Der Verrat
»Dann muss ich dich daran erinnern, dass es dein Plan gewesen ist, der alles in Gang gesetzt hat.«
»Mein Plan wäre aufgegangen, wenn du dich daran gehalten hättest.« Wisterie spürte, wie seine Hand sich fest um ihr Fußgelenk schloss, und wich verängstigt zurück. »Lass mich los.«
»Sag du mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe!«, erwiderte er, ohne den Griff zu lösen. Als Wisterie nach ihm trat, ging sein Atem schneller und lauter. »Ich treffe selbst meine Entscheidungen. Ich bin nicht dein Diener. Ich muss weder auf dich hören noch auf sonst jemanden!«
Wisterie vergaß alle Gefahr, als Hass in ihr aufloderte. Das Wasser schien heißer zu werden, und Schweiß lief ihr übers Gesicht. »Das solltest du aber!«, rief sie. »Weil du diesmal einen schrecklichen Fehler begangen hast. Du allein bist schuld an unseren Problemen!«
»Du hast dich von deinem Zorn hinreißen lassen, das ist unser Problem«, sagte Himmelsfeuer. »Deine Wut wird uns noch den Tod bringen!«
Wisterie wusste, dass er Recht hatte. Dieselbe Wut und Selbstgerechtigkeit, die sie dazu getrieben hatte, sich ihren Plan zurechtzulegen, überkamen sie nun erneut, und die bittere Feindseligkeit, die sie erfüllte, richtete sich auf Himmelsfeuer.
»Und was ist mit deinen Wutanfällen?«, rief sie schrill. »Jeder, der dich beleidigt, muss sich hüten, denn du handelst, ohne nachzudenken. Du bist eine wilde Bestie ohne jeden Verstand!«
»Wie hast du mich genannt?« Sein Gesicht war verzerrt, seine Nasenflügel blähten sich, und er fletschte mit einem zornigen Knurren die Zähne. Himmelsfeuer sah tatsächlich eher wie ein Tier aus als wie ein Mensch. »Hältst du mich für einen Dummkopf?«, brüllte er. »Du bist dumm, wenn du glaubst, mich ungestraft beschimpfen zu können! Ich werde dir zeigen, wer von uns das Sagen hat!«
Er zerrte an Wisteries Fußgelenk und zog sie unter Wasser. Sie schrie gellend auf, bevor ihr Kopf unter der Oberfläche verschwand. Das heiße Wasser brannte in ihren Augen, drang ihr in Nase und Mund. In panischer Angst versuchte sie, sich zurück an die Oberfläche zu kämpfen, doch Himmelsfeuer hatte nun beide Fußgelenke gepackt. So sehr Wisterie sich auch wehrte – seiner Kraft war sie nicht gewachsen. Dennoch wand sie sich verzweifelt. Ihr Körper prallte dumpf auf den Boden der Wanne, als sie sich gegen das übermächtige Verlangen wehrte, Luft zu holen. Dann, plötzlich, ließ Himmelsfeuer sie los. Wisterie durchstieß die Wasseroberfläche und atmete gierig die feuchtheiße Luft, wobei sie ein lautes, beinahe schluchzendes Geräusch machte. Aus ihrem nassen Kopftuch lief ihr das Wasser in dünnen Rinnsalen über das krebsrote Gesicht. In ihrem verschwommenen Gesichtsfeld ragte Himmelsfeuer riesig und monströs über ihr auf.
»Entschuldige dich für das, was du gesagt hast!«, fuhr er sie an.
»Nein!«, rief Wisterie, von greller Wut über seine Brutalität erfüllt. »Du bist ein Ungeheuer! Ich hasse dich!«
Er packte ihre Schultern und drückte sie hinunter. Wieder wehrte Wisterie sich verzweifelt, doch langsam versanken ihr Hals und ihr Kinn unter Wasser. »Hilfe!«, schrie sie. »Hilft mir denn niemand?«
Doch keines der Paare im Bordell schien sie zu hören, niemand reagierte auf ihren Hilferuf. Als Himmelsfeuer sie unter Wasser drückte, schlug und trat sie nach ihm und traf ihn mit der Ferse zwischen den Beinen. Gedämpft durch das dunkle, aufgewühlte Wasser um sie herum, vernahm sie seinen schmerzvollen Aufschrei. Er erhob sich und ließ sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie fallen. Sein massiger, muskelbepackter Körper hielt sie am Boden der Wanne fest. Ihre lautlosen Schreie verstummten, als Wasser ihr in die Kehle drang. Sie hatte das Gefühl, ihre Lungen würden zerreißen und ihr Herz würde platzen. In hilfloser Verzweiflung und Todesangst warf sie den Kopf von einer Seite zur anderen.
Dann zerrte Himmelsfeuer sie aus dem Wasser. Wieder durchstieß ihr Kopf die Oberfläche, und wieder nahm sie einen tiefen, gierigen Atemzug. Dann schleuderte Himmelsfeuer sie aus der Wanne, dass Wisterie mit der rechten Körperseite auf den rauen Bretterboden prallte. Greller Schmerz durchzuckte ihre Hüfte und den Ellbogen. Während sie sich benommen und nach Atem ringend auf den Rücken drehte, stieg Himmelsfeuer aus der Wanne, setzte sich auf sie und schüttelte sie so heftig, dass ihr Kopf mehrmals hart und schmerzhaft auf den Boden stieß.
»Tut es dir jetzt Leid, dass du mich
Weitere Kostenlose Bücher