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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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als ihre Gehilfin angeboten.«
    »Ihre Gehilfin?« Balkis zog eine Augenbraue hoch. »Das ist ungewöhnlich.«
    »Ja?«
    »Nun, ich habe noch nie davon gehört, dass jemand, der außerhalb des Kaufmannsviertels geboren ist, eine Stelle im Palast bekommen hätte.« Sein Blick war besorgt, wachsam. »Was erwartet sie von dir?«
    »Dass ich ihr helfe«, sagte Shaan und verschränkte die Arme.
    »Wobei? Im Rat? Seine Mitglieder sprechen am liebsten in Rätseln, du kannst dem, was sie sagen, nicht trauen.«
    »Glaubst du, dass ich mit ihren Intrigen nicht zurechtkomme? Dass ich ihre Spielchen nicht durchschauen werde?«
    Balkis lächelte. »Nein, wenn man danach geht, wie du mich zappeln lässt.«
    Sie spürte, wie Röte ihr den Hals emporstieg. »Was meinst du dann?«
    Sein Lächeln verblasste. »Gib einfach gut acht. Das meine ich. Denk an das, was der vorherigen Führerin zugestoßen ist.«
    »Ich bin gerührt, dass du dir solche Sorgen um mich machst, aber ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Daran zweifle ich nicht, aber wenn du Hilfe oder sonst irgendetwas brauchst, schick einfach nach mir, dann komme ich.«
    Sie wusste nicht, wie sie darauf antworten sollte, und so sah sie betont die Tür an, die er ihr noch immer versperrte. »Sie erwartet mich noch heute Abend im Palast zurück«, sagte sie.
    »Natürlich.« Er trat beiseite. »Die Führerin lässt man besser nicht warten.« Mit einer schwungvollen Handbewegung bedachte er sie mit einer spöttischen Verneigung.
    Sie unterdrückte das Lächeln, das bei seiner Geste in ihr aufstieg, ging an ihm vorbei, legte die Hand auf die Türklinke, hielt aber dann inne und dachte über das, was er gesagt hatte, nach. Balkis war ein Kaufmannssohn, seine Familie ging im Palast ein und aus. Er wusste, wie vieles ablief … Es würde klug sein, einen Vertrauten zu haben, der sich mit Palastpolitik auskannte. Sie drehte sich um und sah, dass er sie beobachtete.
    Er zog eine Augenbraue hoch, als könne er ihre Gedanken lesen.
    Bevor sie es sich anders überlegen konnte, sagte sie: »Vielleicht könntest du doch nützlich sein.« Ein neckischer, verführerischer Ausdruck trat in seine Augen, und sie fügte hinzu: »Um mir zu helfen, herauszubekommen, wie alles im Palast abläuft. Komm mich morgen Nachmittag besuchen; allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich dich empfangen kann.«
    »Ich werde dich finden«, sagte er.
    »In Ordnung, gut.« Sie wandte sich ab und nestelte an der Türklinke herum, redete sich ein, dass sie das hier nur tat, um sich im Palast nicht zum Narren zu machen. Dann stieß sie die schwere Tür auf, schloss sie schnell hinter sich und ließ den Metallriegel einrasten.

9

    E s hatte acht Todesopfer gegeben – fünf Männer und drei Frauen.
    Tallis stand ein gutes Stück abseits, während die Überlebenden die Gräber aushoben; der Regen ließ die Erde, die sie aufhäuften, zu Schlamm werden. Die Dörfler hatten jetzt Angst vor ihm, also hatte er es Attar überlassen, ihnen bei den Vorbereitungen und beim Begräbnis ihrer Toten zu helfen.
    Mehr Kummer wird kommen , sagte Marathin. Er sah sie an; sie hockte neben ihm. Sie hatte sich von dem Gift vergleichsweise schnell und ohne Nachwirkungen erholt, und die Hitze ihres Körpers ließ den Regen dampfen, wo er auf ihre Haut traf. Tallis roch ihren Duft nach Moschus und Öl.
    Sie schaute aus einem grünen Auge auf ihn herunter. Der Vater zürnt.
    Das ist mir gleichgültig. Er war es müde, Angst vor Azoth zu haben. Wir müssen aufbrechen.
    Der Morgen dämmerte, und Attar und Haraka würden bald beginnen, die Leute nach Cermez zu führen, während Tallis vorauseilen würde, um ihnen Soldaten entgegenzuschicken, obwohl er bezweifelte, dass ihnen jetzt noch Scanorianer folgen würden. Die wenigen, die überlebt hatten, waren wahrscheinlich längst unterwegs, um ihrem Gebieter zu berichten, was er getan hatte.
    Die Erinnerung an den Kampf kehrte zu ihm zurück. Zuerst war sie wie ein Traum gewesen, ein halb erinnerter Eindruck von Wut und Kraft, aber jetzt spürte er das geronnene Blut unter seinen Fingernägeln, den Messergriff in der Hand. Ihm wurde davon nicht übel, wie es hätte geschehen sollen. Vielleicht wurden alle Krieger so: Ihre Menschlichkeit entglitt ihnen Stück für Stück. Er erinnerte sich an den Ausdruck in den Augen von Clankriegern, die aus der Schlacht zurückkehrten: Verstört, ein Schwächerwerden des Lebens in ihrem Blick. Einer hatte ihm erzählt, dass es jedes Mal einfacher wurde, zu

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