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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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durchgedreht.«
    »Ist das alles?«
    »Das ist alles, was sie uns gesagt haben.«
    »Und >sie< sind?«
    »>Sie< sind die großen Tiere aus der Vorstandsetage. Am Freitag kurz vor Büroschluss kam ein Rundschreiben an alle Mitarbeiter der Kanzlei - Anwälte, Sekretärinnen, Gehilfen, alle -, in dem man uns davon in Kenntnis setzte, dass eine Akte gestohlen worden sei, dass du der Hauptverdächtige seist und dass sämtlichen Mitarbeitern der Kanzlei jeglicher Kontakt mit dir verboten sei. Ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein.«
    »Ich werde es niemandem verraten.«
    »Danke.«
    Wenn Braden Chance die Verbindung zwischen der Zwangsräumung und Lontae Burton gesehen hatte, würde er es nicht zugeben. Nicht einmal gegenüber den anderen Teilhabern. Aber Barry sagte die Wahrheit. Wahrscheinlich dachte er, ich sei nur wegen Devon Hardy an dieser Akte interessiert.
    »Warum bist du dann gekommen?«
    »Weil ich dein Freund bin. Im Augenblick geht alles drunter und drüber. Mein Gott, am Freitag hatten wir die Polizei im Haus, kannst du dir das vorstellen?
    Vor einer Woche war’s das Einsatzkommando, und wir waren Geiseln. Und jetzt bist du über die Klippe gegangen. Und dann die Sache mit Claire. Lass uns doch mal eine Pause machen, ein paar Wochen irgendwo Urlaub machen. Wir nehmen unsere Frauen mit.«
    »Wohin?« »Was weiß ich? Ist doch egal. Nach Hawaii.« »Und was würde das bringen?«
    »Wir könnten zum Beispiel mal ein bißchen Sonnenenergie tanken. Tennis spielen.
    Schlafen. Unsere Batterien aufladen.« »Auf Kosten der Kanzlei?« »Auf meine Kosten.« »Claire brauchst du nicht einzuplanen. Es ist vorbei, Barry. Es hat lange gedauert, aber jetzt ist es vorbei.« »Na gut, dann eben nur wir beide.«
    »Aber dir ist jeglicher Kontakt mit mir verboten.« »Ich habe eine Idee: Ich gehe zu Arthur und spreche mit ihm. Wir können die Sache regeln. Du bringst die Akte zurück und vergisst alles, was drinsteht, die Firma vergibt und vergisst ebenfalls, du und ich spielen zwei Wochen Tennis auf Maui, und wenn wir zurückkommen, setzt du dich wieder in dein schönes Büro, wo du hingehörst.«
    »Sie haben dich geschickt, stimmt’s?« »Nein. Ich schwöre es.«
    »Es wird nicht gehen, Barry.« »Nenn mir einen guten Grund. Bitte.«
    »Rechtsanwalt zu sein, bedeutet mehr als honorarfähige Stunden zu berechnen und Geld zu scheffeln. Warum sollten wir uns zu Huren des großen Geldes machen? Ich habe es satt, Barry. Ich will etwas bewirken.« »Du klingst wie ein Erstsemester.« »Genau. Wir haben Jura studiert, weil wir dachten, das Recht sei eine edle, erhabene Sache. Wir wollten gegen Ungerechtigkeiten und soziale Missstände angehen und alle möglichen großen Taten vollbringen, denn wir waren ja
    Rechtsanwälte. Früher haben wir unser Handeln an Idealen ausgerichtet. Was hält uns davon ab, das wieder zu tun?«
    »Ratenzahlungen.«
    »Ich will dich nicht auf meine Seite ziehen. Du hast drei Kinder - Claire und ich haben zum Glück keine. Ich kann es mir leisten, ein bißchen verrückt zu sein.«
    Ein Heizkörper in der Ecke, den ich bisher gar nicht bemerkt hatte, begann zu rasseln und zu zischen. Wir sahen ihn an und hofften auf ein wenig Wärme. Eine Minute verging. Dann zwei.
    »Sie werden dich drankriegen, Michael«, sagte er und starrte noch immer auf den Heizkörper, ohne ihn wirklich zu sehen.
    »>Siewir    »Ja. Die Kanzlei. Du kannst nicht hingehen und eine Akte stehlen. Denk an den Mandanten. Er hat ein Recht auf Vertraulichkeit. Wenn eine Akte verschwindet, bleibt der Kanzlei gar nichts anderes übrig, als sie wiederzubeschaffen.«
    »Strafanzeige?«
    »Wahrscheinlich. Sie sind fuchsteufelswild, Michael. Und das kann man ihnen auch nicht verdenken. Ein Disziplinarverfahren vor dem Standesgericht der Anwaltskammer ist ebenfalls im Gespräch. Vermutlich wird es eine einstweilige Verfügung geben. Rafter arbeitet schon daran.«
    »Warum konnte Mister nicht ein bißchen tiefer zielen?«
    »Sie wollen dir ans Leder.«
    »Die Kanzlei hat mehr zu verlieren als ich.«
    Er musterte mich. Offenbar wusste er nicht, was in der Akte stand. »Es geht um mehr als um Mister?« fragte er.
    »Um viel mehr. Die Kanzlei bewegt sich auf sehr dünnem Eis. Wenn die mich drankriegen wollen, werde ich sie ebenfalls drankriegen.«
    »Du kannst eine gestohlene Akte nicht als Beweismaterial verwenden. Kein Gericht im ganzen Land würde das zulassen. Du hast keine Ahnung von Prozessführung.«
    »Ich lerne. Sag

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