Der Verrat Der Drachen: Roman
sagte Rorc.
»Ja, wir müssen sie um Hilfe bitten. Du musst bitten.«
Rorc nahm einen langen, tiefen Atemzug ein. Morfessa hatte recht. Er wusste es. Er hatte jetzt keine Wahl mehr. »Ich werde nicht allein gehen. Ich habe schon daran gedacht, einen anderen zu bitten«, sagte er.
»Tallis?«
»Ja.« Rorc bemerkte das Interesse in den Augen des alten Mannes, die Befriedigung. »Ich werde ihn bitten, mit mir zu kommen. Es wäre hilfreich, noch jemanden aus den Clans dabeizuhaben, der vor kurzem noch bei ihnen gelebt hat.«
»Ja«, sagte Morfessa. »Obwohl ihr beide Ausgestoßene seid, gibt es eine Symmetrie in eurem Denken.« Er runzelte die Stirn und sah Rorc dann scharf an. »Weiß er, dass du aus den Clans stammst?«
»Ich bin mir nicht sicher. Er hat den Verdacht, dass ich mehr weiß, als ich sollte«, sagte Rorc. »Was meinst du mit Symmetrie?«
Morfessa schüttelte den Kopf. »Nur ein Gefühl, ein Traum.« Er lächelte. »Es muss nichts zu bedeuten haben.«
Morfessas Gefühle hatten selten nichts zu bedeuten, aber Rorc war klug genug, nicht darauf zu beharren.
»Ich kann nicht aufbrechen, bevor Veila zurück ist«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, und mache mir Sorgen darum, die Stadt unverteidigt zurückzulassen. Wenn auf den Inseln noch Drachen übrig sind, bieten sie vielleicht Hilfe an.«
»Und die Schriftrollen des Propheten«, sagte Morfessa. »Wir müssen wissen, ob in ihnen irgendetwas steht, das uns helfen kann, und wir dürfen auch die Vier nicht vergessen.«
»Wir wissen noch nicht einmal, ob sie existieren. Wir können kein Vertrauen in ihre Rückkehr setzen. Sie sind ein Mythos, Morfessa.«
»Vielleicht für jemanden, der bei den Clans geboren ist, aber für viele sind sie sehr real. Ich glaube, sie sind wieder erwacht. Ich bin mir sicher, dass ich …« Sein Blick wurde leer, als er an dem Kommandanten vorbei zu den dunklen Fenstern starrte. »Ich habe einfach dieses Gefühl, dass sie hier sind, dass sie uns wieder zu Hilfe kommen.«
»Nun, ich werde keine Hilfe, die wir irgend bekommen können, ablehnen«, sagte Rorc, »aber wir können uns nicht auf Hoffnungen und ein ›Vielleicht‹ verlassen.«
»Warum nicht?« Morfessa kehrte plötzlich aus seinem abwesenden Zustand zurück. »Deine Clanführer sind noch nie gesehen worden, und doch glaubst du an sie.«
»Nicht mehr.« Rorcs Blick war hart genug, um sogar Morfessa vorsichtig vorgehen zu lassen.
»Gleichgültig«, sagte er. »Das ist natürlich deine Entscheidung.«
Rorc lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich werde einen Vorwand brauchen, um für eine Weile zu verschwinden – und jemanden, dem ich vertrauen kann, meinen Posten einzunehmen, während ich fort bin.«
»Balkis?«
Rorc nickte. »Ein paar der älteren Septenführer werden vielleicht grollen, aber sie respektieren ihn. Und ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann. Seine Familie ist seit langem mit der Lorgons verfeindet. Der Ratsherr würde es nicht wagen, Einfluss auf ihn zu nehmen.«
»Außerdem hasst er Azoth«, sagte Morfessa. »Er würde vor allem anderen dafür sorgen, ihn zu vernichten.« Seine Augen verschleierten sich und blickten ins Leere. »Er hat seine eigene Rolle zu spielen«, sagte er.
Rorc nahm die plötzliche Unbestimmtheit des alten Mannes mit Unbehagen zur Kenntnis. »Ja. Er war mehr als eifrig darauf bedacht, Azoth zu verfolgen, als er die Stadt mit Shaan verließ.«
»Hoffen wir nur, dass wir genug Zeit haben«, sagte Morfessa. »Lorgon schart schnell seine Anhänger um sich.«
»Und ganz gleich, wie sie mich behandelt hat«, antwortete Rorc, »ich mache mir Sorgen, was er Nilah antun könnte.«
»Er würde ihr keinen Schaden zufügen – er braucht sie.«
»Für den Augenblick, aber ich vertraue ihm nicht. Wir müssen ihn im Auge behalten. Ich werde ein paar Verführer in den Palast einschleusen und dafür sorgen, dass sie sich umsehen.«
»Shaan ist oft zu Gast bei ihr«, sagte Morfessa. »Warum bitten wir sie nicht, es dich wissen zu lassen, wenn sie irgendetwas bemerkt?«
»Wenn sie dazu bereit ist«, sagte Rorc. »Sie bringt mir wenig Zuneigung entgegen.«
»Du unterschätzt sie«, sagte Morfessa. »Das ist nur die natürliche Vorsicht von einer, die einmal Diebin gewesen ist. Vergiss nicht, woher sie kommt, Rorc; sie ist ein gutes Mädchen, trotz ihrer scharfen Zunge.«
»Vielleicht.« Rorc wusste, dass der alte Mann Shaan mochte, aber sie war schwer zu lesen und neigte dazu, ihm auszuweichen.
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