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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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die Verkörperung von Mächten, die sie zu warnen versuchten? Sie ging weiter, bis sie es endlich spürte: eine deutliche Wahrnehmung anderer, die wie er waren, einen Geschmack wie nach ranzigem Zuckerrohr. Eine plötzliche Vision seltsamer Bäume mit schmalen Stämmen und staubgrünen Blättern stürzte auf sie ein. Eine Reihe gezackter, felsiger Gipfel und ein schattenhafter Eindruck dreier versammelter Gestalten, die menschenähnlich aussahen, sich aber anders anfühlten. Hitze strahlte von ihnen aus, heißes Feuer, verbrühender Dampf, und Alterin konnte nicht widerstehen, trotz ihrer Furcht nach der nächsten Gestalt auszugreifen. Flieh vor mir , wollte sie sagen. Eine Person wandte sich um, und zornige, grünblaue Augen sahen sie an. Die Gestalt kreischte, dann fühlte Alterin reißenden Schmerz, und plötzlich war alles schwarz.
    »Ich sagte: ›Halte Ausschau nach ihnen‹, nicht: ›Greif nach ihnen‹!«, erklang Azoths Stimme heiser vor Zorn in ihrem Ohr. Sie öffnete die Augen und sah die helle, cremefarbene Decke weit über sich, und indigoschwarze Augen, die rasend vor Wut waren. Er schlug sie, eine heftige, brennende Ohrfeige ins Gesicht, und schleuderte sie zu Boden. Sie prallte auf kalten Stein und lag still, atmete mit einem wimmernden Geräusch ein und aus. Schwere Schritte kamen von der Veranda herein.
    »Bring sie mir nach.« Azoths Stimme überschlug sich vor Zorn. Sie hörte, wie er sich wutentbrannt davonmachte.
    Eine Hand schloss sich um ihren Oberarm und zog sie hoch; Alterin hing wie etwas Totes, wie ein Nichts herab, während Jared sie betrachtete. Er hätte sie hinter sich herschleifen können – sie rechnete damit –, doch stattdessen hob er sie hoch, trug sie auf den Armen wie ein Kind, so dass harte, neu gebildete Muskeln an ihre Wange drückten, während er Azoth folgte. Alterin blickte in sein Gesicht hoch. Sie sah dank der Suche noch immer verschwommen, und er schaute die Last, die er trug, nicht an, aber sie glaubte, dass sie einen Muskel an seinem Kiefer zucken sah und kurz, so kurz, dass es auch gar nicht hätte geschehen können, spürte, wie ein Schauer seinen Körper durchlief.
    Paretim streichelte gerade das Haar seiner Schwester, die an seiner Brust schlief und den uralten Duft von Blumen einsog, die längst aus der Welt verschwunden waren, als Fortuse plötzlich mit einem Aufschrei erwachte. Ihr Kopf schoss ruckartig hoch und traf sein Gesicht, als sie aufsprang; ihre Augen blickten wild, zahlreiche Farben wirbelten darin.
    »Dreckige Sklavin!«, kreischte sie.
    »Schwester«, sagte Paretim, dem die Nase wehtat, »hör auf!« Er kam auf die Beine und packte ihre Arme, zwang sie, ihn anzusehen. »Sag mir, was du gesehen hast.«
    Ihr Zorn verflog so rasch, wie er gekommen war, und Fortuse musterte ihn schelmisch. »Lass mich los, Bruder«, sagte sie und wand sich in seinem Griff. »Ich habe gespürt, wie du mich … berührt hast.«
    Er ließ sie so abrupt los, dass sie rückwärtsstolperte. »Als ob du meine Berührung nicht schon gesucht hättest!«
    Hinter ihnen lachte Epherin und trat hinter einem Baum hervor. »Du bist so launisch, Schwester.« Er schüttelte den Kopf. »Warum versöhnt ihr euch nicht mit einem Kuss?«
    Sie lächelte ihn an, ging zu ihm hinüber und streichelte ihm das Gesicht.
    »Wo warst du?« Sie schmollte. »Das Ding hat schon wieder nach uns gesucht.« Sie rieb sich an Epherin. »Er konnte mich nicht beschützen.«
    Epherin lächelte und stieß sie von sich. »Hure«, sagte er, und Fortuse lächelte.
    Paretim konnte nicht umhin, sich zu amüsieren. Fortuse hatte sie schon immer gegeneinander ausgespielt. So stark waren ihre natürlichen Triebe: Wenn keine anderen da waren, mit denen sie sich vergnügen konnte, wandte sie sich ihnen zu. Paretim nahm sie, wenn ihm danach war – es war schließlich für sie alle selten, jemanden zu finden, der sie so befriedigte, wie ihresgleichen es konnte –, aber jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt für ihre Spiele.
    »Wer war es?«, fragte er. »Wieder das Sklavenmädchen?«
    »Ja.« Fortuse ließ ihr verführerisches Auftreten fahren; ein wildes Funkeln stand in ihren Augen. »Was tun wir jetzt?«
    »Nichts. Sie stellt keine Bedrohung für uns dar.«
    »Aber was, wenn Azoth sie benutzt, um nach uns zu sehen?«, fragte Epherin.
    »Natürlich tut er das«, sagte Paretim. »Er kann nicht das Risiko eingehen, selbst Verbindung zu uns aufzunehmen, noch nicht einmal mit dem Stein.«
    Fortuse wimmerte, als er

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