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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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beleidigt hast?«, fragte er hitzig.
    »Ja!«, rief Wisterie, denn seine Rohheit hatte ihren Widerstand gebrochen. »Bitte tu mir nichts!«
    »Liebst du mich?«
    »Ich liebe dich!«
    »Wirst du jetzt tun, was ich dir sage?«
    »Ja!«
    »Gut. Wenn nicht, töte ich dich. Hast du verstanden?«
    »Ja! Ja!«, schrie Wisterie, denn sie wusste, dass er seine Drohung wahr machen würde. Erst jetzt hatte sie das ganze Ausmaß seiner Brutalität erkannt.
    Himmelsfeuer stieg von ihr herunter und erhob sich. Sein gewaltiger, muskulöser Brustkorb hob und senkte sich unter schweren Atemzügen, und er grinste in grausamem Triumph.
    »Das nächste Mal kommst du mir nicht so billig davon«, sagte er, raffte seine Sachen vom Boden auf und stapfte aus der Badestube.
    Nackt, schaudernd und von Schmerzen geplagt, lag Wisterie auf dem rauen Holzfußboden und wünschte sich sehnlichst, Himmelsfeuer niemals kennen gelernt zu haben. Welche Fehler er auch gemacht hatte – den schlimmsten Fehler hatte sie selbst begangen, weil sie geglaubt hatte, dank ihrer Schönheit Macht über ihn zu haben. Tränen quollen unter ihren geschlossenen Lidern hervor. Um den letzten Teil ihres Plans zu verwirklichen, brauchte sie Himmelsfeuers Zusammenarbeit. Nun aber glaubte sie nicht mehr daran, diesen Mann jemals beherrschen zu können.
    Was sollte sie tun?
    Wisterie wusste, dass sie niemals mit Himmelsfeuer zusammenleben konnte, trotz ihrer geheimen Leidenschaft für seine animalische Kraft. Sie musste fort von ihm, bevor es wieder zu einer solchen Auseinandersetzung kam und Himmelsfeuer seine Drohung wahr machen konnte, sie zu töten.

15.

     
    V
    erzeiht, sōsakan-sama , Ihr habt Besuch.«
    Sano hob den Blick von seinem Schreibpult und sah an den Ermittlern vorbei, die sich zum morgendlichen Treffen in seiner Schreibstube eingefunden hatten, um ihre Befehle für den Tag entgegenzunehmen. Im Türeingang stand einer der Diener Sanos, der die Meldung überbracht hatte.
    »Wer ist denn gekommen?«, fragte Sano verwundert, denn zu so früher Stunde fanden sich selten Besucher ein. »Drei Mitglieder des Ältesten Staatsrats, Herr.«
    »Der Älteste Staatsrat?«, stieß Sano verwundert hervor, erhob sich, entließ seine Ermittler und eilte in die Empfangshalle. Hier traf er drei der fünf Mitglieder des Ältesten Staatsrats an; nebeneinander saßen sie vor dem Alkoven. Bleiches Tageslicht fiel in die Halle. Ein kalter Luftzug drang durch die Fenster ins Innere, und die Holzkohleöfen stießen zischend Schübe heißer Luft aus, die in Hüfthöhe von der kalten Zugluft verweht wurden. Sano kniete sich hin und verneigte sich. »Willkommen«, sagte er. »Es ist mir eine Ehre.« Es war das erste Mal, dass die Ältesten in seine Villa kamen. Bisher hatten sie ihn stets in ihr Sitzungszimmer im Palast bestellt, wenn sie ihn sprechen wollten. Der Besuch der Ältesten hatte etwas Verschwörerisches, Bedrohliches, was durch die Abwesenheit ihres Vorsitzenden noch spürbarer wurde.
    Der Älteste in der Mitte sagte: »Ich hoffe, wir kommen nicht ungelegen.« Der Mann war Ohgami Kaoru, der für die Beziehungen zwischen dem bakufu und den Feudalherrn, den daimyō , zuständig war. Er hatte weißes Haar und ernste, jugendliche Züge.
    »Ganz und gar nicht«, sagte Sano.
    »Sehr freundlich von Euch, dass Ihr uns so umgehend empfangt«, sagte der Älteste, der rechts neben Ohgami saß. Uemori Yoishi war ein kleiner, stämmiger Mann mit fleischigen Wangen, er war der oberste Ratgeber des Shōgun in militärischen Fragen.
    »Das ist doch selbstverständlich«, erwiderte Sano, wobei er sich fragte, weshalb die Ältesten gekommen waren, besonders der Dritte im Bunde, Kato Kinhide, der für die Staatsfinanzen zuständig war. Von den drei Männern war Ohgami derjenige, der Sano am freundlichsten gegenüberstand. Der zweite, Uemori, hatte sich zumindest noch nie offen gegen Sano gestellt. Kato jedoch war einer seiner eingeschworenen Feinde. Sano betrachtete das breite, ausdruckslose Gesicht Katos, in dem die dünnen Lippen und die schmalen Augen wie Schlitze wirkten, die in altes raues Leder geschnitten waren. Als Sano den verschlagenen Ausdruck in den Augen des Mannes sah, keimte ein Verdacht in ihm auf.
    »Wir sind froh, dass Ihr Zeit für uns habt«, sagte Kato, »wo Ihr so sehr von den Ermittlungen im Mordfall Mitsuyoshi in Anspruch genommen werdet.«
    Sano sah seinen Verdacht bestätigt. Kato hätte ihn niemals mit seinem Besuch beehrt, hätte er nicht über das Thema reden

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