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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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aus den Augen verloren, bis sie ihn endlich in Yoshiwara aufspüren konnten.
    »Ich habe einen Freund besucht«, sagte Fujio zögernd. »Ich war … bis gestern Nachmittag bei ihm. Dann ging ich zurück nach Yoshiwara, um dort aufzuspielen.«
    »Wer ist dieser Freund?«
    »Ehrlich gesagt ist es eine Freundin.« Trotz der Kälte war Fujios Gesicht schweißüberströmt. »Ich kann ihren Namen nicht nennen. Sie ist die Frau eines Gönners.« Er schüttelte den Kopf, als bedauerte er sein liederliches Verhalten. »Wie konnte ich nur in diese Sache hineingeraten?«
    »Wenn ich Euch die Geschichte mit der Frau glauben soll, muss sie bestätigen, was Ihr mir gesagt habt.«
    »Ich kann nicht zulassen, dass Ihr diese Frau trefft«, widersprach Fujio. »Ihr Mann ist ein berühmter Samurai. Er ist sehr jähzornig. Wenn er etwas von unserer Affäre erfährt, wird er mich töten.«
    Die Tokugawa-Gesetze erlaubten es einem Samurai, einen gemeinen Bürger zu töten, ohne eine Bestrafung fürchten zu müssen. Fujio saß in der Falle. Ihm drohten einerseits die Rache des Gemahls seiner Geliebten, andererseits die Hinrichtung wegen Mordes. Für Hirata hörte sich die Geschichte glaubwürdig an. Er bezweifelte allmählich, dass Fujio die Frau getötet hatte. Der hokan war ein gewiefter Bursche. Hätte er kein besseres Alibi vorgewiesen, wenn er den Mord tatsächlich begangen hätte? Außerdem bewies Hiratas Untersuchung des Tatorts in der letzten Nacht, dass Fujio unschuldig sein könnte.
    Es gab keine Beweise, dass Fujio sich in jüngster Zeit in dem Sommerhaus aufgehalten hatte. Die Frau könnte auch selbst dorthin gegangen sein. Hirata fragte sich sogar, ob sie sich überhaupt dort versteckt hatte. Der Holzkohleofen wies keine frischen Spuren eines Feuers auf, in dem Haus lagen nur ein paar alte vertrocknete Früchte, und der Abort roch nicht so, als hätte ihn kürzlich jemand benutzt. Die Frau könnte dorthin gebracht worden und sofort getötet worden sein – von jemandem, der Fujio in eine Falle locken wollte.
    Vielleicht aber war Fujio doch schuldig, hatte aber nicht damit gerechnet, dass man den Leichnam finden würde, und daher geglaubt, kein Alibi zu benötigen. Die Geschichte mit der heimlichen Geliebten war die beste Ausrede, die er auf die Schnelle erfinden konnte, nachdem er durch den Fund der Leiche in seinem Haus in Schwierigkeiten geraten war.
    »Ich glaube, Ihr habt Wisterie gestern in Eurem Sommerhaus besucht«, sagte Hirata. »Vielleicht wollte sie in der Kälte nicht allein sein und hat sich bei Euch beklagt. Vielleicht wart Ihr verzweifelt, weil Ihr nicht wusstet, wo Ihr sie sonst hättet verstecken können. Dann gab es Streit, und die Sache geriet außer Kontrolle. Und dann habt Ihr sie ermordet.«
    »Das ist nicht wahr!« Fujio stampfte mit dem Fuß auf.
    »Vielleicht war es von vornherein Eure Absicht, Wisterie zu beseitigen«, sagte Hirata, »weil sie gesehen hat, dass Ihr Fürst Mitsuyoshi getötet habt.«
    »Schatzminister Nitta hat es getan!«, verkündete Fujio siegessicher. »Ich habe die Neuigkeiten schon gehört.«
    »Ihr könntet Wisterie getötet haben, bevor Ihr erfahren habt, dass Nitta überführt wurde«, erwiderte Hirata. »Ihr habt befürchtet, sie würde aussagen, dass Ihr der Mörder wart. Darum konntet Ihr sie nicht länger am Leben lassen.«
    »Ich habe Fürst Mitsuyoshi nicht getötet!«, widersprach Fujio erregt. »Und ich habe auch Wisterie nicht umgebracht! Jemand hat den Leichnam in mein Haus geschafft, damit es so aussieht, als wäre ich der Mörder!«
    Doch Fujio hatte längst erkannt, dass es in der Tat so aussah, als wäre er der Schuldige. Wenn es zu einer Anklage wegen Mordes und einer Gerichtsverhandlung kam, würde der Magistrat es jedenfalls so auslegen. Eine Woge der Panik durchflutete den hokan , und er warf gehetzte Blicke um sich. Hirata erkannte die Gefahr und sprang auf Fujio zu, um ihn zu ergreifen, doch dieser warf sich blitzschnell herum und rannte über ein Reisfeld davon.
    »Kommt zurück!« Hirata nahm die Verfolgung auf und rief den Ermittlern über die Schulter zu: »Haltet ihn!«
    Fujio stolperte mit wehendem Gewand über die Erdklumpen, Beine und Arme von sich gestreckt. Hirata keuchte vor Anstrengung, als er versuchte, den Flüchtigen einzuholen. Bald schon verlangsamte Fujio seine Schritte, als ihn Erschöpfung überkam und seine Flucht hemmte. Schließlich holte Hirata ihn ein, sprang auf ihn zu und umklammerte seine Taille.
    Fujio fiel auf die Erde. Hirata

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