Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
Vom Netzwerk:
helfen. Der Tod wird kommen.« Der Schatten seines Arms griff über den Sand hinweg nach ihr. Sie wollte zurückzucken, konnte aber nichts tun, als in fasziniertem Entsetzen zuzusehen, wie die langen Finger ihr das Gesicht streichelten. »Sieh, was kommen wird, wenn du ablehnst«, flüsterte er, »sieh deinen Weg.«
    Seine Berührung war wie Feuer, das an ihrer Haut leckte, während in ihrem Verstand eine Vision explodierte. Sie sah Dinge, schreckliche Dinge. Tod, Kummer und Verzweiflung, so viel Verzweiflung. Er zeigte ihr das Schicksal, dem sie nicht entrinnen konnte, die Aufgabe, die bewältigt werden musste, und sie begriff, dass sie es gewusst hatte, die ganze Zeit über gewusst hatte, es aber nicht hatte sehen wollen. Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie schrie, stürzte in die Dunkelheit.
    Als sie erwachte, lag sie im Sand und schnappte nach Luft. Shila war verschwunden, und Shaan fühlte sich plötzlich entsetzlich allein und verängstigt.
    »Shaan!«
    Jemand rief ihren Namen, aber sie konnte nicht antworten; ihre Kehle war staubtrocken.
    »Shaan!« Die Stimme kam näher, wurde klarer, und sie spürte ein Glühen in ihrer Brust. Tallis?
    Aber er war nicht derjenige, der sie zuerst erreichte. Mailun fiel mit einem leisen Aufschrei neben ihr nieder. »Tochter!« Es klang, als ob sie weinte, als sie Shaans Kopf sanft in ihren Schoß hob.
    Shaan konnte kaum sehen; alles verschwamm vor ihren Augen. Sie war erschöpft vor Kummer. »Mutter?« Sie streckte die Hand aus.
    Mailun nahm ihre Hand und strich ihr das Haar aus der Stirn. »Ich bin hier. Wir haben dich gefunden.«
    Shaan konnte jetzt klarer sehen, und endlich erblickte sie Tallis, dessen indigoblaue Augen dunkel vor Furcht waren.
    »Es geht mir gut.« Sie zwang die Worte hervor, aber Tallis’ besorgter Blick blieb.
    »Ich habe gespürt, dass du Schmerzen hattest, geschrien hast«, sagte er. »Das hat mich geweckt, Shaan, hat uns hergeführt. Was ist geschehen?« Er legte Mailun die Hand auf die Schulter, beugte sich über sie, wirbelte dann herum und griff nach seinem Messer, als Rorc, der hinter ihm stand, gerade dasselbe tat.
    »Lasst eure Klingen stecken.« Die Stimme, die sprach, war sanft. Shila trat aus den Schatten hervor in den hellen Sand des Kreises.
    »Träumerin?« Irissa riss die Augen auf.
    »Wie kommst du hierher?« Tallis ließ langsam sein Messer sinken.
    »Die Führer haben mich geschickt.« Shilas Blick ging zu Rorc. »Du bist ihr Vater?«
    Wenn die Frage ihn überraschte, ließ er es sich nicht anmerken. »Und wer bist du?«, fragte er.
    »Die Träumerin der Jalwalah«, sagte Tallis, und Shaan sah den prüfenden Blick, mit dem Shila Rorc musterte.
    »Sei gegrüßt, Clansmann«, sagte sie. »Ich stelle keine Bedrohung für dich dar.« Sie sah betont sein Messer an. Rorc beäugte sie einen Moment lang, dann ließ er die Hand sinken.
    Mailun begann, Shaan auf die Beine zu helfen.
    »Es geht mir gut«, protestierte Shaan, aber als sie aufrecht stand, wankte sie, und Tallis trat rasch vor und legte ihr den Arm um die Taille, als ihre Mutter versuchte, sie aufzufangen.
    »Shila.« Mailun wandte sich ihr zu. »Warum haben sie dich geschickt? Was haben sie ihr angetan?«
    »Die Führer mussten mit ihr sprechen«, antwortete Shila.
    »Warum?«, fragte Tallis.
    »Er«, sagte Shaan. »Da war nur einer …« Sie rang um Worte; ihr Gesichtsausdruck war angespannt. »Er nannte sich Sabut.«
    Tallis runzelte die Stirn. »Aber …«
    »Kommt, es erschöpft einen, mit einem Führer zu sprechen«, unterbrach Shila. »Erlaubt ihr, sich auszuruhen, bevor sie spricht.«
    Shaan klammerte sich an Tallis. Sie warf der Träumerin einen dankbaren Blick zu; bevor sie aufgestanden war, hatte sie nicht begriffen, wie müde sie war.
    »Lasst uns das Lager ein Stück von diesen Steinen entfernt aufschlagen«, sagte Mailun. »Irissa, lauf voraus und mach Feuer. Wir bringen Shaan hinterher.«

30

    I rissa machte Feuer an der dem Tempel abgewandten Seite der Düne und braute etwas Kaf aus ihren Vorräten; stumm verteilte sie die metallenen Becher. Mailuns besorgter Blick ging immer wieder zu Shaan hinüber, die neben Tallis saß und ins Feuer starrte.
    Tallis spürte Shaans Widerwillen dagegen, zu sprechen, ihre Unsicherheit, womit sie anfangen sollte. Am meisten Sorgen von allem bereitete ihm aber ihre Furcht vor irgendetwas, das er nicht erkennen konnte.
    »Danke«, murmelte Shaan, als sie die Tasse von Irissa entgegennahm. Sie schloss die Augen, als sie daran

Weitere Kostenlose Bücher