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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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es morgen erfahren, zugleich mit allen anderen.«
    »Nun, und was hast du vor? Du hast schon das Todesurteil für den Diplomaten aus den Freilanden unterzeichnet.«
    »Ja.«
    Shaan fragte sich, ob sie auch nur darüber nachgedacht hatte, ob der Mann eigentlich schuldig war oder nicht, bevor sie ihren Namen unter das Pergament gesetzt hatte. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und goss sich aus einem Krug auf dem Tisch ein Glas Wasser ein.
    »Shaan«, sagte Nilah, »glaubst du, dass der Freiländer sie getötet hat, oder könnte es jemand anders gewesen sein?«
    Shaan stellte das Glas ab und sah sie an. »Haben Morfessa und Rorc dir das nicht die ganze Zeit schon gesagt?«
    Nilah fuhr sich mit der Hand durchs Haar, so dass es wie ein verkletteter Heiligenschein hochstand. »Ich erinnere mich nicht. Ich habe schon eine Weile nicht mehr mit ihnen gesprochen. Und wo ist überhaupt meine Seherin?« Sie drehte sich im Kreis, wies mit ihrem Weinglas auf die Wände. »Sie ist irgendwohin gereist, und niemand scheint in der Lage zu sein, mir zu sagen, wohin! Sie verheimlichen mir einiges, Shaan.« Nilah starrte sie an und bemerkte nicht, dass sie Wein auf dem Boden verschüttete. »Keiner dieser beiden Männer will mir sagen, was sie vorhaben.« Sie richtete die Augen mit flehentlichem Blick auf Shaan. »Ich bin ganz allein. Deshalb brauche ich dich heute Nacht hier. Ich stehe allein gegen den Rat und muss tun, was ich für richtig halte.«
    Shaan setzte sich wieder aufs Sofa. Wie konnte Nilah nur vergessen haben, dass Veila auf die Dracheninseln gereist war? Wie viel hatte sie getrunken? Als sie darüber nachdachte, fiel Shaan auf, dass sie Nilah so gut wie nie ohne ein Glas Wein in der Hand sah.
    »Was wirst du also tun?«, fragte sie.
    Nilah hielt inne und leckte sich die Lippen; dann ging sie zum Tisch und füllte sich das Weinglas neu.
    »Ich werde den Krieg erklären«, sagte sie. »Morgen werde ich Verlautbarungen auf allen Marktplätzen aushängen lassen, und ich werde eine Sitzung der Neun einberufen. Das wird Lorgon schon zeigen, dass mit mir nicht zu spaßen ist.«
    »Krieg?« Shaan starrte sie an. »Mit wem, den Freilanden?«
    Nilah nickte und hob das Kinn.
    »Aber Nilah, Azoth kommt.«
    »Hör auf, von Azoth zu reden!« Nilah setzte ihr Glas so heftig auf dem Tisch ab, dass der Fuß einen Sprung bekam. »Ich muss das tun. Ein Freiländer ist hergekommen und hat meine Mutter ermordet. Und er zeigt keine Reue, sondern behauptet immer wieder, unschuldig zu sein!« Ihr Gesicht war leuchtend rosa; Schweiß glänzte auf ihrer Haut. »Außerdem greifen diese Freiländer unsere Handelskarawanen seit Monaten immer wieder an. Und ich glaube nicht, dass es nur Söldner sind, wie ihre Regierung behauptet – es ist ihre Armee! Sie versuchen, sich zu holen, wofür sie nicht bezahlen wollen. Das kann ich nicht ungestraft geschehen lassen! Das Volk will Rache für den Mord an seiner Führerin.«
    »Nilah«, sagte Shaan vorsichtig, »du musst erst mit Morfessa und Rorc darüber sprechen. Du kannst nicht …«
    »Erzähl mir nicht, dass ich etwas nicht kann!« Nilahs Stimme brach. »Ich bin die Führerin und sie sind nicht hier, oder?«
    »Aber wenn wir im Krieg liegen, wie sollen wir dann gegen Azoth kämpfen? Wir werden nicht genug Soldaten haben.«
    Nilah schüttelte den Kopf. »Wir können den Krieg gewinnen, Shaan, und dann, wenn die Freilande unter meiner Kontrolle sind, werde ich sie zwingen, uns bei der Verteidigung gegen Azoth beizustehen.« Ihr Gesicht zeigte einen zittrigen, aber triumphierenden Ausdruck. »Verstehst du nicht? Es ist perfekt.«
    Shaan hatte es die Sprache verschlagen. Es war Wahnsinn! Azoth würde bald kommen, sie wusste es, sie spürte es. Nilah war außer Kontrolle. Sie musste irgendjemandem davon erzählen.
    Sie stand auf, hielt ihre Stimme mit einiger Mühe neutral und sagte: »Um welche Zeit erwartest du mich morgen?«
    Nilah strich sich mit unsicherer Hand ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Komm morgen früh hier in meine Gemächer, sobald du wach bist.« Sie sah zugleich verletzlich und hochmütig aus; ihre Augen waren rot unterlaufen.
    »Ich werde sofort nach meinem Frühstück hier sein.«
    »Nein. Du kannst mit mir frühstücken.« Nilah räusperte sich. »Ich werde nach dir schicken.«
    Shaan erklärte sich einverstanden und ging; sie fragte sich, ob die junge Führerin sich in den Schlaf weinen oder trinken würde.
    Rasch ging sie in ihre Zimmer zurück und bedeckte sich Kopf und

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