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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Vielleicht konnte Balkis es übernehmen, an sie heranzutreten.
    »Ich muss nach Hause.« Morfessa erhob sich von dem Stuhl. »Möchtest du zum Abendessen zu mir kommen? Ich habe ein bisschen cermezischen Wein.«
    »Ein andermal.« Rorc folgte ihm zur Tür und dachte, dass mehr Wein das Letzte war, was Morfessa brauchte.

5

Die Siedlung der Hüterin, Dracheninseln
    T uon folgte der Hüterin der Schriftrollen den sandigen Pfad entlang. Es hatte den ganzen Tag lang geregnet, und der Geruch nach nassem Sand und vermoderndem Laub erfüllte die Luft; die Palmwedel ließen Wasser auf ihren Kopf tropfen, als sie unter ihnen hindurchkam. Jenseits der Bäume konnte sie hören, wie das Meer erbarmungslos an die Küste brandete. In der Hand trug sie einen eng zusammengerollten Pergamentfetzen – eine Botschaft an Rorc, die erste, die sie schicken durften, seit sie vor fast vier Wochen mit Torgs Leichnam auf den Dracheninseln angekommen waren. Es war auch das erste Mal, dass es ihr gestattet wurde, sich von dem kleinen Haus zu entfernen, in dem sie untergebracht waren. Die Begräbniszeremonien für ihren Freund waren, wie es schien, nur für die Inselbewohner gedacht.
    Sie stolperte über eine niedrige Baumwurzel, und die hochgewachsene Hüterin warf kurz einen Blick zu ihr zurück, sagte aber nichts. Hinter Tuon schritten ihre beiden Diener einher, als wären sie mit einem unsichtbaren Faden verbunden.
    Pasiphae, die Hüterin, war an diesem Nachmittag ins Haus gekommen. Es war das erste Mal, dass sie sie getroffen hatten, aber sobald sie zur Tür hereingekommen war, hatte Tuon in ihr eine Frau erkannt, die keine Auflehnung oder Täuschung hinnehmen würde. Torgs Mutter war hochgewachsen, dunkelhäutig und furchteinflößend. Sie hatte breite Hüften und Schultern, aber sie trug nur wenig Fett an sich. Mit über sechzig Jahren bestand sie immer noch ganz aus Muskeln und Kraft, und ihr bloßer rechter Arm war von den dunklen Tintentätowierungen aus ihren Jahren als Schifferin bedeckt. Sie hatte im Zimmer gestanden und ihr Blick war von Veila, der Seherin von Salmut, zu Tuon gegangen.
    »Die Riten sind vorüber«, hatte sie gesagt. Ihr Gesichtsausdruck war einschüchternd gewesen, ebenso die beiden schweigenden Diener, die hinter ihr gestanden hatten; die schwarze Haut ihrer bloßen Oberkörper mit den kräftigen Muskeln hatte vor Schweiß geglänzt, während sie starr geradeaus gesehen hatten.
    Veila hatte sich erhoben. »Hüterin, wir danken Euch für Eure Gastfreundschaft während Eurer Trauer. Es kann nicht leicht für Euch gewesen sein, Fremde während dieser Zeit hier zu haben.«
    Pasiphae hatte zunächst geschwiegen, und Tuon war schon davon überzeugt, die Seherin hätte sie gekränkt, aber dann hatte sie gesagt: »Eure Worte sind wohlgesetzt und, wie ich spüre, aufrichtig, aber Eure Stellung hier ist unverändert. Ich kann Euch nicht gestatten, frei herumzulaufen. Meine Leute mögen Euresgleichen nicht. Das wusstet Ihr, bevor Ihr hergekommen seid.«
    Tuon hatte es nicht gewusst, aber die Seherin hatte keine Überraschung gezeigt.
    »Die Zeiten haben sich geändert«, hatte sie gesagt. »Ich habe gehofft, dass alte Feindschaft beiseitegewischt werden könnte. Wir können einander helfen. Ihr müsst wissen, dass der Gefallene zurückgekehrt ist.«
    »Natürlich. Ihr wurdet vor vielen Jahren davor gewarnt, doch Ihr habt Euch entschlossen, das nicht zu beherzigen.«
    »Ich habe es immer beherzigt. Ich habe nie an den Behauptungen des Propheten gezweifelt.«
    »Und sie doch auch nicht unterstützt – bis vor kurzem.«
    »Ihr habt recht.« Veila hatte den Kopf geneigt. »Aber ich bin jetzt hier, suche seine Weisheit und biete unsere Hilfe an.«
    »Eure Hilfe wurde nicht erbeten«, hatte Pasiphae gesagt, und ihr Blick war zu Tuon gewandert. »Frau aus Salmut, Ihr wart eine Freundin meines Sohnes. Ich danke Euch dafür, dass Ihr ihn mir zurückgebracht habt.«
    Tuon hatte beinahe das Bedürfnis verspürt, die Knie zu beugen oder sich vor der Frau zu verneigen, und war versucht gewesen, nach der alten Feindschaft zu fragen, aufgrund derer Veila unwillkommen war, aber stattdessen war sie zum Tisch gegangen und hatte das Päckchen aufgehoben, das Rorc ihr gegeben hatte.
    »Dies ist von den Glaubenstreuen«, hatte sie gesagt.
    Pasiphae hatte auf die kleine Ledertasche hinabgeblickt. »Was ist darin?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ein Ausdruck des Missvergnügens war über Pasiphaes Züge gehuscht. »Ohne Zweifel ein großzügiges

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