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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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plötzlich so stark wie die Erde, stärker als Stein, und hielten sie still. Die Sterne verblassten, der schwarze Himmel wurde zu einem tiefen Purpur. Shaan blinzelte, Atem strömte aus ihrer Lunge, und etwas trat hinter der Säule mit dem Auge hervor.
    Ein langgezogener Schatten, ein Geist, ein Flüstern aus Albträumen, die im Dunkeln kommen. Es bewegte sich wie unsteter Wind auf zu langen Gliedmaßen; seine Arme reichten beinahe bis zum Sand, aber es hatte keine Ausmaße, keine feste Gestalt.
    »Shaan«, sagte es, »das Ergebnis unserer Torheit.« Seine Stimme war tief und hallte um sie wider, als käme sie von überallher.
    Shaan stand erstarrt im seltsamen Zwielicht. Sie konnte wieder atmen, und Shilas Hände fühlten sich noch immer wie Handschellen um ihre Handgelenke an, aber sie wusste, dass sie sie nicht sehen würde, wenn sie sich nach ihr umschaute. Sie war an einen anderen Ort hinübergegangen.
    »Wer bist du?«, fragte sie. Ihre Stimme klang dünn und ausdruckslos, kaum ihre eigene.
    »Alles und nichts. Deine Clanangehörigen nennen mich Sabut, aber ich habe weitere Namen.«
    »Warum bin ich hier?«, fragte Shaan. »Was willst du?«
    Sabut schillerte sanft; seine schattenhaften Glieder streckten sich nach ihr aus und wichen dann zurück.
    »Du musst die Wahrheit über deine Geburt erfahren, über Azoth, den du einen Gott nennst, und deinen zukünftigen Weg.«
    »Ich weiß schon über meine Geburt und über Azoth Bescheid.«
    »Bis zu einem gewissen Grad.«
    »Was meinst du damit?« Shaan hörte ihrem Tonfall durchdringende Furcht an, bot Sabut aber hocherhobenen Hauptes die Stirn.
    »Azoth und die Vier sind unsere Geschöpfe«, sagte Sabut.
    Damit hatte sie nicht gerechnet. »Eure Geschöpfe?« Also waren sie gar keine richtigen Götter?
    »Ich verstehe das nicht«, sagte sie.
    »Sie wurden geschaffen, um die Verwalter dieser Welt zu sein«, sagte Sabut. »Wir haben sie ihnen überlassen. Das war ein … Fehler.«
    »Ein Fehler?« Wenn sie sich hätte bewegen können, hätte sie es getan. Sie wollte vor diesem Führer, oder Gott, oder was er auch war, zurückweichen, der so ruhig eine Vergangenheit aus Sklaverei und Tod als bloßen Fehler bezeichnen konnte. »Wie kannst du es so nennen?«, sagte sie.
    Wenn Sabut ihren Abscheu sah, schien er davon nicht berührt zu sein. Seine Gestalt schwankte immer noch leicht wie eine Wasserpflanze. »Wir gaben ihnen ein Unterpfand der Macht, das sie weise nutzen sollten, um zu erschaffen, aber sie handelten nicht so, wie wir es beabsichtigt hatten«, sagte er.
    »Azoth hat Tausende versklavt und ermordet!«, rief sie. »Und jetzt will er es wieder tun, indem er dieses Unterpfand der Macht verwendet – und das nennst du einen Fehler?«
    »Ja.« Sabuts Stimme war ohne jedes Gefühl.
    Sie konnte kaum sprechen. »Warum habt ihr ihn dann nicht aufgehalten?«
    »Wir haben diese Existenz verlassen; deshalb haben wir sie ja geschaffen – um uns selbst für andere Aufgaben freizumachen. Doch ein Großteil unserer Macht liegt noch hier, in den Landen unseres ersten Volks. Wir verschlossen die Grenzen dieses Landes vor Azoth und den Vieren, aber das war alles, was wir tun konnten. Wir können nicht in körperlicher Gestalt zurückkehren. Wir können nur Ratschläge geben, indirekt Einfluss nehmen.«
    »Dann gib Azoth den Rat, aufzuhören!«
    »Unsere Kinder sind jetzt nicht mehr unserem direkten Einfluss unterworfen. Aber wir waren … beunruhigt. Wir wandten uns an unsere Sprachrohre und schickten den Mann, der euch mit der Frau aus dem Eis zeugen sollte. Wir stießen deine Entstehung an, und die deiner anderen Hälfte. Ihr sollt die Boten unseres Willens sein.«
    »Eures Willens?« Shaans Zorn schien ihr die Kehle zuzuschnüren, daher klang ihre Stimme zu hoch und heiser. Also wollte nicht nur Azoth sie benutzen, sondern jetzt auch noch diese Führer. Und sie hatten mit ihren Leben gespielt, hatten sie herumgeschoben, als wären sie und Tallis Figuren in einem Brettspiel. All das, um das Durcheinander wieder in Ordnung zu bringen, das sie geschaffen hatten.
    »Also habt ihr uns geschaffen«, sagte sie, »aber warum wurden wir getrennt? War es nicht genug, Rorc aus seiner Heimat zu vertreiben? Musstet ihr das Tallis ebenfalls antun?«
    »Alle Wege führen hierher«, sagte Sabut. »Was ist, kann man nicht ändern. Alle sind Pfade des Kreises, aber du sollst seine Achse sein.«
    »Und was, wenn ich nein sage?«, fragte Shaan herausfordernd.
    »Dann können wir euch nicht

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