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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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plötzliches, scharfes Bild seinen Geist durchdrang. Ein dunkler Himmel, voller Wolken. Nein, keine Wolken, Flügel, Drachen, so viele, die alle etwas trugen. Dann war das Bild fort, und ihre brennende Präsenz verschwand mit ihm …
    Atemlos öffnete er die Augen und sah Sand, in den sich seine Hände gegraben hatten; er lag auf den Knien.
    »Tallis?« Mailuns Stimme überschlug sich förmlich.
    »Es geht mir gut.« Er holte tief Atem und hockte sich auf die Fersen.
    »Du hast ›Shaan‹ gesagt.« Mailun kniete sich neben ihn; ihr Blick war hoffnungsvoll. »Du hast ihren Namen gesagt, Tallis. Was ist geschehen?«
    »Sie war es, in meinem Verstand«, sagte er.
    »Geht es ihr gut?«
    »Wo ist sie? Was hat sie gesagt?« Rorc hockte sich, ruhig wie immer, vor ihn hin.
    »Azoth ist im Anmarsch.« Tallis sah ihn an. »Sie hat es mir gezeigt. Er bewegt seine Armee mithilfe der Drachen. Wenn wir nicht sofort aufbrechen und schnell vorankommen, wird er Balkis und die anderen vor uns erreichen.«
    Rorc stand mit zusammengebissenen Zähnen auf. »Ein Massaker. Wir werden laufen müssen. Ich werde mit Hashmael und Miram sprechen; wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir müssen Botenvögel an die anderen Clans schicken. Hol die Drachen zurück.« Er zog Tallis auf die Füße, und seine Hand schloss sich einen Moment lang um Tallis’; dann war er fort, wirbelte herum, um zu den Zelten der Baal zu rennen.
    »Geht es ihr denn gut?«, fragte Mailun.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe sie nur einen Moment lang gespürt, aber sie ist am Leben.«
    »Am Leben und bei ihm«, sagte Mailun. Tallis nickte, aber sonst hatte er nichts zu sagen.
    »Ich muss Shila aufsuchen, bevor wir gehen«, sagte Mailun. »Vielleicht kann sie mir mehr sagen, irgendetwas.« Sie schaute zu ihm auf. »Kannst du versuchen, sie wiederzufinden, ihren … Geist zu berühren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie versteht sich darauf, sich vor mir zu verschließen. Ich weiß nicht, wie sie es macht; vielleicht liegt es daran, dass wir so lange getrennt waren.« Er zuckte die Schultern, spürte wieder jene schreckliche, verzweifelte Vorahnung, aber davon konnte er seiner Mutter nicht erzählen. Er wusste noch nicht einmal, was sie zu bedeuten hatte.
    Mailun seufzte. »Dann tu, was dein Vater sagt: Ruf die Drachen. Wir haben kaum noch Zeit.« Sie ließ ihn stehen, um nach der Träumerin zu suchen, und Tallis stand einen Moment lang da und sah ihr nach, bis ihm schlagartig bewusst wurde, dass Irissa aus einem der Tunnel gekommen war und ihn wütend anstarrte, als ob sie diejenige sei, nach der seine Augen gesucht hatten. Sie war in die weiten Hosen und die gehärtete Lederweste einer Kriegerin gekleidet, trug Speer und Schild und hatte ein langes Messer umgegürtet. Sie sah gefährlich und schön aus, und Angst um sie stieg ihm in die Kehle. Er wandte sich ab und ging hinaus in die Wüste, um Marathin und Fen von der Jagd zurückzurufen.
    Binnen weniger Stunden waren Botenvögel an die anderen Clans gesandt worden, um ihnen mitzuteilen, dass sie schnell kommen sollten, und alle zweitausend Jalwalah-Krieger hatten sich vor dem Brunnen versammelt. Mailun und Pilar standen mit den Heilern neben der Herde Muthus, die als Packtiere mitkommen würden. Eine Menschenmenge aus Frauen, Kindern und alten Leuten wartete mit der Gruppe Jugendlicher, die sie auf der Reise zum Baal-Brunnen beschützen würden, in der Nähe des Eingangs zur großen Höhle. Die missmutigen Gesichter der jungen Leute verrieten, wie sehr es ihnen widerstrebte, die Schlacht zu versäumen.
    Tallis hielt sich allein ein wenig abseits, beförderte mit einem Schulterzucken das Bündel, das er trug, in eine bequemere Position und versuchte, die Blicke zu ignorieren, die die anderen Krieger in seine Richtung warfen. Es war offensichtlich, dass nur wenige von ihnen sich über seine Anwesenheit freuten. Trotz Mirams Verlautbarung, dass er nicht länger als Ausgestoßener gelten sollte, gab es weiterhin viele, die ihn mit Misstrauen betrachteten. Er verstand es. Er konnte mit Drachen sprechen und hatte eine Wunde überlebt, die hätte tödlich sein sollen; das war das Werk der Führer und flößte den Menschen Unbehagen ein. Generationenalte Überzeugungen würden nicht einfach deshalb sterben, weil er sagte, dass er hier war, um zu helfen.
    Die Drachen warteten geduldig an der Spitze der Armee; sie hatten die Augen halb geschlossen, als ob sie dösten. Vielleicht hätte er auf ihnen reiten und sich von den anderen

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