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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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gut wie manch ein anderer, aber« – er warf einen Blick auf Irissa – »ich könnte dich unterrichten, wenn du willst.«
    »Warum?«, fragte die junge Frau. »Ich kann in den heißen Quellen den Kopf über Wasser halten; das ist genug, finde ich.«
    Tallis’ Lächeln verflog unter ihrem kalten Blick.
    »Ich komme bei Tagesanbruch mit einem Wagen vorbei«, sagte Shaan. »Der Strand ist gleich hier in der Nähe.«
    Mailun nickte, aber ihr Gesicht wirkte angespannt. »Dann werde ich auf euch warten.«
    »Komm.« Tallis legte Shaan eine Hand auf den Arm. Er sah Mailun an. »Ich werde noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein.«
    »Wir werden hier sein, Sohn.« Mailun stand auf, legte die Arme um ihn und hielt ihn einen Moment lang an sich gezogen, bevor sie ihn losließ. Sie sah Shaan an. »Wir sehen uns morgen, Tochter.«
    Tochter. Das Wort klang seltsam. »Ja, morgen«, sagte Shaan. Ihr linker Arm schmerzte, und sie zog ihn eng an den Körper, als sie Tallis ins Freie folgte.

12

    W o warst du?«, blaffte Nilah, sobald Shaan später am Vormittag in ihren Gemächern eintraf.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich schwimmen gehe.« Shaan war immer noch ganz aufgewühlt davon, dass sie ihre Mutter kennen gelernt hatte, und rang darum, die nötige Geduld aufzubringen, um mit der jungen Führerin zurechtzukommen. »Der Rückweg hat länger gedauert, als ich dachte; die Straßen waren voller Flüchtlinge.«
    Nilah stand in der Mitte ihres Wohnzimmers; drei Frauen, die ein Kleid an ihr absteckten, scharwenzelten um sie herum. Sie sah finster drein und winkte Shaan heran. »Komm, stell dich neben mich, damit sie dir ein paar neue Kleider anmessen können.«
    »Was?« Shaan blieb stehen, wo sie war.
    »Glotz nicht wie ein Flatnafisch! Zieh diese abscheulichen Kleider aus. Wenn du meine Gehilfin sein sollst, musst du wie eine Palastdame aussehen, nicht wie irgendeine Fischerin.«
    »Es wäre mir lieber, mir selbst welche zu kaufen«, sagte Shaan.
    »Da bin ich mir sicher, aber du hast keine Wahl. Die Götter wissen, was du kaufen würdest – ohne Zweifel mehr Hosen. Aua!« Sie versetzte der Hand einer der Frauen einen Schlag, als eine Nadel sie stach. »So gekleidet kannst du nicht im Palast herumlaufen. Ellie« – sie stieß eine der Frauen von sich fort – »hilf ihr.«
    »Zurück!«, rief Shaan, als die Frau auf sie zukam, und sie blieb stehen, sah argwöhnisch von ihr zu Nilah zurück.
    »Sei nicht schwierig, Shaan. Ich habe heute am frühen Nachmittag eine Sitzung mit den Ratsmitgliedern, und du kommst mit mir.«
    »Schon?«
    »Warum nicht? Jeder im Palast weiß bereits, dass ich eine Nachkommin des Gefallenen zu meiner Gehilfin gemacht habe, also können wir dich auch gleich offen auftreten lassen.«
    »Gerüchte verbreiten sich schnell«, sagte Shaan. Nilah lächelte.
    »Wenn ich es so will. Außerdem kann Morfessa aus irgendeinem Grund, den er nicht erklären kann, nicht da sein, und ich brauche ein paar Ohren, die nicht meinen Speichelleckern gehören, um darauf zu lauschen, was die Ratsherren wirklich sagen.«
    Shaan machte sich Gedanken wegen Morfessas Abwesenheit; hatte sie womöglich etwas mit Rorcs Plan zu tun, die Clans aufzusuchen? Nilah starrte sie finster an, und sie hob die Hände.
    »In Ordnung.« Sie zog sich bis auf die Unterwäsche aus. Wenigstens würde es guttun, die salzigen Kleider los zu sein.
    Die Anprobe dauerte zwei Stunden, während derer Shaan immer ungeduldiger wurde. Sie hatte nie irgendeine Sehnsucht nach feinen Kleidern oder teuren Haarölen verspürt, und dastehen zu müssen und hierhin und dorthin gedreht zu werden, während sie angerempelt und mit Nadeln gestochen wurde, so dass sie sich fühlte wie ein Muthu, das für ein Karrengeschirr vermessen wurde, versetzte sie in üble Laune. Aber auch nach alledem mussten die Kleider erst noch genäht werden, also steckte man sie für das Treffen in eines von Nilahs alten, hastig geänderten Gewändern: ein langes Kleid mit schwingendem, leichten Rock und engem Mieder. Shaan bestand darauf, ihr Messer bei sich zu behalten, und schnallte es sich unter dem fließenden Material an den Oberschenkel.
    Mit gebürstetem Haar und duftend wie ein Blumengarten wurden sie von vier Wachen zum kreisförmigen Ratssaal am zentralen Hof eskortiert.
    Die Ratssitzung dauerte beinahe drei Stunden, und am Ende war Shaan mehr als erschöpft. Es hatte nur wenig zu essen gegeben, und sie hatte die meiste Zeit über hinter Nilahs Stuhl stehen müssen. Die

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