Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
Vom Netzwerk:
nach der Sperrstunde verlassen hat.«
    »Da wäre vor allem Schatzminister Nitta«, antwortete der hagere Wachposten.
    Hirata nickte, doch er interessierte sich weit mehr für die anderen Personen, die er nicht beachtet hatte, da Nitta im Mittelpunkt seiner Ermittlungen stand. »Wer noch?«
    »Der Ölhändler Kinue«, sagte der dunkelhäutige Wachposten.
    »Und der Mori-Klan«, fügte sein Kamerad hinzu.
    In Hirata stieg eine Ahnung auf. »Gehörte ein Mann namens Himmelsfeuer zum Mori-Klan?«
    »Das weiß ich nicht, Herr«, sagte der hagere Wachposten.
    »Zu dem Klan gehören Diebe, Schläger und Mörder«, sagte der dunkelhäutige Wächter. »Es ist besser, man kennt diese Leute nicht.«
    »Der Mann, den ich meine, ist klein und kräftig, und seine Augen sind ständig in Bewegung«, sagte Hirata.
    »Das könnte der Anführer sein«, meinte der hagere Wachposten. Sein Kamerad nickte.
    Hirata spürte wachsende Erregung. Offenbar waren diese Verbrecher jene »Freunde«, die Himmelsfeuer nach Chidoris Aussage stets begleiteten. Da er nun eine mögliche Verbindung zu Kurtisane Wisterie und dem Mörder besaß, bot sich ihm eine neue Chance, den Fall zu lösen und Sano zu entlasten.
    »Haben diese Männer gesagt, wohin sie wollten?«, fragte Hirata. Der Mori-Klan hatte überall in Edo Verstecke. Als die Wachposten die Köpfe schüttelten, forderte er sie auf: »Erzählt mir genau, was ihr gesehen habt.«
    »Sie kamen zum Tor«, sagte der dunkelhäutige Wachposten.
    »Ja, und sie gingen schnell und erzwangen sich einen Weg durch die Menge«, fügte der andere hinzu.
    »Der Anführer hatte seinen Arm um einen der anderen gelegt – einen Jungen, der betrunken aussah.«
    »Er war blass und stolperte, und seine Augen waren geschlossen. Der Anführer stützte ihn und flüsterte ihm etwas in Ohr, als sie sich uns näherten. Aber ich konnte nicht verstehen, was er gesagt hat.«
    »Dann befahl er uns, die Bande passieren zu lassen. Als wir sagten, es wäre zu spät, warf er uns ein paar Münzen zu und rief: ›Öffnet das Tor!‹«
    »Das taten wir. Und die Bande eilte hinaus.«
    »Sie stiegen auf ihre Pferde. Der Anführer half dem betrunkenen Jungen in den Sattel und stieg hinter ihm in den Sattel. Dann ritten sie alle davon.«
    Hirata überkam ein Hochgefühl, als sich ein wichtiges, bislang noch fehlendes Glied in die Kette der Ereignisse fügte, die mit Fürst Mitsuyoshis Mord zu tun hatten. Er war sicher, dass sein Schicksal und die Ermittlungen eine Wende zum Guten nahmen.
    »Da fällt mir noch etwas ein«, sagte der hagere Wachposten. »Als der Mori-Klan am frühen Abend nach Yoshiwara kam, habe ich neun Personen gezählt. Aber als sie wieder gingen, waren es zehn.«
     
    »Die zehnte Person war Kurtisane Wisterie«, sagte Hirata, als er Sano und Reiko von seinen Ermittlungen berichtete. »Sie war der betrunkene Junge, den Himmelsfeuer gestützt hat.«
    Sano nickte und nahm die Teeschale entgegen, die Reiko ihm reichte. Tempelglocken schlugen Mitternacht, als sie gemeinsam in Sanos Schreibstube saßen. Im Ofen knisterte das Kohlenfeuer. »Es passt alles zusammen«, sagte er. »Das rote Tuch und die Haare auf dem Ankleidetisch in Wisteries Zimmer im ageya … die Tatsache, dass wir keinen Zeugen finden konnten, der gesehen hat, wie sie das Viertel verließ … Wisterie hat Himmelsfeuer ein Zeichen gegeben, dass er kommen sollte. Sie hat ihr Haar abgeschnitten und Männerkleider angezogen, um sich als junger Bursche zu verkleiden. Dann verließ sie mit dem Mori-Klan Yoshiwara, und niemand hat sie erkannt.«
    Zufriedenheit und neue Hoffnung verjagten die Verzweiflung, die Sano letzte Nacht verspürt hatte, obwohl die dunkle Wolke des Verdachts noch immer über seinem Kopf schwebte. Die heutigen Entdeckungen jedoch waren ein Lichtstrahl, der den Albtraum durchdrang, den Sano durchlebte, seit der Shōgun ihn des Mordes und Verrats beschuldigt hatte.
    »Was ich heute Morgen erfahren habe, bestätigt die Theorie, dass Wisterie mit diesen Verbrechern entkommen ist«, sagte Reiko, deren Gesicht vor Aufregung glühte. Sie berichtete von ihrem Besuch bei Yuya, der Prostituierten im Badehaus. »Yuya wollte mir den Namen des Mannes nicht nennen, dem das Badehaus gehört und der Wisterie dorthin gebracht hat. Aber sie hat gesagt: ›Während des Sturms brennen Himmelsfeuer‹, und sie sprach von einer Verbrecherbande. Ich wusste nicht, was Yuya meinte, aber jetzt verstehe ich ihre Andeutung. Der Mann muss derselbe Liebhaber sein, der

Weitere Kostenlose Bücher