Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
Vom Netzwerk:
und wartete, bis er sich gefasst hatte. »Wie ist dein Name?«, fragte er dann.
    »Wada«, erwiderte der Wachposten, als wäre es ein Schuldgeständnis.
    »Hab keine Angst, Wada- san . Ich danke dir für dein Kommen.«
    Sie legten ein paar Schritte zurück, ehe Wada mit kaum vernehmlicher Stimme flüsterte: »Der Ruf seiner Familie ist für meinen Herrn von allergrößter Bedeutung. Er hat seinen Sohn geliebt und möchte ihn in guter Erinnerung behalten.«
    »Aber jemand, der sich weniger um Äußerlichkeiten schert, könnte die Wahrheit über Fürst Mitsuyoshi aufdecken?«
    Wada zögerte, den Blick beim Gehen starr auf den Boden gerichtet. »Mein Herr hat seiner Familie, seinen Gefolgsleuten und Bediensteten verboten, mit Euch zu sprechen. Ich möchte seinen Befehl nicht missachten.«
    Und gewiss nicht bestraft werden, dachte Sano. Hoffte der Mann auf ein Bestechungsgeld? Sano beäugte Wada, sah aber keine Gier in dessen Gesicht, sondern nur die Sorge eines Mannes, der zwischen der Loyalität zu seinem Herrn und dem Wunsch, sich etwas von der Seele zu reden, hin- und hergerissen war. »Vor allem bist du dem Shōgun verpflichtet«, sagte Sano. »Tokugawa Tsunayoshi hat mir befohlen, den Mörder von Fürst Mitsuyoshi zu suchen, und du musst mit mir zusammenarbeiten und mir alles sagen, was du weißt, damit der wahre Täter überführt werden kann.«
    Wada entspannte sich ein wenig, ohne seine Unruhe gänzlich abzulegen. »Meine Familie dient den Matsudairas seit fünf Generationen«, erklärte er. »Ich gehöre seit der Geburt von Mitsuyoshi- san zu seinen Gefolgsleuten und diene ihm schon sein ganzes Leben. Ich habe ihn geliebt wie einen jüngeren Bruder. Ich möchte meinen Posten nicht verlieren, doch ich könnte es nicht ertragen, wenn der falsche Mann für die Tat bestraft wird und der wahre Mörder ungestraft davonkommt, nur weil ich geschwiegen habe.«
    »Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um den Mord an Mitsuyoshi- san zu rächen«, versprach Sano.
    »Nun …« Obwohl Wada sich beruhigt zu haben schien, berichtete er nur stockend und beinahe ängstlich. »Als Mitsuyoshi- san noch sehr jung war, sagte der Wahrsager des Klans voraus, er würde eines Tages über Japan herrschen. Von dem Moment an war sein ganzes Leben eine Vorbereitung darauf, einst Shōgun zu werden. Sein Vater stellte Lehrer ein, die mit Mitsuyoshi- san gelehrte Bücher studierten und die ihn jeden Tag in der Kriegskunst unterrichteten. Priester sollten seinen Glauben fördern. Schließlich wurde er dem Shōgun vorgestellt, der ihn ins Herz schloss. Alles deutete darauf hin, dass die Worte des Wahrsagers sich erfüllen würden. Es wurde sehr viel von ihm erwartet, weil er der Erbe des Shōgun werden sollte …«
    »Und deshalb lehnte er sich dagegen auf?«, fragte Sano.
    Der Wachposten nickte und fuhr widerwillig fort: »Als Junge war er sehr willensstark. Stets suchte er das Abenteuer. Mit sechzehn Jahren hatte er keine Lust mehr auf die ständige Disziplin und das unaufhörliche Behütetsein. Er befahl mir, ihm zu helfen, sich unbemerkt aus dem Palast zu stehlen. Wir zogen durch die Stadt, während sein Vater glaubte, er würde über den Büchern sitzen und studieren. Mitsuyoshi- san liebte den Sake, das Glücksspiel und Frauen im Vergnügungsviertel. Er sah gut aus, war gebildet und reich und gewann in den Teehäusern und in Spielhöllen rasch neue Freunde. Immer öfter begab er sich nach Yoshiwara, und damit begann der Ärger.«
    »Als der Shōgun eines Nachts Mitsuyoshi zu sprechen wünschte, war er nirgends zu finden. Fürst Matsudaira erfuhr, dass sein Sohn bei einer Kurtisane gewesen war. Als Mitsuyoshi- san nach Hause kam, gab es einen furchtbaren Streit. Sein Vater war wütend, weil Mitsuyoshi den Shōgun enttäuscht hatte und somit dessen Gunst verlieren könnte. Mitsuyoshi- san bat um ein paar Freiheiten als Entschädigung, da er sich dem Ehrgeiz seines Klans opferte. Sie wollten beide, dass er der nächste Shōgun wurde, doch Mitsuyoshi- san musste den Preis bezahlen.«
    Mitsuyoshi war offenbar einer der Geliebten des Shōgun gewesen, und ihm hatte die Rolle nicht gefallen, die ihm aufgezwungen worden war. »Was geschah dann?«, fragte Sano.
    »Es gab immer wieder Streitigkeiten. Fürst Matsudaira befahl seinem Sohn, sich den sexuellen Wünschen des Shōgun zu beugen. Mitsuyoshi- san aber suchte weiterhin seine eigenen Vergnügungen, und bald beklagte sich der Shōgun, dass Mitsuyoshi nie zur Verfügung stand, wenn er

Weitere Kostenlose Bücher