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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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bemerkte er Shaan, die etwas versetzt hinter Tallis stand. Thadin runzelte die Stirn, und Tallis bemerkte die unfreundlichen Gesichter der versammelten Männer und Frauen, die stumm hinter dem Krieger standen und lange Speere trugen. Tallis erkannte die meisten von ihnen, aber es war, als sei er jemand, den sie noch nie gesehen hätten.
    »Menif«, rief Thadin, »sag unserem Anführer, wer zurückgekehrt ist.«
    Ein Mann, der weiter hinten in der Kriegergruppe stand, rannte zur Höhle. Thadin sah Shila an. »Du weißt, dass ich ihn nicht einlassen kann.«
    »Es ist der Wille der Führer, dass er hier ist«, sagte sie. »Also lass ihn eintreten.«
    Der Gesichtsausdruck des Kriegers wurde misstrauisch, als sie die Führer erwähnte, und er starrte Tallis böse an.
    »Er hat Blut an den Händen«, sagte er. »Clanblut.«
    »Und du weißt, wer es dorthin befördert hat«, antwortete Shila leise. »Vertrau mir, Thadin.«
    Ein Muskel zuckte am Kiefer des Kriegers, und sein Gesicht schien ganz aus flacher Kantigkeit und Härte zu bestehen. Tallis’ Eingeweide waren so angespannt, dass er das Gefühl hatte, auf einer Streckbank zu liegen.
    Nach einem heiklen Augenblick trat Thadin zurück. »Ich werde dem Anführer die Entscheidung überlassen«, sagte er. »Folgt mir.« Thadins finsterer Blick schweifte über sie alle und blieb einen Augenblick an Rorc hängen, bevor er zum offenen Eingang des Brunnens vorausging; die Krieger machten ihm Platz.
    Der Weg zum Brunnen war beiderseits von den Zelten der anderen Clans gesäumt, und viele Menschen standen schweigend und unfreundlich da, während sie vorbeigingen. Die Zelte der Baal standen am nächsten beim Eingang, und Tallis hörte leises Gemurmel von irgendjemandem, als Rorc, der Thadin folgte, vorüberschritt. Sein Vater begegnete den starren Blicken. Tallis sah einen großen, älteren Mann, der weit hinten zwischen den Zelten stand, die Hand fester um einen Speerschaft krampfen, als er Rorc entdeckte. Irgendetwas regte sich in Tallis’ Hinterkopf, ein Eindruck von Vertrautheit, aber er hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken, da sie die Öffnung der großen Höhle erreicht hatten.
    Irissa trennte sich am Eingang von ihnen und umarmte ihre Mutter, Pilar, die dort stand und auf sie wartete. Jareds Mutter sah Tallis derart bekümmert und vorwurfsvoll an, als er an ihr vorbeiging, dass Tallis schmerzlich den Blick abwenden musste.
    Sie gingen durch die Tunnel und Wohnhöhlen. Die zentrale Feuerstelle erglühte im Flackern einer gerade erst entzündeten Flamme, und viele Clanleute saßen in Grüppchen darum herum und redeten; die meisten von ihnen waren Mütter mit kleinen Kindern. Bei diesem schon aus seiner Kindheit vertrauten Anblick krampften sich Tallis’ Eingeweide zusammen. Er war kein Teil mehr davon und würde dies nie mehr erleben.
    Das leise Summen vieler Stimmen erfüllte die Luft, aber das Geräusch verklang völlig, als sie hinter Thadin über den harten Lehmboden schritten. Tallis konnte die Blicke auf sich und den anderen ruhen fühlen, aber er betrachtete nur Rorcs Rücken, bis sie in den breiten Tunnel gelangt waren. Hinter ihnen erhoben sich die Stimmen wieder, als sie fortgingen.
    Shaans Gesicht war vor Besorgnis verzerrt, als sie in einen weiteren Tunnel einbogen und tiefer in den Brunnen vordrangen. Das grünliche Licht der Wandlampen ließ sie blass aussehen, als sie Tallis’ Hand ergriff und drückte. Er versuchte, sie zu beruhigen, aber er war selbst zu aufgeregt; bald würde er dem Mann gegenübertreten müssen, der versucht hatte, ihn zu töten.
    Thadin führte sie in die letzte Höhle am Ende des Tunnels: die Anführerhöhle. Sie war größer als die meisten, mit drei getrennten Räumen. Die Böden waren mit dicken Teppichen aus Muthuhaar bedeckt, und ein langer, gewebter Wandbehang nahm einen Großteil der Wand ein, die gegenüber vom Eingang lag. Zwei weitere Durchgänge – einer auf jeder Seite des Wandbehangs – waren mit Ledervorhängen verhüllt.
    Tallis war noch nie in der Anführerhöhle gewesen, war aber angesichts der kargen Ausstattung keineswegs überrascht. Eine niedrige, rechteckige Ruhebank aus Wasserholz und verwobenem Gras stand unterhalb des Wandbehangs, aber es lag nur ein Kissen darauf und der Raum wurde nur schwach von zwei schwelenden Öllampen erhellt; sogar was die Beleuchtung anging, war Karnit sparsam. Der einzige Hinweis auf ein Zugeständnis an die Behaglichkeit war der kleine Ölofen auf dem Boden zur Linken

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