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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Epherin trat neben ihn. »Er hat uns alle mit Fassung getragen. Vail hat uns immer die Gesellschaft seiner Schöpfungen vorgezogen.«
    »In der Tat«, stimmte Paretim ihm zu, »in der Tat.«
    Alterin saß auf den weichen Polstern und starrte zum Himmel auf. Blutergüsse schmerzten an ihren Handgelenken, Zwillingskreise dort, wo seine Hände sie niedergehalten hatten. Doch sie begannen mittlerweile zu heilen; seit mehreren Tagen schon zeigte er keinerlei Interesse mehr an ihr. Vielleicht wurde er ihrer müde – aber sie wollte nicht recht darauf hoffen. Sie hatte mitbekommen, dass ein Teil seiner Armee schon nach Süden geschickt worden war. Falmor , formte sie den unvertrauten Namen des Dorfs. Die erste Prüfung. Drachen hatten seine Krieger dorthin geflogen. Vielleicht hatten sie schon angegriffen, und das Dorf war nun nichts mehr als eine Erinnerung. Alterin stützte kurz den Kopf in die Hände und zwang sich dann, sich wieder gerade aufzusetzen. Sie musste Hoffnung fassen. Ohne Hoffnung gab es kein Leben.
    Jared, oder der Alhanti, der von ihm Besitz ergriffen hatte, stand mit dem Rücken zu ihr auf der offenen Steinveranda, die auf Azoths Übungshof hinausging. Der Klang des Keuchens der übenden Kämpfer und dumpfe Zusammenstöße erfüllten die Luft. Am Vortag hatte Azoth Jared endlich aus dem Käfig gelassen. Er hatte aufgehört, gegen die Wand zu schlagen und zuzusehen, wie Azoth sie vergewaltigte. Azoth hatte ihn zu ihrem Bewacher gemacht; er folgte ihr durch den Palast, seine braunen Augen bar jedes Wissens darum, wer sie war, seine Hand hart, wenn er sie damit berührte.
    Vielleicht war das, was von Jared, dem Clansmann, übrig gewesen war, nun wirklich verschwunden. Aber Alterin konnte nicht aufgeben, sie hatte jenen Funken Menschlichkeit in seinen Augen gesehen, hatte ihn gespürt, und sie musste glauben, dass er noch immer da war – unter dem harten Blick dessen, zu dem er geworden war.
    Hinter ihr ertönte ein Geräusch, und sie zuckte zusammen, als Azoths Hand sich um ihren Nacken legte.
    »Hältst du immer noch Ausschau?«, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie antwortete nicht; ihr Herz klopfte schnell.
    Er lachte. »Immer so überaus hoffnungsvoll!« Er neigte sie zurück, hielt ihr Gewicht auf seiner Handfläche. »Uriel.« Sein Mund zuckte verächtlich, als er mit dem Zeigefinger seiner freien Hand an ihrem Kinn entlang unter den dünnen Stoff ihres Kleids fuhr. Er umfasste eine Brust und drückte sie, so dass Alterin zusammenzuckte. »Immer ganz die Zeugin«, sagte er. »Es ist wieder an der Zeit für dich, in meinem Auftrag Ausschau zu halten.« Sein Daumen streifte ihre Brustwarze, und er küsste sie sanft auf die Lippen. »Wenn du deine Sache gut machst, wirst du belohnt werden.«
    Alterin unterdrückte ein Schaudern. »Ich kann nicht garantieren, dass ich sie finden werde«, sagte sie, »sie sind sehr gut darin, sich zu verhüllen.«
    »Oh, aber du musst.« Er sah Jared an. »Seine fortgesetzte Existenz hängt davon ab.«
    Alterin schloss die Augen, um ihn nicht ansehen zu müssen, und blieb stumm. Es spielte schließlich keine Rolle mehr, was sie sagte; er würde seinen Willen bekommen.
    »Komm.« Azoth hob sie wieder in eine sitzende Stellung. »Nimm meine Hand.«
    Sie legte die Hand in seine, unfähig, die Energie aufzubringen, Widerstand zu leisten; sie spürte schon, wie sich seine Essenz um ihre schlang wie ein Pesthauch, eine Schlange.
    »Gut.« Seine Stimme war sanft. Sie wusste, dass er den Stein in der Hand hielt.
    Ein Atemzug, eine Bewegung – und plötzlich versengte weißes Licht ihren Blick. Sie bäumte sich auf, als er die Kraft des Steins durch sich in sie strömen ließ. Sie hörte schwach, wie sie aufschrie, als sie in die Zwischenwelt gerissen wurde.
    Kälte.
    Stille.
    Jedes Mal, wenn sie jetzt hierherkam, spürte sie den Wandel. Götter durchschritten wieder die Lande des Wachens, und die Erschütterung, die das verursachte, wirkte sich auf alles aus. Sie spürte die Missbilligung ungesehener Geister, uralter, verärgerter Mächte. Aber sie konnte sie nicht beschwichtigen, da sie Azoths Befehlen nicht trotzen konnte.
    Er drängte sie voran und sie gehorchte, driftete über dunstige Pfade. Dann und wann huschte ein Geist an ihr vorüber, aus dessen Mund ein lautloser Schrei drang, und war so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. Sie wusste nicht, was diese Gespenster waren: Erinnerungen an Menschen, die eines schrecklichen Todes gestorben waren, oder vielleicht

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