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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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Sano den Charakter des Fürsten anzweifelte. »Aber ich bin sicher, dass wir auf wertvolle, unverzichtbare Hinweise stoßen, wenn wir das persönliche Umfeld Eures Vetters näher untersuchen – Hinweise, die wir auf keinen Fall übersehen dürfen!«
    »Nun, leider werdet Ihr sie übersehen.« Der Shōgun starrte Sano aus rot geränderten Augen zornig an. »Ich lasse nicht zu, dass Ihr das Andenken meines Vetters durch Nachforschungen über sein Leben besudelt! Und ich erlaube Euch nicht, dass Ihr meine Familie während der Trauerzeit mit Euren Fragen belästigt!«
    Die Ältesten blickten verängstigt drein, und auf Hoshinas Gesicht spiegelte sich Besorgnis: Er wusste, dass dieser Befehl des Shōgun auch für ihn galt. Nur Kammerherr Yanagisawa behielt seinen gleichmütigen Ausdruck bei.
    In Sano jedoch stieg Entsetzen auf. »Aber wenn wir nicht sämtliche Hinweise sammeln, die wir bekommen können, finden wir den Mörder vielleicht nie!«
    Heiße Wut ließ das Gesicht des Shōgun dunkel anlaufen. »Wie könnt Ihr es wagen! Wollt Ihr damit andeuten, dass der Mörder in meiner Familie zu finden ist …?«
    »Nein, Herr«, erwiderte Sano hastig, obwohl die Erfahrung ihn gelehrt hatte, dass der Mörder häufig eine Person war, die dem Opfer nahe stand. »Ich bitte tausendmal um Vergebung, Herr. Ich wollte Euch nicht beleidigen.«
    Der Shōgun ließ sich wieder aufs Bett sinken. »Dann vergesst ja nicht, dass Ihr … äh, keine Nachforschungen über die Person meines lieben Vetters anstellen dürft und dass es Euch untersagt ist, die Angehörigen des Tokugawa-Klans sowie deren Grund und Boden in Eure Ermittlungen einzubeziehen. Von nun an werdet Ihr Eure … äh, Untersuchungen auf andere Personen und Orte beschränken.«
    »Ja, Herr.« In Sano stieg Verzweiflung auf, doch er musste sich geschlagen geben.
    »Und Ihr werdet nicht länger trödeln, sondern den Mörder meines Vetters umgehend vor Gericht stellen. Andernfalls werdet Ihr die … äh, Konsequenzen tragen.«
    Plötzlich überkam Sano ein so heftiger Zorn auf den Shōgun, dass es an Hass grenzte. Was für eine Undankbarkeit und Ungerechtigkeit, dass all seine Anstrengungen in den Augen Tsunayoshis nicht zählten! Egal, wie viele Fälle er schon gelöst hatte – ein einziger Fehlschlag würde seinen Untergang besiegeln. Er hatte nicht mit Dankbarkeit oder Ermutigung gerechnet, doch seine Duldsamkeit gegenüber den ständigen Drohungen des Shōgun und seiner unablässigen Kritik ließ immer mehr nach. Er musste fort von hier, bevor ihm in seiner Wut eine unbedachte Bemerkung über die Lippen kam – oder etwas noch Schlimmeres geschah.
    »Darf ich etwas sagen, Herr?«, meldete Hoshina sich zu Wort.
    Der Shōgun nickte gleichgültig, während die Ärzte ihm Arme und Beine massierten.
    »Vielleicht hat der sōsakan-sama einen besonderen Grund, seine Ermittlungen auf so zweifelhafte Art und Weise zu führen.« Hoshina blickte Sano durchdringend an. »Vielleicht will er den Tokugawa-Klan in Verdacht bringen, um sich selbst zu schützen.«
    »Das ist eine Lüge!«, rief Sano wutentbrannt. Er konnte nicht fassen, dass Hoshina ihn praktisch des Mordes beschuldigte. Im Versammlungsraum breitete sich Stille aus; alle Gesichter, vor Überraschung wie erstarrt, hatten sich ihm zugewandt. Sano blieb keine andere Wahl, als ganz offen zu Hoshina zu sprechen. »Ihr wollt mich aus dem Fall heraus haben, weil Ihr selbst in das Verbrechen verwickelt seid und Angst davor habt, dass ich es entdecke. Ist es nicht so?«
    Hoshinas Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Lächeln, wenngleich er wissen musste, welch gefährliches Spiel er spielte. Er wandte sich an Yanagisawa. »Was meint Ihr, ehrenwerter Kammerherr?«
    Entsetzen packte Sano, als ihm klar wurde, dass Hoshina den Waffenstillstand zwischen ihm und Yanagisawa zu brechen versuchte, indem er den Kammerherrn dazu brachte, sich im Krieg gegen Sano auf seine, Hoshinas Seite zu schlagen. Wieder breitete sich gespannte Stille aus, als der Kammerherr nun Sano und Hoshina betrachtete, ohne dass seiner Miene irgendetwas zu entnehmen war.
    Plötzlich drückte Tokugawa Tsunayoshi sich die Hände auf die Brust und stieß hervor: »Bei den Göttern, falls der Mord an meinem Vetter nicht bald gerächt wird, werde ich sterben!«
    Benommen und offenbar von heftigen Schmerzen geplagt, schien er die Bedeutung des Wortwechsels zwischen Sano und Hoshina gar nicht erfasst zu haben. Sein Körper zuckte in Krämpfen, während die Ärzte ihn

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