reicher Anwalt aus einer reichen Kanzlei mit vollem Wissen zugelassen, dass eine ungesetzliche Zwangsräumung durchgeführt wird, und die direkte Folge davon ist, dass meine Mandanten auf der Straße sitzen, wo sie bei dem Versuch, sich zu wärmen, sterben. Ein wunderschöner Fall für eine Zivilstrafe, meine Herren, besonders hier, im District.«
    »Hier, im District« konnte nur heißen: eine schwarze Jury.
    »Darüber kann man verhandeln«, sagte Arthur noch einmal. »An welche Summe hatten Sie gedacht?«
    Wir hatten darüber gesprochen, mit welcher Forderung wir beginnen sollten. In der Klageschrift hatten wir zehn Millionen verlangt, aber diese Zahl war aus der Luft gegriffen. Es hätten ebenso gut vierzig oder fünfzig oder hundert Millionen sein können.
    »Eine Million für jedes verstorbene Opfer«, sagte Mordecai. Die Worte waren wie Keulenschläge. Die anderen hörten sie wohl, doch es dauerte einen Augenblick, bis ihnen ihre Bedeutung aufging.
    »Fünf Millionen?« fragte Rafter fast unhörbar.
    »Fünf Millionen«, donnerte Mordecai. »Eine Million für jedes verstorbene Opfer.«
    Alle vier wandten sich ihren Notizblöcken zu und schrieben einige Sätze auf.
    Nach einer Weile meldete Arthur sich wieder zu Wort und erklärte, unsere Beweisführung sei nicht schlüssig: Eine höhere Gewalt - der Schneesturm - sei zumindest teilweise für die Tode verantwortlich. Es folgte eine lange Diskussion über das Wetter im allgemeinen und besonderen, die Mordecai mit den Worten beendete: »Die Geschworenen wissen, dass es im Februar kalt ist, dass es im Februar schneit und dass es im Februar auch Schneestürme geben kann.«

    Jedesmal wenn er das Wort »Jury« oder »Geschworene« gebrauchte, verstummten die Gegenparteien.
    »Sie haben eine Heidenangst vor einem Prozess«, sagte er.
    Er erklärte ihnen, unsere Beweisführung sei stark genug, um ihren Angriffen zu widerstehen. Die Zwangsräumung sei vorsätzlich oder grob fahrlässig durchgeführt worden. Diese wunderbar einfache Beweisführung werde jeder Jury im ganzen Land einleuchten, doch hier, im District, werde sie besonders gut ankommen.
    Arthur gab es auf, das Verschulden der Kanzlei zu bestreiten, und spielte die stärkste Karte aus: mich. Insbesondere die Tatsache, dass ich die Akte aus Chances Büro entwendet hatte, nachdem man mir gesagt hatte, ich dürfe sie nicht einsehen. In diesem Punkt gab es keinen Verhandlungsspielraum. Sie seien bereit, die Anzeige gegen mich zurückzuziehen, sobald man im Zivilverfahren einen Vergleich erzielt habe, doch dem Disziplinarverfahren aufgrund ihrer Beschwerde würde ich mich stellen müssen.
    »Was wollen sie?« fragte ich.
    »Eine

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