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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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dauerte einen Herzschlag, ein Leben lang, dann ertönte wieder ein Donnern. Sie drehten sich beide um und eilten zurück zum schützenden Palast.
    »Also, welchem Zweck diente die Sitzung?«, fragte Balkis unterm Gehen. »Haben sie über den Diplomaten aus den Freilanden gesprochen?«
    Sie holte verstohlen Atem und sagte dann: »Sie haben beschlossen, ihn hinzurichten.«
    »Hinzurichten?« Er blieb stehen. »Aber sie haben keine Gerichtsverhandlung abgehalten.«
    »Ich glaube nicht, dass sie das noch vorhaben.«
    Sein Gesichtsausdruck war verstört. »Hat die Führerin versucht, das zu unterbinden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie das wollte. Sie hat Lorgon praktisch alle Entscheidungen fällen lassen.«
    Balkis runzelte die Stirn. »Es wird Rorc nicht freuen, das zu hören.« Beinahe gedankenverloren legte er ihr einen Arm um die Schultern und zog sie weiter; dann ließ er ihn wieder sinken. »Was haben sie sonst noch beschlossen? Haben sie den Gefallenen überhaupt erwähnt?«
    »Kaum, und wenn doch, dann nur, als sei er bloß eine sehr ferne Bedrohung.«
    »Das ist Lorgons Ehrgeiz.« Balkis runzelte die Stirn. »Er ist gierig. Er will einen Krieg mit den Freilanden, damit er die Kontrolle über die Bergwerke jenseits der Gorankette zurückgewinnen kann. Darum geht es bei alledem! Sie haben einst seiner Familie gehört, und er will sie zurück.«
    »Drei der anderen Ratsherren haben ihm jedes Mal Beifall gezollt, sobald er den Mund aufmachte«, sagte Shaan.
    »Wer?«
    »Ich bin mir nicht sicher, wie sie heißen.«
    »Finde es heraus. Wenn du an Ratssitzungen teilnimmst, bist du von Interesse für sie, und ohne Zweifel werden sie versuchen, dich zu beeinflussen, da du der Führerin so nahestehst.«
    »Das können sie ja mal versuchen«, sagte sie.
    »Der Palast ist ein ganz anderer Ort als die Straßen, Shaan. Du kannst auf nichts vertrauen, was hier gesagt wird, weil immer ein Hintergedanke dabei sein wird.«
    »Das klingt mir ganz nach den Straßen.«
    »Vielleicht, aber hier können Meinungsverschiedenheiten nicht in einer Messerstecherei ausgefochten werden. Du wirst dich viel eher in eine Koje auf dem nächsten Schiff, das die Schwimmenden Inseln anläuft, manövriert finden. Langsame, qualvolle Tode entsprechen eher der Geschwindigkeit des Hofs als rasche, blutige.«
    »Solange man nicht die Führerin ist«, antwortete Shaan.
    Balkis antwortete nicht darauf; schweigend gingen sie weiter. Dann sagte er. »Da die Dinge stehen, wie sie stehen, wäre es sehr hilfreich für den Kommandanten, genau zu erfahren, was in den Ratssitzungen vor sich geht.«
    »Meinst du damit, dass ich für euch spionieren soll?«
    »So etwas in der Art.«
    »Tallis hat mir gesagt, dass Rorc dich auffordern würde, mit mir darüber zu sprechen.«
    »Ja? Nun, findest du nicht, dass das eine gute Idee ist? Lorgon ist der Sprecher der Neun, und Rorc glaubt nicht, dass er ihm ehrlich berichtet, was in den Ratssitzungen vorgeht. Er ist sich sogar sicher, dass er das nicht tut.«
    »Also glaubt er, dass ich die perfekte Person wäre, ihm das zu erzählen, was Lorgon verschweigt«, sagte Shaan. »Ist das ein Befehl der Glaubenstreuen?«
    »Nun ja, ich würde es nicht als bloße Bitte betrachten«, sagte Balkis. »Aber mach dir keine Sorgen. Die Glaubenstreuen sorgen für die Ihren.«
    »Das habe ich gehört«, antwortete Shaan, und er sah sie aus dem Augenwinkel an.
    »Es ist eine Ehre, für die Glaubenstreuen zu arbeiten, und ich werde hier sein, wenn du mich brauchst.«
    »Dann sollte ich mir wohl keine Sorgen machen.«
    Sie erreichten die Tür, und er hielt, die Hand auf die Klinke gelegt, inne. »Das habe ich nicht gesagt. Auch abgesehen von dem, was Rorc verlangt, musst du vorsichtig sein, Shaan. Die Entscheidung der Führerin, dich hier aufzunehmen, ist nicht unumstritten. Ich habe schon Gerüchte gehört, dass du dich nicht lange halten wirst. Es gefällt nur wenigen, zu wissen, dass eine Nachfahrin des Gefallenen das Ohr der Führerin besitzt.«
    »Ja, sie verabscheuen und fürchten mich für das, was ich bin«, sagte sie, »und weigern sich dennoch, einzugestehen, wie gefährlich Azoth ist. Sie werden immer noch darüber diskutieren, wenn er seine Armee herführt, um sie niederzumetzeln.« Ihre Finger kribbelten, und ein dumpfer Schmerz begann durch ihren Hinterkopf zu pochen.
    »Nicht jeder verabscheut dich«, sagte Balkis. »Für viele Leute in der Stadt seid ihr – Tallis und du – beinahe selbst

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