Der Verrat Der Drachen: Roman
tot.«
»Sei dir da nicht so sicher«, sagte Tallis, und die Lippen des großen Mannes zuckten.
»Nein, da hast du recht, aber …« Sein Lächeln verblasste. »Du behauptest, mit einem Gott verbunden zu sein, der vorhat, uns zu versklaven oder zu vernichten. Würdest du an meiner Stelle nicht die Fragen stellen, die ich stelle?«
»Vielleicht«, sagte Tallis.
»Dann sag mir, woher du weißt, dass Azoth noch nicht vorgerückt ist.«
»Weil er eine Armee von Drachen mitbringen würde«, sagte Tallis. »Und sobald die die Berge überqueren, werde ich sie spüren. Ich kann nicht erklären, wie, aber ich kann es einfach.«
»Auf dieselbe Art, auf die du eine Verbindung zu deiner Schwester spürst?«, bohrte Hashmael weiter, und Tallis warf Rorc einen raschen Blick zu, aber sein Vater schüttelte nur leicht den Kopf. Er war nicht derjenige gewesen, der das verraten hatte.
»Die Träumerin der Baal hat es gespürt«, sagte Hashmael.
»Ich habe sie nicht in eurem Lager gesehen«, antwortete Rorc.
»Bei Versammlungen bleibt sie in ihrem Zelt und zieht es vor, allein zu sein – wie deine Schwester.« Hashmael kratzte sich die Wange und beäugte Tallis. »Wo ist sie überhaupt?«
»Sie ist von den Führern fortgeschickt worden«, antwortete Rorc. »Willst du etwa auch die Führer in Frage stellen, Zweitvater?« Sein Tonfall war trocken, aber nicht ohne Schärfe, und Hashmael reichte ihm den Pergamentstreifen zurück.
»Kommt«, sagte er, »die anderen Anführer haben um einen Kriegsrat gebeten.«
»Dann sollten wir unsere Krieger mustern«, sagte Rorc. »Ich werde mit Miram sprechen.«
Hashmael nickte. »Die anderen haben schon Nachrichten an ihre Clans gesandt. Da die Baal den Brunnen haben, der am verstecktesten liegt, habe ich den Kindern, Alten und nicht kämpfenden Frauen aller Clans dort Zuflucht angeboten.«
»Ihr seid heute schon zusammengetreten?«, fragte Rorc. »Warum hast du mich nicht hinzugerufen?«
»Weil wir uns noch nicht sicher sind, was wir mit dir anfangen sollen.« Hashmaels Worte waren ungeschönt. »Aber du musst zu unserem Kriegsrat dazustoßen.«
»Ich bin gerührt«, sagte Rorc. »Wenn man bedenkt, dass es meine Armee ist, zu der ihr hinzustoßt.«
»Urteile nicht so hart über die anderen, Zweitsohn. Sie wissen sehr wenig über dich.«
»Und urteilen dennoch über mich«, sagte Rorc.
»Vielleicht, aber das hier ist deine Gelegenheit, ihnen das Gegenteil zu beweisen.«
»Ich bin nicht hier, um irgendjemandes Meinung über mich zu ändern«, erwiderte Rorc. »Ich bin mit einem Angebot hier, sie in den Krieg zu führen, und entweder nehmen sie es an oder nicht.«
Hashmael sah listig drein. »Ich nehme doch an, dass sie annehmen«, sagte er. »Kommt, die Frauen haben schon genug Nonyu für hundert Leute gebraut!«
Der Kriegsrat wurde im Zelt der Baal abgehalten. Die versammelten Anführer der Clans und ihre wichtigsten Krieger saßen auf breiten, flachen Kissen und dicken Webteppichen auf dem Boden und sprachen einen Großteil des Vormittags über miteinander. Rorc saß zwischen ihnen und übernahm in vielen der Beratungen eine führende Rolle, während Tallis am Zelteingang im Hintergrund blieb. Das Letzte, was er wollte, war, noch mehr unter Beobachtung zu stehen. Trotz allem, was Miram gesagt hatte, fühlte er sich immer noch nicht von seinem Clan akzeptiert, und noch viel weniger von allen anderen.
Die Anführer besprachen, wie viele Krieger sie in den Kampf führen konnten, und die Planung und Vorbereitung einer so weiten Reise mit so vielen quer durch die Wüste. Bis Mittag war entschieden worden, dass die Jalwalah zur Südgrenze der Clanlande ziehen und sich mit den Baal und Raknah treffen würden, während sie die Territorien der anderen durchquerten; die Shalneef und Halmahda sollten nachkommen. Das hieß, dass die Armee der Clans gestaffelt in Gruppen an der Jägerklippe eintreffen würde, aber Hashmael und Rorc waren sicher, dass es auf diese Weise besser gehen und Zeit sparen würde.
Da Tallis keine Erfahrungen mit Kriegsstrategien hatte, saß er nur da, lauschte und nutzte, als das Mittagsmahl hereingetragen wurde, die Gelegenheit, um hinauszugehen und etwas Luft zu schnappen. Der Tag war windstill; das Wolkenband, das am Horizont gestanden hatte, war nun verschwunden und hatte nur fahlen, leeren Himmel hinterlassen.
»Reden sie immer noch?« Mailun trat zu ihm und begleitete ihn, als er zwischen den Zelten hindurch zum Brunnen zurückging. Sie hatte einige Frauen
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