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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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würde?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Nein, das tust du nicht.« Sie sah ihn an, als ob er das beim besten Willen nicht verstehen könnte. »Ich habe meinen einzigen Bruder verloren, Tallis. Warum glaubst du nur, dass ich es ertragen könnte, dich auch noch zu verlieren?« Eine Träne quoll hervor und lief ihr über die Wange. »Du sehnst dich so nach dem Tod, dass du das Leben nicht siehst, das du haben könntest!«
    Sie wischte sich weitere Tränen von den Wangen und wandte sich von ihm ab. »Geh«, sagte sie. »Geh einfach weg.«
    Aber er rührte sich nicht. Er hatte Irissa noch nie weinen sehen – dabei kannte er sie doch schon sein Leben lang. Es sorgte dafür, dass etwas sich in ihm regte, ein Strom von Gefühlen, eine Erkenntnis.
    »Ris.« Er legte ihr zögerlich die Hand auf die Schulter. Sie zuckte zurück. »Ris, bitte …« Aber sie drehte sich nicht um. Er stand dicht hinter ihr. Sie war so vertraut, ihr Geruch nach Staub und Gewürzen, aber seit er sie in Salmut wiedergesehen hatte, fühlte sich alles anders an. Das Wissen darum, was sie für ihn empfand, hatte seinen Blick auf sie verändert. Sie war nicht mehr nur die Schwester seines Erdbruders.
    »Es tut mir leid, Ris«, flüsterte er und wagte es, ihr die Hände auf die Schultern zu legen. Ihre Haut war unter seinen Handflächen warm und weich. Er sog einen langen Atemzug ein und spürte, dass sie zögerte, wartete. »Wir müssen in den Krieg ziehen, Ris. Ich kann nicht …«
    »Krieg!« Sie hauchte das Wort, während sie sich umdrehte und ihn mit einem heftigen Stoß von sich wegdrängte. »Du liebst deine Drachen und den Tod mehr als mich!« Ihr Gesicht war hart, doch sie war wunderschön in ihrem Zorn. »Zieh in deinen Krieg, aber ich komme mit. Du schuldest mir noch immer etwas.« Und damit ging sie davon in die Tunnel.

41

    S haan stand im Schlafzimmer und hielt den Anhänger um ihren Hals fest. Das Gemach, das Azoth ihr zugewiesen hatte, war groß und behaglich. Das Bett war mit Kissen überhäuft und mit Seide bezogen. Sofas boten Ruheplätze, und es gab eine Auswahl an Kleidern, die einfach aufgetaucht waren, als ob er auf sie gewartet hätte, damit sie sie tragen konnte. Manche wirkten sehr alt und bestanden aus einem Material, das sie noch nie gesehen hatte. Sie wollte nicht wissen, wem sie einst gehört hatten.
    »Bitte, Ihr müsst dies hier anziehen.« Die ältere Sklavin hielt ihr ein violettes Kleid hin. Sie war schlank, dunkelhäutig und vielleicht in Mailuns Alter, aber ihre Augen wirkten viel älter.
    »Was ist mit meinen Kleidern geschehen?«, fragte Shaan. Azoth hatte sie kurz nach ihrer Ankunft mit dieser Frau und einer weiteren in einen Badepavillon geschickt, und jetzt trug sie nichts als ein dünnes Umschlagtuch.
    »Sie waren zu schmutzig«, sagte die Frau, »und er will, dass Ihr diese hier tragt.« Sie streckte ihr das Kleid wieder hin. »Bitte tut, worum ich Euch bitte.«
    Shaan ging zu ihr hinüber. Aus dem Wohnzimmer, das an das Schlafzimmer grenzte, drang leises Gläserklirren, da die andere Frau ein Tablett mit Essen und Getränken zusammenstellte. Shaan hob den Rock des Kleids hoch. Es war lang, ärmellos und so geschnitten, dass eine Schulter frei lag; der Rock war mit bernsteinfarbenen Perlen besetzt, in denen sich das Licht fing.
    »Wie heißt du?«, fragte sie die Sklavin.
    »Ich habe jetzt keinen Namen mehr, Herrin.« Die Frau hielt den Blick gesenkt.
    »Ich bin nicht deine Herrin.«
    »Ihr seid sein, also seid Ihr unsere Herrin.« Ihr Gesichtsausdruck war verschlossen, vorsichtig.
    »Ich bin nicht sein«, sagte Shaan. »Ich bin hier, um …« Sie hielt inne. Was konnte sie sagen? Warum sollte diese Frau ihr glauben, nachdem sie gesehen hatte, dass sie von Azoth so bereitwillig willkommen geheißen wurde?
    »Es tut mir leid, was dir zugestoßen ist«, sagte sie stattdessen.
    Die Frau sah sie nicht an. »Hättet Ihr gern Hilfe beim Ankleiden?«
    Shaan seufzte. »Nein.« Ihre Hand wanderte wieder zu dem Anhänger. Sie wollte ihn nicht vor Azoth tragen, aber sie wollte ihn auch nicht abnehmen.
    Die Frau wies auf eine kleine, hölzerne Truhe. »Darin ist Unterwäsche«, sagte sie ruhig, »und es wird Essen und Trinken für Euch zubereitet. Wir werden bei Sonnenuntergang zurückkehren, um Euch zu ihm zu bringen.« Sie ging, ohne eine Antwort abzuwarten; ihre bloßen Füße machten kaum ein Geräusch auf dem polierten Steinboden.
    Shaan legte das Kleid an und ging hinaus ins Wohnzimmer. Es

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