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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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Geschenk. Die Glaubenstreuen begleichen ihre Schulden immer.« Ihr Blick hatte sich wieder auf Veila gerichtet. »Ich werde Eure Anwesenheit hier in der Siedlung dulden, aber nirgendwo sonst. Und es wird Euch nicht gestattet sein, die Schriftrollen in Augenschein zu nehmen. Ich werde Eurer Gefährtin Zugang dazu gewähren. Sie kann bei mir in meinem Haus wohnen und Euch alles erzählen, was sie möchte.«
    Das war alles gewesen, was sie gesagt hatte. Tuon hatte keine Wahl gehabt, als mit ihr zu gehen.
    Jetzt traten sie auf einen breiteren Pfad, der zurück zu dem Strand hinabführte, an dem sie an Land gegangen waren. Ein schwacher Brandgeruch lag in der Luft, und als sie zwischen den Bäumen hervorkamen, konnte Tuon deutlich die Verwüstung sehen, die über die Leute hier gekommen war.
    Bei ihrer Ankunft war es dunkel gewesen, und sie hatte nur einzelne Blicke aufs Dorf erhascht. Es war, wie sie wusste, das kleinere auf der Insel. Die Hauptsiedlung, in der ein Großteil der Inselbewohner lebte und in der sich auch die Werften befanden, lag auf der anderen Seite der Bucht jenseits einer felsigen Landzunge. Diese kleine Siedlung war für die Hüterin der Schriftrollen und die, die ihr ergeben waren, bestimmt. Aber bis jetzt war Tuon nur in der Lage gewesen, Vermutungen anzustellen, worum es sich bei den dunklen Formen handeln mochte, als sie in der ersten Nacht daran vorbeigeführt worden waren. Jetzt konnte sie sehen, dass hier eine Schlacht geschlagen worden war.
    Beiderseits, wo Wohnhäuser gestanden haben mussten, befanden sich aufgewühlte und zerschmetterte Bereiche voll Stein und Holz; manche waren von verkohlten Aschekreisen gezeichnet. Einigen der Bäume, die noch standen, waren die Äste auf einer Seite abgerissen, als ob etwas Vorbeifliegendes nach ihnen geschlagen hätte; andere waren einfach entwurzelt worden. Nur ein paar wenige Gebäude standen noch, aber Tuon sah kaum Hinweise darauf, dass irgendjemand noch darin lebte.
    Der Pfad machte eine Biegung, und sie stiegen einen sanften Abhang zu einem hohen, als Pfahlbau errichteten Haus empor, das unbeschadet überdauert hatte. Die Diener ließen sie allein und verschwanden über einen Pfad links des Gebäudes. Pasiphae begann, eine Flucht hölzerner Stufen zu einer teilweise überdachten Veranda hinaufzusteigen.
    »Was ist hier geschehen?«, fragte Tuon, als sie ihr folgte.
    »Der Gefallene rief nach seinen Drachen, und die meisten von ihnen hörten auf ihn.«
    War das auch in Salmut geschehen? Anspannung schnürte ihr die Eingeweide zusammen. Sie hatten nichts gehört, seit sie aufgebrochen waren. Ging es Shaan gut? War sie gefunden worden, oder hatte Azoth sie noch – oder noch schlimmer? Und was war mit Rorc?
    »Sind Botschaften aus Salmut eingetroffen?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Darf ich …«
    »Ich werde sie Euch gleich übergeben«, wurde sie von Pasiphae unterbrochen.
    Tuon schluckte ihre Ungeduld hinunter und zwang sich, tief Luft zu holen. Erkenntnisse gewann man mit Ausdauer, nicht mit Druck. »Wie viele hier haben überlebt?«, fragte sie.
    Pasiphae erreichte die oberste Stufe und drehte sich herum, um sie anzusehen. »Fünf in dieser Siedlung.« Keine Gefühlsregung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, als sie das sagte. »Ein Schwarm Drachen, insgesamt zehn, blieb hier und kämpfte, um uns zu beschützen.« Sie wandte sich ab und ging zu einer der vier hölzernen, mit Luftschlitzen versehenen Türen, die ins Haus führten. Diese schob sie parallel zur Wand auf und sagte über ihre Schulter: »Der Rauch, den Ihr dort seht« – sie wies nach Norden – »stammt von den Trauerscheiterhaufen. Bei uns ist es Brauch, alles zu verbrennen, was die Toten hinterlassen.«
    Tuon blickte über den Sichelbogen der Bucht bis zu einer felsigen Landspitze, hinter der schwarze Rauchfahnen in den wolkigen Himmel aufstiegen.
    »Das ist die Hauptsiedlung«, sagte Pasiphae. »Zweitausend von den achttausend, die auf diesen Inseln gelebt haben, sind noch übrig. Viele unserer Schiffe wurden auf den Riffen zerschmettert, und heute beende ich die Trauer um meinen ältesten Sohn.« Sie wandte sich ab, um ins Haus zu gehen. »Der Prophet hat diese dunklen Tage vorausgesagt. Hoffen wir, dass alles, was er sonst noch gesehen hat, uns helfen kann, von ihnen erlöst zu werden.«
    Pasiphaes Haus bestand aus einer langen Reihe getrennter Räume, die man nur durch die Schiebetüren mit den Luftschlitzen betreten konnte, die auf die der Bucht zugewandte vordere Veranda
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