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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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zweijährige Aberkennung der Zulassung«, sagte Mordecai ernst.
    Ich brachte kein Wort heraus. Zwei Jahre, kein Verhandlungsspielraum.
    »Ich hab ihnen gesagt, dass sie verrückt sind«, sagte er, allerdings nicht so nachdrücklich, wie ich es mir gewünscht hätte. »Das kommt nicht in Frage.«
    Es war leichter zu schweigen. In Gedanken wiederholte ich die Worte: Zwei Jahre, zwei Jahre.
    Sie sprachen noch eine Weile über Geld, ohne zu einer Einigung zu kommen.
    Abgesehen von der Vereinbarung, möglichst bald wieder zusammenzukommen, einigten sie sich eigentlich über gar nichts.
    Zum Schluss überreichte Mordecai ihnen eine Kopie der im Namen von Marquis Deese verfassten Klage, die wir demnächst einreichen würden. Darin wurden dieselben drei Beklagten benannt und die bescheidene Summe von fünfzigtausend Dollar gefordert. Es würden noch weitere folgen, versprach Mordecai. Wir wollten jede Woche ein paar Klagen einreichen, bis alle Opfer der Zwangsräumung ihre Forderung geltend gemacht hatten.
    »Wollen Sie damit zur Zeitung gehen?« fragte Rafter.
    »Warum nicht?« sagte Mordecai. »Sobald die Klage eingereicht ist, ist sie ein öffentliches Dokument.«
    »Ich frage nur, weil wir schon genug Presseberichte hatten.«
    »Wir haben nicht angefangen mit dem Wettpinkeln.«
    »Was?«
    »Sie haben die Story von Mr. Brocks Verhaftung an die Presse weitergegeben.«
    »Das haben wir nicht.«
    »Woher hatte die Post dann sein Foto?«
    Arthur sagte Rafter, er solle den Mund halten. , Ich saß allein in meinem Büro, starrte die Wand an und brauchte eine Stunde, um zu begreifen, dass dieser Vergleich vernünftig war. Die Kanzlei war bereit, eine Menge Geld zu bezahlen, um weitere Demütigungen sowie das Spektakel eines Prozesses zu vermeiden, der ernsthaften finanziellen Schaden anrichten konnte.
    Wenn ich ihnen die Akte aushändigte, würden sie die Anzeige zurückziehen. Alles würde friedlich beigelegt werden können - doch in einem Punkt forderte die Kanzlei Satisfaktion.

    Ich war nicht nur ein Verräter, sondern in ihren Augen auch für den ganzen Schlamassel verantwortlich. Ich war die Verbindung zwischen ihren gut gehüteten schmutzigen Geheimnissen und der Bloßstellung durch ein öffentliches Verfahren. Die Schande allein war Grund genug, mich zu hassen, und die Aussicht, sich von einem Teil ihres geliebten Geldes trennen zu müssen, verstärkte nur ihren Hunger nach Rache.
    Und das alles hatte ich, zumindest ihrer Meinung nach, mit Insiderwissen erreicht. Offenbar wussten sie nichts von Hectors Beteiligung. Ich hatte die Akte gestohlen, ihr die Informationen entnommen, die ich brauchte, und daraus die Klage formuliert.
    Ich war ein Judas. Schweren Herzens musste ich zugeben, dass ich sie verstand.

    SECHSUNDDREISSIG

    Noch lange nachdem Sofia und Abraham gegangen waren, saß ich im Halbdunkel meines Büros. Mordecai trat ein und setzte sich auf einen der Klappstühle, die ich für sechs Dollar auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Sie passten sogar zusammen
    - der Vorbesitzer hatte sie dunkelbraun gestrichen. Sie waren sehr hässlich, aber ich brauchte wenigstens nicht mehr zu befürchten, dass Besucher oder Mandanten mitten im Satz plötzlich auf dem Boden saßen.
    Ich wusste, dass Mordecai den ganzen Nachmittag telefoniert hatte, doch ich war nicht in seinem Büro gewesen.
    »Ich habe viel Zeit am Telefon verbracht«, sagte er. »Die Dinge entwickeln sich schneller, als wir gedacht hatten.«
    Ich hatte nichts zu sagen und hörte zu.
    »Ich habe hin und her telefoniert, mit Jacobs und mit Richter DeOrio. Kennen Sie DeOrio?«
    »Nein.«
    »Er ist einer von der harten Sorte, aber gut, fair und einigermaßen liberal. Er hat vor vielen Jahren bei einer großen Kanzlei angefangen und dann aus irgendwelchen Gründen beschlossen, lieber Richter zu werden. Hat das große Geld ausgeschlagen. Er erledigt mehr Fälle als jeder andere Richter in der Stadt, und zwar, weil er die Anwälte klein hält. Sehr autoritär. Er will alles beigelegt haben, und wenn ein Fall nicht beigelegt werden kann, setzt er das Verfahren so schnell wie möglich an. Er hat die fixe Idee, dass seine Prozessliste kurz sein soll.«
    »Ich glaube, ich habe seinen Namen schon mal gehört.«
    »Das will ich hoffen. Sie sind seit sieben Jahren Anwalt in dieser Stadt.«
    »Ich war Anwalt für Kartellrecht. In einer großen Kanzlei. Irgendwo dort oben.«
    »Jedenfalls haben wir uns auf folgendes geeinigt: Wir treffen uns morgen um eins in DeOrios Gerichtssaal.

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