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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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untreu bin. Er würde mich hinauswerfen. Und er ist ein mächtiger Mann. Er besitzt das Große Miura, ein Bordell in Yoshiwara, und hat dort viel Einfluss. Ich bekäme dort nie wieder eine Anstellung.«
    War das der einzige Grund, dass Fujio die Existenz seines Hauses in den Hügeln geheim halten wollte? »Erzählt mir von der Frau, die in Eurem Sommerhaus wohnt«, sagte Hirata.
    »Wie meint Ihr das?« Fujio blieb stehen. »In dem Haus ist niemand. Ich benutze es nur im Sommer.« Die Benommenheit, die von seinem Kater herrührte, verflog, Fujio blickte verwirrt, aber nüchtern. »Wie habt Ihr überhaupt von meinem Haus erfahren?«
    »Der sōsakan-sama hat einen Brief bekommen«, sagte Hirata. »Daraufhin sind wir gestern Abend zu Eurem Haus geritten und haben eine tote Frau in Eurem Bett entdeckt.«
    Fujio erstarrte und riss Mund und Augen auf. Sein Erschrecken schien echt zu sein, doch Hirata wusste natürlich, dass Fujio als Unterhaltungskünstler ein erfahrener und begabter Schauspieler war.
    »Eine … tote Frau? In … meinem Haus?«, stammelte Fujio, fing sich dann aber wieder so weit, dass er die nahe liegende Frage stellte: »Und wer war diese Frau?«
    »Das wissen wir nicht. Jemand hatte ihr den Kopf abgeschnitten, aus dem Haus gebracht und verschwinden lassen«, antwortete Hirata und beobachtete Fujio aufmerksam. »Aber sie trug Kleidung, die allem Anschein nach Kurtisane Wisterie gehörte.«
    »Wisterie? Gnädige Götter!« Fujio taumelte zurück, als hätte diese Neuigkeit ihm einen körperlichen Schlag versetzt. »Was hat sie dort getan?«
    »Sagt Ihr es mir.«
    »Moment einmal!« Der hokan hob die Hände in einer Geste der Abwehr. »Falls Ihr glaubt, ich hätte Wisterie ermordet, irrt Ihr Euch. Ich weiß nicht einmal, wie sie in mein Haus gekommen …«
    Er stockte, und plötzlich erschien ein Ausdruck des Begreifens in seinen Augen. »Aber ich kann es mir denken. Als wir noch Geliebte waren, hatte ich ihr von dem Haus erzählt. Anscheinend hat sie sich daran erinnert und sich dorthin begeben, weil sie wusste, dass mein Haus leer stand. Aber das hat sie ohne mein Wissen und meine Erlaubnis getan. Ich habe mit ihrem Tod nichts zu tun.«
    Gut möglich, dass er die Wahrheit sagt, überlegte Hirata. Oder er hatte sich rasch diese Erklärung zurechtgelegt, um sich zu schützen.
    »Erzählt mir alles, was Ihr seit dem Abend getan habt, bevor der Mord an Fürst Mitsuyoshi entdeckt wurde«, verlangte Hirata.
    Der hokan dachte angestrengt nach. Es war offensichtlich, dass er sein Problem erkannt hatte: Er musste beweisen, dass er nicht in seinem Haus in den Hügeln gewesen sein konnte. »Ich bin im Owariya aufgetreten, als Momoko in die Feier hereinplatzte und rief, dass Fürst Mitsuyoshi ermordet worden sei. Das Tor Yoshiwaras war bereits geschlossen, und bevor es am Morgen wieder geöffnet werden konnte, erschien die Polizei und hielt jeden fest, der sich noch im Vergnügungsviertel aufhielt. Als man uns schließlich gehen ließ, habe ich mich sofort nach Hause begeben.«
    »Was habt Ihr dort getan?«, fragte Hirata.
    »Ich habe mit meiner Familie gespeist«, sagte Fujio, »und bin anschließend schlafen gegangen.« Mit Nachdruck fügte er hinzu: »Ich habe die ganze Nacht neben meiner Frau im Bett gelegen.«
    Hirata nahm sich vor, diese Schilderung von der Frau und den Verwandten des hokan bestätigen zu lassen. Allerdings könnten sie Fujios Aussage auch nur aus dem Grunde bestätigen, weil sie ihn beschützen wollten. »Und am Morgen darauf?«
    »Bin ich nach Yoshiwara gegangen. Dort war nicht viel Betrieb, daher saß ich in den Teehäusern, trank etwas und spielte mit Freunden Karten.«
    »Seid Ihr die ganze Zeit mit den Freunden zusammen gewesen?«, fragte Hirata.
    »Nicht jede Minute, aber sie verloren mich nicht lange genug aus den Augen, als dass ich Zeit gehabt hätte, mich in die Berge zu begeben.« Fujios Ton wurde schleppender, als spürte er eine Gefahr, die von seiner Geschichte ausging. »In jener Nacht bin ich bei einem Fest aufgetreten. Dort habe ich den sōsakan-sama getroffen. Nachdem wir miteinander geredet hatten, unterhielt ich die Gäste bis zum Morgengrauen. Dann …«
    Aus der Ferne klang das Geräusch einer Axt herüber, die Holz spaltete. »Was dann?«, hakte Hirata nach, denn es ging um einen kritischen Zeitpunkt. Heute Morgen hatte er erfahren, dass es Fujio gelungen war, den Ermittlern, die ihn beschatten sollten, zu entwischen. Vom Morgengrauen bis zum Nachmittag hatten sie ihn

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