Der Verrat
würde eher sterben, als sich zu ergeben.«
Wisterie schrie in panischer Angst: »Bitte gebt ihm, was er verlangt. Er meint ernst, was er sagt.«
Sano überlegte fieberhaft. Es wehte ein kräftiger Wind, der ihm Angst machte, denn ein Feuer war die größte Gefahr für die ganze Stadt. Wenn Himmelsfeuer das Lagerhaus anzündete, würden die Funken das Feuer bis nach Edo tragen. Hunderte von Gebäuden könnten in Brand geraten, Hunderte von Menschen könnten sterben. Und Sano wäre für eine Katastrophe verantwortlich. Im Vergleich dazu erschien ihm sein Wunsch, seinen Namen reinzuwaschen, sein Leben zu retten und das Vertrauen des Shōgun wiederzuerringen, geradezu unbedeutend.
Er drehte sich zu seinen Ermittlern um und erteilte leise die Order: »Holt die Männer von der Rückseite des Lagerhauses und gebt den Bürgern den Befehl, die Umgebung auf ein Feuer vorzubereiten. Sie sollen Wassereimer bereitstellen und die Dächer und Wände ihrer Häuser nässen. Dann soll sich jemand in der Nähe verbergen, das Lagerhaus beobachten und auf meinen Befehl warten.«
Die Männer stiegen in die Sättel und ritten davon, um die Befehle auszuführen, und ließen Sano und Hirata allein zurück. Himmelsfeuer rief: »Sehr gut, sōsakan-sama «, in einem Tonfall, der bewies, wie sehr er seine Überlegenheit genoss. »Und jetzt wird Euer Gefolgsmann mir tausend koban besorgen.«
»Ich hasse es, einem Verbrecher Geld zu geben«, sagte Hirata.
»Ich auch«, erwiderte Sano voller hilfloser Wut.
Himmelsfeuer fuhr fort: »Sobald ich das Geld habe, werde ich mit meinen Leuten und Wisterie die Stadt verlassen. Folgt mir nicht, sonst töte ich sie, bevor Ihr mich ergreifen könnt!«
»Beschaffe das Geld«, raunte Sano Hirata zu. »Dann können wir über Wisteries Überleben und die Sicherheit der Stadt verhandeln, während wir darüber nachdenken, wie wir Himmelsfeuer fassen können.« Sano rief dem Verbrecher zu: »Wir erfüllen Eure Forderungen.«
»Immer langsam. Ihr kommt herein und wartet hier mit mir.«
Hirata erstarrte. »Er will Euch als Geisel nehmen!«
Sano war sich nun ganz sicher, dass Himmelsfeuer Fürst Mitsuyoshi ermordet hatte, und er hatte nicht die Absicht, sich in die Hände eines Mörders zu begeben. »Ich warte hier draußen, oder Ihr bekommt das Geld nicht«, erwiderte er.
Himmelsfeuer wurde wütend. Er gab seinen Komplizen leise Befehle. Sie hielten Heuballen an ihre Laternen. Als sie das Heu in Brand gesteckt hatten, warfen sie die Ballen ins Freie.
In Sano stieg Panik auf, als der Wind die brennenden Strohballen davontrieb. »Er macht Ernst!«, stieß er hervor. »Wir haben keine andere Wahl, als auf seine Forderungen einzugehen!« Brennendes Stroh blieb auf den Dächern der anderen Lagerhallen liegen und brannte dort weiter.
Hirata blickte Sano fassungslos an, während sie auf dem brennenden Stroh herumtrampelten, das neben ihren Füßen landete. »Ihr wollt doch nicht etwa ins Lagerhaus gehen, Herr?«
»Habt Ihr Eure Meinung jetzt geändert?«, rief Himmelsfeuer.
Die Schurken warfen immer wieder brennendes Stroh ins Freie, das der Wind in Richtung Stadt trieb. Sano, der vor der Wahl stand, sich in die Hände der Verbrecherbande zu begeben oder zahllose andere Menschen in Gefahr zu bringen, hob zustimmend die Hände. »Hört auf! Ich komme zu euch.«
Auf Himmelsfeuers Befehl hielten die Ganoven inne. Sano schritt auf die Lagerhalle zu. Himmelsfeuer befahl: »Wartet. Werft Eure Waffen nieder.«
Sano zögerte. Er wollte das Lagerhaus nicht unbewaffnet betreten. Schließlich aber schnürte er widerwillig sein Schwert ab und legte es auf die Erde.
Hirata stellte sich seinem Vorgesetzten in den Weg. »Das kann ich nicht zulassen, sōsakan-sama !«, rief er.
»Wenn ich zu ihnen gehe, kann ich Himmelsfeuer vielleicht überreden, sich zu ergeben. Hol jetzt das Geld«, forderte Sano in einem Tonfall, der Hirata einerseits beruhigen und andererseits seinen Gehorsam erzwingen sollte.
Als Hirata sich bedrückt auf den Weg machte, schlossen Himmelsfeuer und seine Komplizen die Fenster. Sano blickte auf die triste Fassade des Lagerhauses und die verlassenen umliegenden Gebäude. Ohne seine Waffen fühlte er sich nackt und verwundbar, und es machte ihn wütend, in diese Lage geraten zu sein. Doch er hatte sich in der Vergangenheit schon zu oft die Schuld an zahlreichen Todesopfern gegeben, deren Schicksal er vielleicht hätte verhindern können. Und er wollte nicht, dass Wisterie bald auch zu den sinnlosen
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