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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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die Washingtoner Rechtsberatungsstelle für Obdachlose arbeitete. Er hatte Mordecai vor einem Jahr bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung kennengelernt. Wir fachsimpelten ein bißchen, und dann ging er in einen der hinteren Räume, um drei Stunden zu arbeiten.
    »Die Washingtoner Rechtsberatungsstelle für Obdachlose hat hundertfünfzig freiwillige Helfer«, sagte Mordecai.
    »Ist das genug?«
    »Es ist nie genug. Ich glaube, wir sollten unser Freiwilligenprogramm wiederbeleben. Vielleicht haben Sie ja Lust, sich darum zu kümmern. Abraham findet die Idee sehr gut.«
    Es war schön zu wissen, dass Mordecai und Abraham und zweifellos auch Sofia sich Gedanken darüber gemacht hatten, um welches Programm ich mich kümmern könnte.
    »So bekämen wir eine breitere Basis, würden in Anwaltskreisen stärker wahrgenommen und hätten es leichter, Geld aufzutreiben.«
    »Klar«, sagte ich ohne rechte Begeisterung.
    Liza kam zurück. »Kelvin Lam sitzt da hinten«, sagte sie mit einer Kopfbewegung in die entsprechende Richtung. »Am zweitletzten Tisch. Der mit der Redskin-Mütze.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?« fragte Mordecai.
    »Ja. Er ist nüchtern und macht einen ziemlich intelligenten Eindruck. Er sagt, er wohnt beim CCNV und hat einen Teilzeitjob bei der Müllabfuhr.«
    »Gibt es hier einen kleinen Raum, den wir mal kurz benutzen könnten?«
    »Ja.«
    »Dann sagen Sie Lam bitte, dass ein Armenanwalt mit ihm sprechen möchte.«
    Lam sagte weder Hallo, noch machte er Anstalten, uns die Hand zu schütteln.
    Mordecai saß am Tisch, ich stand in einer Ecke, und Lam setzte sich auf den einzigen freien Stuhl und warf mir einen Blick zu, der mir eine Gänsehaut verursachte.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Mordecai beruhigend. »Wir müssen Ihnen bloß ein paar Fragen stellen.«
    Lam sagte keinen Ton. Sein Äußeres - Sweatshirt, Jeans, Turnschuhe, Wolljacke -
    verriet, dass er in einer Unterkunft wohnte. Wer unter Brücken schlief, trug meist viele Schichten übelriechender Kleider.
    »Kennen Sie ein Frau namens Lontae Burton?« sagte Mordecai. Wir hatten vereinbart, dass er die Fragen stellen würde.
    Lam schüttelte den Kopf. »Devon Hardy?« Wieder ein Kopfschütteln. »Haben Sie letzten Monat in einem leerstehenden Lagerhaus gelebt?« »Ja.«
    »An der Ecke New York und Florida?« »Ja.«
    »Haben Sie dafür Miete bezahlt?«

    »Ja.«
    »Hundert Dollar pro Monat?«
    »Ja.«
    »An Tillman Gantry?«
    Lam erstarrte und schloss die Augen, um die Frage zu überdenken. »An wen?«
    fragte er.
    »Wem gehörte das Lagerhaus?«
    »Ich hab die Miete an einen Typ namens Johnny abgedrückt.«
    »Und für wen hat dieser Johnny gearbeitet?«
    »Weiß ich nicht. War mir egal. Ich hab ihn nicht gefragt.«
    »Wie lange haben Sie dort gewohnt?«
    »Ungefähr vier Monate.«
    »Und warum sind Sie ausgezogen?«
    »Ich bin rausgeschmissen worden.«
    »Wer hat Sie rausgeschmissen?«
    »Weiß ich nicht. Eines Tages kamen die Bullen mit ein paar anderen Typen. Sie haben uns rausgetrieben und unsere Sachen auf den Bürgersteig geschmissen. Ein paar Tage später haben sie das Haus abgerissen.«
    »Haben Sie den Polizisten gesagt, dass Sie Miete gezahlt haben?«
    »Ein paar von den anderen haben’s ihnen gesagt. Eine Frau mit ein paar kleinen Kindern hat versucht, sich zu wehren, aber das hat ihr nichts genützt. Ich hab mich nicht mit den Bullen angelegt - tu ich nie. Es war ‘ne böse Szene.«
    »Hat man Ihnen vor der Zwangsräumung irgendwas Schriftliches gegeben?«
    »Nein.«
    »Irgendeine Benachrichtigung, dass Sie das Haus räumen müssten?«
    »Nein. Nichts. Auf einmal waren sie einfach da.«
    »Nichts Schriftliches?«
    »Nichts. Die Bullen haben gesagt, wir wären bloß Besetzer und müssten sofort verschwinden.«
    »Sie sind also im letzten Herbst, etwa im Oktober, dort eingezogen?«
    »Könnte hinkommen.«
    »Wie haben Sie von diesem Haus erfahren?«
    »Weiß ich nicht mehr. Irgend jemand hat gesagt, in dem Lagerhaus gab’s kleine Wohnungen. Billig. Also bin ich hingegangen, um mich mal umzusehen. Sie haben gerade Zwischenwände aus Spanplatten und so weiter eingezogen. Das Dach war in Ordnung, das Klo war nicht allzu weit entfernt, und es gab fließendes Wasser.
    Alles in allem nicht schlecht.«
    »Also sind Sie eingezogen?«
    »Genau.«
    »Hatten Sie einen Vertrag?«

    »Nein. Der Typ hat gesagt, dass die Wohnungen illegal sind, also gab es nichts Schriftliches. Wenn mich jemand fragte, sollte ich sagen, dass ich einfach so da

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