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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Schultern mit einem Umschlagtuch aus dunkler Seide, bevor sie lautlos den leeren Gang entlang und durch die Tür in den Obstgarten schlich.
    Es war dunkel zwischen den Obstbäumen; das nasse Gras durchtränkte ihre sandalenbewehrten Füße, als sie schnell zu dem kleinen Tor lief, das in die Stadt führte. Zwei Palastwachen waren dort postiert, aber ein Blick darauf, wer sie war, genügte, um ihr den Weg hindurch freizumachen.
    Die Straßen außerhalb des Palasts waren dunkel und ruhig, und die Nacht war nach dem jüngsten Regenguss warm. Geräusche der Stadt tönten aus der Bucht unten hervor, klangen in der stillen Luft lauter: das Anbranden des Meeres am Ufer, das dichte Summen von Leben in den Wirtshäusern und Bordellen entlang der Küstenlinie. Kurz dachte Shaan sehnsüchtig an ihr Leben im Red Pepino zurück. Als sie noch in den Gasthäusern dort unten getrunken oder hinter den Betrunkenen hergewischt hatte, hatte sie nie auch nur einen Gedanken auf uralte Götter oder Diplomaten aus den Freilanden verschwendet. Ein anderes Leben. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie den Bruder, den sie gefunden hatte, dagegen eingetauscht hätte, es zurückzubekommen. Oder die Mutter. Sie blieb für einen Moment stehen, sah die gelben Lichter an, die Rauchfahnen. Der letzte Atemzug vor dem Ende … Die Formulierung ging ihr durch den Sinn wie ein Lied, ein zufälliger Gedanke. Wie lange noch, bis diese Stadt Feuer und Tod übergeben wurde? Wie lange, bis er kam? Cara merak, Arak-si . Komm zu mir, meine Geliebte. Azoths Stimme war eine Erinnerung in ihrem Kopf; verärgert über sich selbst dafür, daran gedacht zu haben, schüttelte sie sie ab und wandte sich von der Bucht ab, ging auf die steileren Straßen zu, die zur Drachenanlage führten. Sie wusste, dass es nur einen gab, dem sie diese Neuigkeiten über Nilah als Erstes erzählen musste, und es überraschte sie, dass es nicht ihr Bruder war.
    Sie brauchte beinahe eine Stunde, um zu den Quartieren der Septenführer zu gelangen, und als sie endlich in der Nähe davon war, schmerzte Shaans verletztes Bein. Obwohl Balkis nun Armeemarschall war, lebte er immer noch in demselben kleinen Gebäude weit hinten in der Ansammlung von Häusern zwischen den Bäumen oberhalb des Pavillonplatzes. Shaan tastete sich vorsichtig den dunklen, schmalen Pfad entlang, kam an seine Tür und klopfte leise. In den Fenstern einiger der anderen Häuser, die sie passiert hatte, leuchteten ein paar Lampen, aber Balkis’ Quartier war dunkel und still. Vielleicht war er nicht einmal hier. Shaan biss sich auf die Lippen, klopfte wieder und sah sich um, besorgt, dass andere sie sehen würden. Endlich hörte sie drinnen eine Bewegung, und die Tür öffnete sich. Balkis stand mit nacktem Oberkörper im Türrahmen; er trug nur ein Paar leichter Hosen. Er blinzelte sie im schwachen Licht der Lampe, die er trug, an.
    »Shaan? Was tust du …«
    »Lass mich einfach rein.« Sie drängte sich an ihm vorbei durch die Tür.
    »Natürlich, komm herein …«, sagte er trocken, als er die Tür schloss.
    »Wo können wir reden?«, sagte sie.
    »Da hinten.« Er wies auf eine Tür am Ende des kurzen Flurs.
    Sie zog sich das Seidentuch von den Schultern, als sie den kleinen Wohnraum betrat, und Balkis, der ihr dichtauf folgte, stellte die Lampe auf einem schmalen Tisch ab.
    »Shaan, was geht hier vor?«, fragte er. »Frauen tauchen zu dieser Stunde eigentlich nur aus einem Grunde an meiner Tür auf.« Sein Ton war schläfrig, intim, und Gereiztheit überkam sie.
    »Wie wunderbar für sie«, sagte sie, »aber das ist nicht der Grund dafür, dass ich hier bin.«
    Er lächelte. »Eifersüchtig?«
    Sie holte tief Luft. »Balkis, Nilah hat mich heute Nacht in ihre Gemächer bestellt. Sie war betrunken, aber nicht zu betrunken, um zu beschließen, den Freilanden den Krieg zu erklären.«
    Sein Gesichtsausdruck wurde ernst. » Was ?«
    »Sie geht von der törichten Vorstellung aus, dass diese Tat ihr Respekt im Rat verschaffen wird«, sagte Shaan, »und sie will nicht mit Rorc oder Morfessa sprechen, bevor sie es tut.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich dachte immer, sie sei nur zügellos, aber nicht dumm. Was denkt sie sich nur?« Er wandte sich einem offenen Türdurchgang zu. »Ich werde mich anziehen und Rorc warnen. Vielleicht kann er Morfessa dazu bringen, sie aufzusuchen.«
    »Warte«, sagte Shaan. »Wenn sie erfährt, dass ich es dir erzählt habe, wird sie mich hinauswerfen. Dann werde ich nicht mehr in der Lage sein,

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