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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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Mitsuyoshi sich im ageya aufhielt, aber niemand kannte ihn persönlich. Soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, hatte keiner der Gäste ein Motiv, Fürst Mitsuyoshi zu ermorden.«
    »Was ist mit seinen Gefolgsleuten, den vier Samurai?«, fragte Sano.
    »Sie behaupten, an der Feier teilgenommen zu haben, und die anderen Gäste bestätigen ihre Aussage. Falls sie etwas über den Mord wissen, reden sie nicht darüber.«
    »Wir werden sie später noch einmal vernehmen«, erklärte Sano.
    Hoshina, der noch immer in der Nähe stand, bedachte Sano und Hirata mit einem spöttischen Lächeln, das besagte, dass sie gar nicht erst versuchen sollten, etwas vor ihm zu verbergen, da er es sowieso herausfinden würde. Dann wandte er sich ab und ging davon.
    »Wenn einer der Gäste, die an der Feier teilgenommen haben, sich zu Fürst Mitsuyoshi hinaufgeschlichen und ihn getötet hat, hätte er nur wenige Augenblicke gebraucht, um den Mord zu begehen – erst recht, wenn Mitsuyoshi von zu viel Sake bewusstlos gewesen ist. Wir müssen sämtliche Gäste überprüfen.«
    Da Yoshiwara ein verhältnismäßig kleines und abgeschlossenes Viertel war, in dem man viel und gern tratschte, würden sich Feindseligkeiten gegenüber Mitsuyoshi ziemlich schnell herausfinden lassen. Doch nun wurde Sanos Arbeit dadurch erschwert, dass die Teilnehmer an der Feier im ageya Owariya die Zahl der möglichen Verdächtigen anwachsen ließ.
    »Ich habe Ermittler in die Nachbarhäuser geschickt, um deren Bewohner zu fragen, ob sie irgendetwas gesehen haben, das uns weiterhelfen könnte«, sagte Hirata.
    »Gut«, erwiderte Sano und berichtete ihm dann, dass Fürst Mitsuyoshi den Abend mit Kurtisane Wisterie verbracht hatte und dass Wisterie mitsamt ihrem Tagebuch verschwunden war. Als Sano vom Tagebuch erzählte, fragte er sich, ob er Hirata von seiner einstigen Affäre mit Wisterie erzählen sollte – schließlich war Hirata sein engster Vertrauter und oberster Gefolgsmann. Dann aber entschied Sano sich dagegen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für solche Geständnisse, zumal er nicht das Risiko eingehen wollte, dass Hoshina oder ein anderer Polizeibeamter zufällig etwas aufschnappte.
    »Dann mach dich jetzt auf den Weg, Hirata«, sagte Sano. »Sieh zu, dass du so viel wie möglich über Wisterie und ihr Tagebuch herausfindest.«
    »Jawohl, sōsakan-sama .« Hirata hielt kurz inne, bevor er hinzufügte: »Übrigens, als ich die Bediensteten des Owariya vernommen habe, sagten sie mir, Momoko, Wisteries yarite , habe den Ermordeten gefunden. Momoko war bereits ins Große Miura zurückgekehrt – das Bordell, in dem sie wohnt. Deshalb habe ich sie hergebracht. Ihr wollt gewiss mit ihr reden.«
    »Gut gemacht, Hirata- san «, sagte S ano zufrieden. »Wo ist die Frau jetzt?«
    Irgendwo im Innern des Hauses begann eine schrille Frauenstimme eine wilde Schimpfkanonade. Hirata verdrehte die Augen und wandte sich zum Gehen. » Das ist Momoko«, sagte er. »Sie konnte mir gar nicht oft genug erzählen, dass sie früher selbst eine berühmte tayu gewesen ist – und temperamentvoll obendrein, wie es sich anhört.«
    Sano folgte dem Geräusch der keifenden Stimme und gelangte in den rückwärtigen Bereich des ageya . Neben einem Gästezimmer erblickte er eine offene Tür; im Gemach dahinter sah er zwei Frauen. Die Jüngere mochte achtzehn Jahre alt sein. Sano erkannte sie wieder – sie war eine der beiden Kurtisanen, die er im Gesellschaftszimmer gesehen hatte. Sie kniete auf dem Boden vor der zweiten, älteren Frau, die einen braunen Kimono mit schwarzem Gürtel und schwarzer Kappe trug, die traditionelle Kleidung einer yarite . Sano vermutete, dass es sich um Momoko handelte. Sie schlug mit einer Seidendecke nach der jungen Kurtisane, die sich furchtsam duckte.
    »Du sollst vorsichtig sein, wenn du im Bett Wein trinkst!«, rief Momoko zornig und schüttelte die Decke, auf der ein dunkelroter Fleck zu sehen war. Ihre Stimme klang heiser, als würde sie oft so schreien wie jetzt. Ihr Haar war zu einem stumpfen, unnatürlichen Schwarz gefärbt und im Nacken zu einem Knoten gebunden. Ihr Hals war lang und schlank. »Den Fleck bekommen wir nie mehr heraus! Deinetwegen können wir die schöne Decke jetzt zu Putzlappen verarbeiten, du nichtsnutzige kleine Närrin!«
    Die Kurtisane zog den Kopf zwischen die schmalen Schultern und murmelte irgendetwas.
    »Gib ja nicht deinem Freier die Schuld!«, zeterte Momoko. »Wie kannst du es überhaupt wagen, mir zu

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