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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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noch nichts erzählt hatte. »Rorc braucht mich, Mutter«, sagte er. »Und es fühlt sich an, als ob ich mitkommen sollte.«
    Ihr Gesichtsausdruck war hart vor Kummer. »Karnit wird versuchen, dich zu töten.«
    »Und es wird ihm nicht gelingen«, sagte Shaan, Entschlossenheit und Herausforderung in der Stimme. »Ich komme auch mit.«
    Mailuns Blick wurde weicher. »Natürlich, ihr beide, mit ihm …« Sie stieß einen langen Atemzug aus und schüttelte resigniert den Kopf.
    »Was meinst du damit – ›mit ihm‹?«, sagte Tallis. »Warum nicht mit Rorc? Und du solltest dir keine Gedanken wegen Karnit machen; meine Kraft ist gewachsen, Mutter. Ich habe allein mühelos einen Alhanti besiegt. Ich bin stärker als Karnit, er kann mir nichts antun.«
    Ihr Blick war gemessen und traurig, und sie hob eine Hand, um sein Gesicht zu umfangen. »Solch ein Selbstbewusstsein – doch so sehr wie er.«
    »Wie wer?« Er ergriff ihre Hand. Jetzt standen unvergossene Tränen in seinen Augen, und ein kaltes Gefühl der Leere breitete sich in ihm aus. »Wie wer, Mutter?«, fragte er wieder. »Haldane? Meinst du ihn?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Mutter?« Ungeduld erfüllte ihn. »Wenn du dir solche Sorgen wegen Rorc machst, warum kommst du dann nicht mit, um ihn kennen zu lernen?«
    »Nein.« Sie entzog ihm ihre Hand; ihre Stimme war lauter als zuvor.
    »Warum nicht? Ich habe ihm gesagt, dass du hier bist, er …«
    »Was? Hast du ihm meinen Namen genannt?«
    »Nein.« Er konnte nicht verstehen, warum sie so angsterfüllt dreinsah. »Mutter, was ist?«
    »Kennst du Rorc?«, fragte Shaan ruhig.
    Mailun zögerte und sagte dann sehr leise: »Ja. Ich kenne ihn.«
    »Wie das?«, fragte Tallis.
    Sie wich seinem Blick aus. »Ich hatte gehofft, dir das nicht erzählen zu müssen, aber …« Ein Ausdruck von Selbstironie huschte über ihr Gesicht. »Natürlich wusste ich, dass ich es würde tun müssen; es ist nur sehr schwer. Ich habe Angst davor, es dir zu sagen, Sohn.« Sie schaute zu ihm hoch, und er sah es in ihrem Gesicht, bevor sie es aussprach: »Rorc ist dein und Shaans Vater.«
    Er spürte das Blut in seinem Kopf rauschen und brachte keinen Ton heraus.
    Ihr Gesicht hatte einen gequälten Ausdruck, als sie von ihm zu seiner Schwester blickte. »Ich hätte dir nicht erzählen sollen, er sei tot, aber für viele Jahre war er das … zumindest für mich.« Eine Träne fiel auf ihre Wange. »Ich dachte, ich würde ihn nie wiedersehen.«
    »Rorc ist unser Vater?«, fragte Tallis ungläubig.
    »Er weiß es nicht«, sagte Mailun rasch. »Er hat mich verlassen, bevor er wissen konnte, dass ich euch unter dem Herzen trug.«
    »Er wird es bald begreifen, wenn er dir begegnet«, sagte Shaan. Ihr Tonfall war trocken, anklagend, und Mailun schaute rasch zu ihr hoch.
    »Seid nicht böse auf ihn«, sagte sie.
    »Warum nicht?«
    »Weil es mir zukommt, jenen Ärger mit mir herumzutragen, nicht euch. Und ich bin diejenige, die euch beide belogen hat. Rorc hätte mich nicht verlassen, wenn er von euch gewusst hätte.«
    »Warum hat er dich dann verlassen?«, fragte Shaan, aber Mailun schüttelte nur den Kopf und wollte nicht antworten.
    »Was wirst du tun?«, fragte Tallis.
    »Ich weiß es noch nicht.« Mailun seufzte. »Es ist nicht leicht, die Schmerzen der Vergangenheit noch einmal zu durchleben. Aber nun, da ich weiß, dass ihr ihm so nahesteht, muss ich mit ihm sprechen. Wenn er denn bereit ist, mich zu sehen.«
    Einen Moment breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus; dann sagte Shaan: »Ich muss in den Palast zurück.«
    »Und ich muss Rorc aufsuchen«, sagte Tallis ohne jeden Versuch, den Vorwurf in seinem Tonfall abzumildern.
    »Es tut mir leid, Sohn«, sagte Mailun, aber er wusste nicht, was er zu ihr sagen sollte. Nun hatte sie ihn schon zweimal bezüglich seines Vaters belogen. Erst hatte er geglaubt, es wäre Haldane, dann hatte sie ihm erzählt, sein Vater sei tot, und jetzt … Rorc.
    »Dann komm«, sagte er zu Shaan, »ich gehe ein Stück Weges mit dir.«
    Unfähig, seine Mutter anzusehen, wandte er sich von ihr ab und verließ mit Shaan die Kuppel.
    Shaan hatte kaum länger als zwei Stunden in ihrem Bett gelegen, als ein Wachsoldat an ihre Tür klopfte und nach ihr rief.
    Sie quälte sich hoch. Ihre Augen fühlten sich an, als hätte sie Sand hineingerieben, und noch nicht einmal ein paar Spritzer kalten Wassers sorgten dafür, dass sie sich besser fühlte. Sie zog sich Nilahs altes Kleid über den Kopf und ging hinaus zu dem

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