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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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gelungen, eher mit diesem Fujio zu sprechen als ich. Doch Sano weiß nicht, dass einer meiner Spitzel – ein Hausmädchen im Owariya – Fujio auf der Treppe zum Gemach im ersten Stock gesehen hat, kurz bevor der Mord an Mitsuyoshi entdeckt wurde. Das Hausmädchen hat diese Information natürlich nur mir allein zukommen lassen.«
    Der Kammerherr nickte abwesend, als würde er gar nicht richtig zuhören, und seine Miene war unergründlich. Seit sie Geliebte waren, hatte Yanagisawa sich großzügig gezeigt und sein Geld, seine Macht und sein Bett mit Hoshina geteilt; manchmal aber wurde er wortkarg und reserviert. Hoshina wusste nie, wann Yanagisawa sich so kühl verhielt wie jetzt oder was diese Stimmungsumschwünge auslöste, doch er vermutete, dass sein Geliebter diese Launen hin und wieder nur vortäuschte, um ihn, Hoshina, auf Distanz zu halten und ihm zu zeigen, wo sein Platz war, denn ein so mächtiger und zugleich unsicherer Mann wie Yana­gisawa durfte niemanden zu nahe an sich heranlassen.
    »Außerdem«, fuhr Hoshina fort, »haben meine Spitzel wertvolle Informationen über Schatzminister Nitta und Momoko beschafft, Wisteries yarite – Informationen, die sōsakan Sano nicht besitzt.« Hoshina sprach lauter, um die Entfernung zwischen ihm und Yanagisawa zu überbrücken. »Als Nitta in der Mordnacht Yoshiwara verließ, hat er sich nicht sofort nach Hause begeben. Er ist mit seinem Gefolge nur ein Stück weit geritten, ist dann alleine nach Yoshiwara zurückgekehrt und hat die Torwachen bestochen, ihn durchzulassen. Die Torwachen haben Hirata nichts davon gesagt, als er sie vernommen hat, denn er hat sich nur danach erkundigt, ob sie Nitta durchs Tor hinausgelassen hätten. Außerdem stehen die Wachen auf meiner Bestechungsliste. Jedenfalls, Nitta hatte die Möglichkeit, sich wieder ins Owariya zu schleichen und Fürst Mitsuyoshi zu erstechen.«
    Statt etwas zu erwidern, blickte Yanagisawa ins Leere und zog an seiner Pfeife. Hoshina fragte sich besorgt, ob dieses Verhalten darauf schließen ließ, dass Yanagisawa ihr Liebesverhältnis inzwischen als fad und langweilig empfand. Würde auch er, Hoshina, bald einer der vielen Exgeliebten Yanagisawas sein, die ihre Macht und ihren Einfluss verloren? Entsetzen überkam den Polizeikommandeur, denn seine Karriere und sein privates Glück hingen von der Gunst Yanagisawas ab.
    »Und Mitsuyoshi hatte sich mit Wisteries yarite einen Scherz erlaubt«, fuhr Hoshina fort, dessen Stimme plötzlich schwankte und der nervös die Fäuste ballte, doch er zwang sich zur Ruhe. »Wie es scheint, hatte er Momoko versprochen, sie zu seiner Kurtisane zu machen. Es gefiel Mitsuyoshi, mit den Menschen zu spielen, aber Momoko, diese alte Närrin, hat ihn ernst genommen. Als sie dann herausfand, dass er sich bloß einen Scherz erlaubt hatte, tobte sie vor Zorn. Mit anderen Worten: Momoko kannte Fürst Mitsuyoshi und hatte obendrein ein Motiv, ihm den Tod zu wünschen – was ihren früheren Aussagen widerspricht.«
    »Also hast du belastende Hinweise gegen jeden der drei Verdächtigen«, sagte Yanagisawa. »Und alle drei sind gleichermaßen verdächtig. Nun, damit bist du der Lösung des Falles keinen Schritt näher als gestern.«
    Ein Lob seines Geliebten versetzte Hoshina stets in Hochstimmung, doch Kritik traf ihn wie ein Peitschenhieb. Er blickte Yanagisawa an, und Zorn mischte sich in sein Begehren.
    »Früher oder später werden meine Beweise ausreichen, dass wir den Täter überführen können«, verteidigte er sich. »Oder bedeutet Euch das nichts?«
    »Es bedeutet mir so viel, wie dieser Fall an Aufmerksamkeit verdient hat«, erwiderte Yanagisawa.
    »Wie meint Ihr das, Herr?«, fragte Hoshina, den die Gleichgültigkeit seines Liebhabers schmerzte. Der Kammerherr schien plötzlich vergessen zu haben, dass sie bislang keine Geheimnisse voreinander gehabt hatten. Von Unsicherheit und Furcht erfüllt, erhob sich der Polizeikommandeur. »Wollt Ihr damit sagen, der Mord am Erben des Shōgun ist Euch gleichgültig? Interessiert es Euch nicht, ob der Mörder gefasst wird? Nachdem ich die letzten zwei Tage fieberhaft nach Zeugen und Hinweisen gesucht habe?«
    Hoshina sah ein warnendes Funkeln in Yanagisawas Augen, doch er fuhr unbeirrt fort: »Ist es Euch auch egal, ob Sano den Fall eher löst als ich?«
    Yanagisawa legte den Kopf schief und betrachtete Hoshina mit einem unbeteiligten Blick. »Warum bist du so wütend auf mich?«
    »Ich bin nicht wütend.« Hoshina wandte sich ab, holte

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