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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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hinausgingen. Es gab keine Durchgänge im Haus von Raum zu Raum, oder wenn doch, so befanden sie sich in Zimmern, in die Tuon nicht hineingebeten worden war.
    Pasiphae brachte sie in eine kleine Schlafkammer und zeigte ihr einen Schrank, in dem sie ihre Kleider unterbringen konnte; dann gingen sie in einen luftigen Raum in der Mitte des Gebäudes. Dort übergab sie Tuon zwei kleine Schriftrollen aus gewachstem Pergament und ließ sie ohne ein weiteres Wort allein. Ihre hohe Gestalt verschwand wieder die Treppe hinunter Richtung Strand.
    Tuon setzte sich auf ein langes, niedriges Sofa und rollte vorsichtig die erste Botschaft ab. Sie war kurz, und ihr stockte der Atem, als sie sie las:
    Drachen haben die Stadt verlassen. Zwei Reiter tot. Freiländer wegen Vergiftung der Führerin festgenommen. Beeilung! Rorc.
    Sie fuhr mit dem Finger über die Buchstaben, als könnte sie auch ihn berühren, indem sie sie berührte. Die Drachen waren fort, genau wie hier. Aber Rorc war am Leben. Sie stieß einen langen Atemzug aus und öffnete dann sorgsam die zweite Botschaft. Sie war so kurz wie die erste, aber ihr Herz wurde leichter, als sie sie las, und Tränen der Erleichterung schossen ihr in die Augen:
    Nehme an, Ihr seid angekommen. Sagt Tuon: Shaan am Leben und von Clansmann und Bruder, Tallis, in die Stadt zurückgebracht. Zwei Drachen bei ihnen. Azoth hat den Schöpferstein. Antwortet bald. Rorc.
    Shaan war am Leben! Tuon stützte den Kopf für einen Augenblick in die Hände. Er hatte sich abmühen müssen, um all die Worte auf das Blatt zu zwängen, aber er hatte sagt Tuon geschrieben. Die Botschaften waren für Veila, aber dass er das für sie eingeschoben hatte, ausdrücklich für sie … Warte mal! Sie fasste sich und warf noch einen Blick auf die Botschaft, las sie erneut: … von Clansmann und Bruder, Tallis, in die Stadt zurückgebracht .
    Shaan hatte einen Bruder?
    Woher war er gekommen, und wann, wie? Und er war ein Clansmann? Das Pergament hing schlaff zwischen ihren Fingern. Es waren gute Neuigkeiten, wunderbare Neuigkeiten, aber auch seltsame. Sie rollte die Botschaften vorsichtig wieder auf. Sie musste sie der Seherin so bald wie möglich bringen.
    Die Sonne war jetzt fast untergegangen, und das Wasser war eine dunkelblaue Masse. Tuon trat auf die Veranda hinaus und spähte über die Brüstung, konnte aber keine Spur von den Dienern sehen. Dann bewegte sich plötzlich ein Schatten unter den nahen Bäumen und Haut glänzte. Sie waren da, beobachteten sie. Würden sie sie aufhalten, wenn sie versuchte, zu Veila zurückzukehren?
    Frustriert begann sie auf und ab zu gehen. Die Nacht senkte sich herab, und eine dünne Mondsichel stieg bleich und weiß am Himmel auf. Tuon lehnte sich auf die Balustrade und starrte aufs Wasser hinaus.
    Eine Reihe von Fackeln wand sich tief unter ihr am Rand der Bäume entlang; gelegentlich beleuchteten die Flammen diejenigen, die sie trugen. War die Hüterin unter ihnen?
    Holz knarrte, und Tuon wirbelte herum, wandte dem Geländer den Rücken zu. Jemand stieg die Stufen herauf, aber es war nicht Pasiphae.
    Ein barfüßiger Mann, der eine Laterne und ein abgedecktes Tablett trug, erschien. Er war kaum größer als sie, zierlich gebaut und hatte beinahe genauso schwarze Haut wie Pasiphae. Dunkles, glänzendes Haar lockte sich leicht in seinem Nacken, und er sah sie aus ruhigen, braunen Augen an.
    »Ich bin Ivar, Pasiphaes Sohn«, sagte er. »Sie hat mich hergeschickt, um Euch etwas zu essen zu bringen.«
    »Ihr seid Torgs Bruder?« Torg hatte nie einen Bruder erwähnt; außerdem sahen sie sich überhaupt nicht ähnlich. Torg war ein Koloss von einem Mann mit einem sehr ausdrucksstarken Gesicht gewesen. Dieser Mann hatte unauffällige Züge und kaum mehr Muskeln als Tuon.
    »Wir haben verschiedene Väter, wie es auf den Inseln Sitte ist«, sagte Ivar. »Kommt, esst.« Er hängte die Laterne an einen Haken und ging ins Haus, um das Tablett auf dem Tisch abzustellen.
    Tuon folgte ihm und sah zu, wie er zwei kleine Schalen, zwei Löffel und eine weitere, größere Schale aufstellte, die mit duftendem gekochtem Fleisch und Gemüse gefüllt war. Seine Bewegungen waren zielgerichtet und bedächtig, und als er fertig war, bedeutete er ihr, sich neben ihn auf das Sofa zu setzen; dann begann er, ihnen beiden etwas zu essen aufzufüllen.
    Tuon zögerte. Sie wollte ihm hundert Fragen stellen, aber die Erfahrung hatte ihr Vorsicht zur Gewohnheit gemacht. Also setzte sie sich stattdessen hin, tat es
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