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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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Schwertes. Plötzlich aber erschütterte ein Schluchzen seinen Körper. Seine kriegerische Haltung fiel von ihm ab, und er wandte das Gesicht zur Seite.
    Sano dachte an den Ruf von Fürst Matsudaira, der als gütiger Herrscher über die Menschen auf jenen Tokugawa-Ländereien betrachtet wurde, die er bewirtschaftete. Sano erkannte, dass der Fürst seinen Sohn aufrichtig betrauerte – nicht nur den Verlust politischer Vorteile, die er als Vater des Shōgun-Erben genossen hatte. Sano empfand Mitleid mit diesem irregeleiteten Mann.
    »Es wäre besser, wenn Ihr Eure Macht und Euren Einfluss einsetzen würdet, um die Wahrheit über den Tod Eures Sohnes zu erfahren«, sagte Sano. »Ich bin gekommen, Euch um Eure Hilfe zu bitten, damit wir den wahren Mörder entlarven können.«
    Fürst Matsudaira wirbelte herum. Seine tränennassen Augen funkelten wütend. »Ihr seid gekommen, um eine Vorstellung Eurer Unschuld zu geben und Euch an dem Unglück zu weiden, das Ihr meinem Klan zugefügt habt! Ich werde Euch nicht helfen, Euren Kopf zu retten!« Er sprang vom Podium und schritt auf Sano zu, bis nur noch ein knapper Meter die beiden Männer trennte. Dann streckte Matsudaira den Kopf vor, sodass Sano die roten Äderchen in seinen funkelnden Augen sehen konnte. »Ich habe Euch allein aus dem Grunde Eintritt in mein Heim gewährt, weil ich Euch ins Gesicht sagen wollte, dass Ihr, der Ihr meinen Sohn ermordet und den Shōgun verraten habt, die schändlichste Kreatur auf Erden seid.«
    Die Beleidigung traf Sano wie ein Schlag ins Gesicht. Er wich zurück, gab sich aber noch nicht geschlagen. »Bitte hört mich an«, sagte er. »In den meisten Mordfällen wird das Opfer von einem ihm nahe stehenden Menschen getötet. Dinge, die er gesagt hat, oder Schwierigkeiten in seinem Verhältnis zu anderen Personen könnten zu dem Verbrechen geführt haben, und …«
    »Ihr wollt meinem Sohn die Schuld an seiner eigenen Ermordung geben?«, unterbrach Fürst Matsudaira ihn empört. »Ihr seid ein noch schlimmerer Schurke, als die Kurtisane es in ihrem Tagebuch beschrieben hat! Ich schäme mich, dass ich je glauben konnte, Ihr wärt ein ehrenhafter Samurai!«
    »Ich gebe Mitsuyoshi nicht die Schuld an seinem Tod«, beeilte sich Sano zu erwidern. »Die Schuld trifft einzig seinen Mörder. Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass der Schlüssel zur Lösung eines Mordfalles häufig im Umfeld des Opfers zu finden ist.«
    Fürst Matsudaira schüttelte verächtlich den Kopf.
    »Euer Sohn muss Feinde gehabt haben«, beharrte Sano. »Ihr kennt ihn schon sein Leben lang. Ihr müsst wissen, welchen Geschäften er nachging, mit wem er Umgang pflegte und welche Orte er aufsuchte.« Sano streckte eine Hand aus und legte alle Überzeugungskraft, zu der er fähig war, in seine Stimme. »Bitte helft mir, den Feind zu entlarven, der ihn getötet hat.«
    »Mein Sohn war ein gütiger und ehrbarer junger Mann, den jeder gern mochte. Er hatte keine Feinde, und er starb nicht, weil sich in seinem Privatleben irgendetwas zugetragen hat, das ihn später das Leben kostete.«
    Sano hatte bereits geahnt, dass Fürst Matsudaira nicht der geeignete Mann war, Fakten über Mitsuyoshi zu liefern: Der Ruf des jungen Fürsten, eine Vorliebe für Ausschweifungen aller Art zu haben, ließ vermuten, dass er seinem Vater viel verheimlicht hatte. »Vielleicht sind andere Familienmitglieder mit dem Leben Eures Sohnes besser vertraut als Ihr selbst«, sagte Sano. »Und vielleicht sind sie eher bereit, mit mir zu sprechen.« Obwohl Sano kaum Hoffnung hatte, dass Fürst Matsudaira ihm erlauben würde, eine andere Person seines Haushalts zu verhören, musste er ihn wenigstens fragen.
    Matsudaira schnappte nach Luft, als er diese neuerliche Beleidigung vernahm. »Meine Frau ist krank vor Kummer. Ich werde nicht zulassen, dass Ihr sie mit Euren Anspielungen und Fragen über meinen Sohn verärgert.«
    »Könnte ich dann mit Mitsuyoshis Brüdern sprechen?«, fragte Sano. »Oder mit seinen Gefolgsleuten?«
    In diesem Augenblick bemerkte er, dass ihn einer der Wachposten aufmerksamer betrachtete als die anderen. Der Mann, den er auf etwa fünfunddreißig Jahre schätzte, besaß die kräftige Statur eines geübten Kämpfers und das ernste, würdevolle Gesicht eines Gelehrten. Er erwiderte Sanos Blick und wandte sich dann schnell ab. Sano erkannte den Mann wieder. Er gehörte zu Mitsuyoshis Gefolgsleuten, die er nach dessen Ermordung in Yoshiwara gesehen hatte.
    »Das war ein rein

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